BabyForum Interviews: delphia680
Wer im BabyForum.at aktiv ist, kennt bestimmt unsere Userin delphia680! Wir haben delphia interviewt und sie hat uns von den Freuden - und Stolpersteinen - als Mama von drei Mädchen erzählt.
Das ist delphia680
- Echter Name: Rike
- Mama von: drei Mädchen (6 Monate, 2 Jahre und knapp 4 Jahre)
- Zu Hause: im Burgenland
- Im BabyForum: seit Mai 2016
- Kommentare: 11.000+
- Reaktionen: 7.900+ Likes, 3.300+ Lustig und 850+ Hilfreich
- Profession: Assistentin der Geschäftsführung im Finanzbereich, eine dieser „Vollblut-Mamas“
- Besonderheiten: Kann verdammt gut kochen ;) Ich bin manchmal mit dem Mund schneller als mit dem Kopf - immer gerade heraus auch, wenn es manchmal nicht gut ankommt. Für Freunde und Familie gebe ich mein letztes Hemd.
1) Hallo delphia680! Schön, dass wir dich in unserer Interviewserie dabei haben. Erzähl uns kurz etwas von dir, wo bist du aufgewachsen, wo liegen deine Interessen?
Hallo, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich bin in einem kleinen Ort in Deutschland aufgewachsen - mein Mann nennt es „Nord-Nord-Österreich“. Einen nicht unwesentlichen Teil meiner Kindheit habe ich in Bayern auf dem Segelboot verbracht, daher zieht es mich immer ans Wasser. Meine Interessen sind so vielfältig wie die Farben des Pfaus.
Ich bin sehr umtriebig und brauche immer einen gewissen Stresspegel. Ich nähe gern für meine Mädels - „Schlechtwetterarbeit“. Ich koche gern mit hochwertigen Produkten, baue auch gern: in meinem Garten habe ich mir eine 7 Meter lange Outdoor-Küche gebaut. Mein Mann hat mir letztes Jahr einen Schmiedekurs geschenkt, ich bin Gründungsmitglied in einem Kulturverein, welcher kommendes Jahr ein Wikingerdorf entstehen lassen wird… Unzähliges!
2) Wie gestaltet sich dein Familienleben mit deinen drei Mädels – gibst du uns einen Einblick in deinen Alltag?
Puh. Es gibt einen groben Rahmen, nach dem unser Tag funktioniert. Meine Kinder haben dankbarerweise meinen Nachtschlaf immer weitestgehend respektiert. Aufstehen ist bei den Mädels gegen 6 Uhr. In der Früh ist „ruhige Zeit“. Die Mädels bekommen Milch, Mama trinkt Kaffee und dann begeben sich alle auf die Couch zum „Aufwach-Kuscheln“. Die Kleinste schläft meist bis 6.30/7 Uhr. Papa macht sich autark zu unserer Routine fertig und fährt dann arbeiten- er frühstückt nicht.
Halb 7 Uhr mache ich die Jause und um 7 Uhr heißt es dann, fertigmachen für den Kindergarten. Bad, allesamt anziehen, Haare machen - das dauert bei der Mähne der Großen.
Um 7.50 Uhr raus und zum Kindergarten, wir brauchen nur 5 Minuten dorthin. Mädels an der Hand, Minimaus im Tragetuch. Frühstück gibt’s dann kurz nach 8 Uhr für die beiden Kleinen. Die Große isst so früh nicht und bekommt Jause im Kindergarten.
Nach dem Frühstück läuft jeder Tag anders. Manchmal gibt es ein kurzes Treffen mit einer Freundin, manchmal erledige ich etwas im Haus, Besuch bei meinen Eltern, schauen, ob bei unserem Grund im Wald alles okay ist – einfach tun, was getan werden muss ... ach ja, Haushalt gibt’s auch noch.
