Allergien bei Babys und Kleinkindern
Allergien sind heutzutage weit verbreitet. Die Palette reicht dabei vom bekannten Heuschnupfen über Tierallergien bis hin zu Lebensmittelunverträglichkeiten. Experten gehen davon aus, dass die Verbreitung von Allergien weiter voranschreiten wird. Die Statistik gibt dem Recht - rund jedes dritte Baby wird mittlerweile mit einer allergischen Veranlagung geboren.
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Was ist eine Allergie?
Allergien werden von den verschiedensten Substanzen ausgelöst und können zu ganz unterschiedlichen Symptomen führen. Eines haben sie jedoch gemeinsam - der Körper reagiert auf etwas an sich Harmloses wie Pollen oder Milben mit der Bildung von Abwehrstoffen. Diese Antikörper wiederum lösen in der Haut und in den Schleimhäuten die Bildung von Histamin und anderen Gewebshormonen aus, die die typischen allergischen Reaktionen wie Schwellungen und Juckreiz verursachen.
Warum der Körper Allergien entwickelt, ist nicht genau bekannt. Zum Teil scheint die genetische Veranlagung dabei eine wichtige Rolle zu spielen. Sind beide Elternteile Allergiker, wird das Kind mit rund 40- bis 60-prozentiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine Allergie entwickeln. Bei nur einem betroffenen Elternteil stehen die Chancen noch immer bei 20 bis 40 Prozent.
Als weiterer Faktor gilt unter Experten der hohe Hygienestandard in Industrieländern. Im Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern wird oft auf antibakterielle Reinigungsprodukte zurückgegriffen, so dass der Körper sich nicht mit Bakterien oder Viren auseinandersetzen muss. Das unterforderte Immunsystem richtet sich dann in manchen Fällen gegen etwas anderes. Doch auch Umweltgifte, Stress oder Ernährungsweise kommen als Auslöser in Frage. Rund 15 Prozent der Neugeborenen entwickeln Allergien ohne genetische Vorbelastung.
Kann ich mein Kind vor einer Allergie schützen?
Die ersten sechs Lebensmonate voll zu stillen gilt als bester Schutz gegen Allergien. Ist dies nicht möglich oder nicht erwünscht, kann ersatzweise auf hypoallergene Säuglingsnahrung zurückgegriffen werden. Diese meist mit dem Zusatz “HA” versehenen Milchnahrungsprodukte enthalten kaum allergieauslösende Stoffe.
Experten raten, Beikost erst nach dem 6. Lebensmonat einzuführen. Ein neues Nahrungsmittel pro Woche gilt als idealer Einstieg. Auf Lebensmittel mit hohem Allergierisiko sollte vor dem ersten Geburtstag wenn möglich verzichtet werden. Dazu zählen unter anderem frische Kuhmilch, Eier, Tomaten, Zitrusfrüchte, Soja, Schokolade, Weizenmehl oder Nüsse.
Zigarettenrauch gilt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen als allergiefördernd. Doch bereits vor der Geburt können Zigaretten zu einer späteren Allergie des Kindes führen. Raucht eine Frau während der Schwangerschaft weiter, steigt das Allergierisiko für ihr Baby um das Achtfache an.
Hat ein Baby im ersten Lebensjahr Kontakt zu Haustieren, besteht die Gefahr der Entwicklung einer Tierhaarallergie. Katzen, Hunde oder Meerschweinchen gelten dabei als wahrscheinlichste Auslöser einer Allergie. Es gibt allerdings einzelne Hunde- und Katzenrassen, die als allergiefreundlich gelten.
Hausstaubmilben zählen zu den stärksten Allergieauslösern in den eigenen vier Wänden. Vor allem im Schlafbereich des Kindes sollten daher Maßnahmen ergriffen werden, sie fernzuhalten. Hypoallergene Matratzen, kein Teppich in der Nähe des Gitterbettes - das sind nur zwei Beispiele dafür, wie man einer Hausstauballergie bei Kleinkindern vorbeugen kann.
Laut Experten vermindern auch verschiedene Impfungen das Allergierisiko in den ersten Lebensmonaten. Sie raten, Kleinkinder gegen Keuchhusten, Masern, Diphterie und Tetanus impfen zu lassen, um die Wahrscheinlichkeit einer Allergieentwicklung zu reduzieren.
Die ersten Symptome einer Allergie
Bei entsprechender genetischer Veranlagung oder durch Umwelteinflüsse kann es trotz der Ergreifung vorbeugender Maßnahmen zu einer Allergie kommen. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome dafür nicht immer eindeutig zu erkennen. Allergische Reaktionen auf Hausstaubmilben beispielsweise sind gekennzeichnet von einer verstopften Nase. Da sie jedoch meist im Winter auftreten, wo symptomgleiche Erkältungen häufig sind, werden sie oftmals für einen harmlosen Schnupfen gehalten.
Doch gerade bei Kleinkindern ist es wichtig, Allergien frühzeitig zu erkennen, um die Ausbildung von weiteren Allergien zu verzögern oder gar zu vermeiden. Denn aus einer von Nahrungsmittelunverträglichkeit verursachten Neurodermitis im Säuglingsalter entwickelt sich bei rund jedem zweiten Kind im Kleinkindalter Asthma, zu dem sich im Schulalter nicht selten noch eine Pollenallergie gesellt. Diese sogenannte Allergiekarriere zu unterbrechen ist das Ziel einer frühzeitigen Allergiebehandlung. Doch dazu müssen etwaige Symptome früh erkannt und die auslösenden Allergene rasch gefunden werden. Allergische Reaktionen können chronisch oder akut auftreten. Betroffen sind meist die Haut, die Augen, die Atmungsorgane und der Verdauungstrakt.