Mittags holen wir die Große, gehen manchmal einkaufen. Die Mäuse sind brav beim Einkaufen, daher gehe ich gerne auch mit allen. Mittagessen meist gegen 13 Uhr. Je nach Wetter stehen Garten, Spielplatz oder Spielzimmer an und nebenher gibt’s hie und da mal einen Handgriff oder einen Staubsaugerschwung. Gegen 18 Uhr wird etwas gegessen und um 18.30/ 19 Uhr geht’s für die Mädels ab in die Kiste. Wir lesen noch eine Gute Nacht Geschichte und um 19/19.30 Uhr haben wir nur mehr die Minimaus im Actionmodus- die geht so 20/20.30 Uhr richtig schlafen. Start für Wäsche machen, aufräumen, Schreibarbeiten, Organisation…was so anfällt.
3) Wie findest du für dich selbst Zeit zwischen all diesen Aufgaben?
Hmm. So richtig effektiv ehrlich gesagt nicht. Ab und zu verschwinde ich am Abend mal in die Badewanne. Alle paar Monate vergrabe ich mich in der Küche und koche etwas besonders Gutes - das entspannt mich und der Gatte freut sich auch.
Einmal im Monat/alle zwei Monate sind die beiden Älteren für 2 Nächte bei meinen Schwiegereltern. Diese Zeit wird gewöhnlich genutzt, um größere Arbeiten zu erledigen: Sanierungen am Haus, alles Liegengebliebene abarbeiten, neue Projekte vorantreiben, Auto aus dem Chaos-Modus holen und putzen - ich mag es gar nicht, wenn das Auto verdreckt ist. Und in erster Linie - Wäsche machen! Wenn die Jüngste aus dem Gröbsten raus ist, steht ein Wellness -Wochenende ohne Kinder am Programm, bis dahin heißt es, durchhalten
4) Was sind deiner Erfahrung nach die größten Stolpersteine im Familienleben, wenn Kinder in die Welt treten?
Das Umfeld! Und zwar nicht nur Bekannte und Familie- sogar Menschen, die man im Leben noch nie gesehen hat. Dicht gefolgt vom Internet. Es ist faszinierend, wie viel Blödsinn einem erzählt wird, wenn man Mama wird. Und wie Wildfremde es schaffen, einen maßlos zu verunsichern! Ich bin Gott sei Dank immer schon sehr intuitiv und verankert gewesen, was den Umgang mit meinen Kindern angeht.
Aber ich kenne sehr viele Frauen, die völlig verzweifelt sind, weil sie so viel Druck von außen bekommen. Sei es das Stillen/Füttern, das Schlafen legen, Wickeln, etc. Als hätte man als frische Mama nicht schon genug Ängste und Selbstzweifel, mit denen man lernen muss umzugehen, zusätzlich zu diesem kleinen Bündel Glück, von dem man absolut keine Ahnung hat, wie „es“ funktioniert und was es will.
5) Und dem gegenüber, was sind deine schönsten Freuden am Mama-Dasein?
Diese extreme Tiefe aller Gefühle. Die Intensität der Liebe, welche ein Papa nie haben kann (sorry guys). Dieses Wunder Leben, das man fortan beschützen möchte. Der Stolz, wenn sie etwas Neues entdeckt/gelernt haben und mit leuchtenden Augen davon erzählen oder einen einfach nonverbal teilhaben lassen, sich schier überschlagend vor Glück.
Ich mag es, unbeschwert selbst wieder zum Kind werden, wenn man herumalbert. Aber auch diese innigen Momente, in denen man kuschelnd Bücher liest oder sich einfach nur unterhält über die irrwitzigsten Dinge. Der Moment, wenn du Auto fährst und deine 3-Jährige dir Löcher in den Bauch fragt über die Gangschaltung. Das kann sehr lustig sein.
6) Wenn du so zurückschaust, auf die Erfahrungen, die du durch deine Schwangerschaften, die Geburten und die Zeit danach gemacht hast – was würdest du sagen, ist etwas ganz Spezielles, das du daraus erlernt hast und für dein Leben mitnehmen wirst?
Geduld. Ruhe. Einfach mal einen Schritt zurückzugehen und von der anderen Seite in die Situation zu schauen. Ich rege mich weniger auf und sehe die meisten Sachen inzwischen mit einem Lächeln. Ich habe mir angeeignet, immer danach zu gehen: „Kann ich es ändern, weil ich mich aufrege? Nein. Ich mache es einfach nächstes Mal anders.“„Kann es etwas daran ändern, was mein Kind gerade angestellt hat? Nein. Aber vielleicht bekomme ich es dazu, nächstes Mal vorsichtiger zu sein.“
Jeder Tag hat mit Kindern so viel Potenzial, sich aufzuregen, zu ärgern - da muss man filtern an welcher Stelle es sinnlos ist. Sonst wird man mit 3 kleinen Nasen, glaube ich, irgendwann von Magengeschwüren zerfressen.