Zu den häufigsten Symptomen zählen:
- Rötungen oder Schwellungen der Haut
- Nesselausschlag, Neurodermitis
- geschwollene oder verklebte Augenlider
- Dauerschnupfen oder häufiger Niesreiz
- häufige Entzündungen im Hals-Rachen-Raum
- akute Atemnot
- Durchfall oder Erbrechen
- kolikartige Bauchschmerzen
In Ausnahmefällen kann es zu einem Schockzustand kommen, der von einer sehr heftigen Immunreaktion ausgelöst wird. Dieser sogenannte anaphylaktische Schock kann lebensbedrohlich sein. Daher sollten Kinder, bei denen eine Allergie - beispielsweise auf Insektenstiche - bekannt ist, immer ein Notfall-Set dabei haben und ihre Betreuungspersonen im Umgang damit geschult sein.
Welche Allergie-Tests gibt es?
Besteht der Verdacht einer Allergie, kann mittels Prick-Test der Auslöser dafür gefunden werden. Dabei werden verschiedene Allergene auf die Haut aufgetragen und danach die Stellen mit einer Nadel oberflächlich leicht angeritzt. Dadurch kommt es bei einer Allergie zu Hautirritationen an den Punkten, an denen die auslösenden Substanzen aufgetragen wurden.
Alternativ dazu wird beim Reib-Test die vermutete allergieauslösende Substanz auf den Unterarm des Kindes gerieben. Rötungen, Schwellungen oder ein Ausschlag bestätigen wie auch beim Prick-Test die Allergie.
Im Rahmen des Intrakutantests wird eine kleine Dosis des Allergens unter die Haut gespritzt. Dadurch kann unter anderem auch festgestellt werden, ob bereits eine kleine Menge des betreffenden Auslösers allergische Reaktionen verursacht oder ob intensiver Kontakt nötig ist. Auch wie lang eine Substanz auf den Körper einwirken muss, um zu den typischen Symptomen zu führen, kann damit überprüft werden.
Als alleiniger Test zur Feststellung einer Allergie ist der Intrakutantest aber ungeeignet, weil er auch falsch positive Ergebnisse zeigen kann.
Beim Epikutan- oder Pflastertest wird das Allergen mittels Pflaster auf die Haut aufgebracht. Dieses Verfahren wird meist dann angewendet, wenn eine längere Einwirkzeit nötig ist, um Hautirritationen zu zeigen.
Bei Kindern hat sich allerdings gezeigt, dass diese bei Erwachsenen gut funktionierenden Tests oft auch trotz bestehender Allergie kein Ergebnis zeigen. Daher wird vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter eine Allergie meist durch Beobachtung und das Führen eines Tagebuchs über die Symptome festgestellt.
Wichtig ist dabei:
- Was hat das Kind gegessen oder getrunken?
- Hatte es Kontakt zu bestimmten Tieren oder Pflanzen?
- Hatte es Kontakt mit allergieauslösenden Substanzen (Waschmittel, Badezusätze, ungewaschene neue Kleidung, metallhaltiger Schmuck, Chlorwasser,...)?
- Wann sind welche Symptome aufgetreten?
Die häufigsten Allergien bei Säuglingen und Kleinkindern
Lebensmittelunverträglichkeiten zählen zu den häufigsten Auslösern von allergischen Reaktionen. Kuhmilch und Eier führen dabei die Liste der allergenen Nahrungsmittel an. Doch auch Weizen, Soja oder Nüsse können im Baby- und Kleinkindalter Allergien auslösen.
Neurodermitis kann bereits in den ersten Lebenmonaten auftreten. Die Ursachen dafür sind vielfältig - Stress, Wetterumschwünge, rauhe Kleidung, in seltenen Fällen auch Nahrungsmittel, Pollen oder Hausstaubmilben können diese Hautirritation verursachen.
Sogenannte Inhalationsallergien treten zumeist erst ab dem Kleinkindalter auf. Die typischen Anzeichen sind Heuschnupfen oder Asthma, tränende oder juckende Augen, Niesreiz und schnupfenähnliche Symptome. Auslöser dafür sind meist Pollen, Tierhaare oder Hausstaubmilben.
Das Leben mit einer Allergie
Werden Allergien früh erkannt und die Auslöser dafür weitgehend aus dem Alltag des Kindes entfernt, stehen die Chancen gut, dass sich die Allergien “auswachsen”. Es stehen aber auch medikamentöse Therapieformen zur Verfügung. Die Gabe von Antihistamin lindert die Symptome, was vor allem bei zeitlich begrenzt auftretenden Allergien wie Pollenallergie hilfreich ist.
Eine weitere Möglichkeit der Therapie besteht in der Hypersensibilisierung. Dabei wird der Körper langsam an das Allergen gewöhnt, bis er keine Reaktionen darauf mehr zeigt. Mittels Injektionen, Tabletten oder Tropfen wird dem Kind dabei eine stetig steigende Dosis der betreffenden Substanz verabreicht. Dieser Prozess ist beispielsweise bei Insektenallergien von Vorteil, die Behandlung kann allerdings einige Jahre dauern.
Besteht der Verdacht auf eine Allergie, ist der Kinderarzt der erste Ansprechpartner. Er kann andere Ursachen für die beobachteten Symptome ausschließen und die weitere Therapie in die Wege leiten. Aufgund der medizinischen Fortschritte auf diesem Gebiet und der steigenden Angebote der Nahrungsmittelindustrie für die Betroffenen bedeuten Allergien heutzutage meist keine oder nur minimale Beeinträchtigungen im Alltag.
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