Und das Wichtigste - auf sich selbst und vor allem dem Kind mehr vertrauen/zutrauen.
7) Gibt es schöne Erinnerungen oder Erlebnisse, die deine eigene Kindheit geprägt haben und die du an deine Kinder weitergeben möchtest?
Schwierige Frage, meine Kindheit war nicht einfach. Ich fürchte, ich habe überwiegend Dinge mitgenommen, die ich ihnen genau nicht mitgeben möchte. Aber das ist auf eine Art auch sehr hilfreich. Denn genau genommen hat mir ja genau das geholfen, die Mama zu sein, die ich jetzt bin. Und zumindest bekomme ich von meinem Umfeld, als auch meinen Eltern, das Feedback, bisher einen guten Job zu machen. Nicht falsch verstehen, ich hatte auch sehr schöne Erlebnisse in meiner Kindheit… aber nichts, das ich rückblickend als prägend bezeichnen würde.
8) Du bist mittlerweile schon über 3 Jahre im BabyForum, stets engagiert und mit mehr als 11.000 Kommentaren als echte Veteranin zu bezeichnen. Was hat dich eigentlich zum BabyForum gebracht und bewegt so lange zu bleiben?
Als ich meine große Tochter bekommen hatte, merkte ich schnell, dass - zumindest bei mir - sich nicht automatisch lauter neue Bekanntschaften auftun, nur weil man ein Baby hat und zufällig einer anderen Mama begegnet. Ich wollte andere Mamas finden, was auch recht schnell bei einer eigentlich inaktiven Mama funktionierte. Ich hatte in einen alten Thread geschrieben. Eine Weile hatten wir privat Kontakt, aber es schlief nach ca. 1 Jahr ein. Ich fand in den Oktober2015 Thread und da waren lauter nette Mädels, mit denen man sich super austauschen konnte. Gemeinsame Sorgen und Ängste, Freude, Neues oder Erfahrungen austauschen konnte.
Dann entschieden wir uns für ein zweites Kind und so fiel ich quasi in den Schoß der Hibbelmädels. Ich hatte inzwischen schon ein bisschen mehr Forumserfahrung und eröffnete mit der erneuten Schwangerschaft den Monats Thread unserer Mittleren, was automatisch eine gewisse Aktivität mit sich brachte.
Genauso ging es dann bei unserer jüngsten Maus..Hibbelmädels, MonatsThread.
Ich habe im Babyforum sehr viel über die Themen Schwangerschaft, Geburten, Kinderwunsch, Entwicklung gelernt. Einerseits über den Austausch mit Müttern als auch das Mitlesen in manchen Bereichen, wie z.B. IVF/ICSI.
Es ist faszinierend, was der weibliche Körper zu leisten im Stande ist, wie er funktioniert und wie wenige Frauen sich auskennen/damit beschäftigen.
9) Ich finde es toll, wie oft du neuen Nutzerinnen im Forum mit Rat und Tat zur Seite stehst. Hast du dafür ein ausgeprägtes Gen oder siehst du es schon auch ein bisschen als Aufgabe andere (werdende) Mamas mit deinen Erfahrungen zu unterstützen?
Dankeschön! Ich habe ein bisschen ein Helfer-Syndrom. Aber vor allem finde ich es wichtig, wenn man etwas weiß, andere daran teilhaben zu lassen. Fehlinformation ist ja auch nicht gerade ohne Konsequenzen- vor allem im Bereich Kinderwunsch!
Sei es die Frage, wie man einen Ovulationstest richtig benutzt, warum ein Zyklus in 2 Hälften funktioniert und wie lang diese bei einer gesunden Frau sein sollten, warum ein Baby in der Anhock-Spreiz-Haltung getragen werden muss, etc. Dass Gestationsdiabetes in keiner Weise schlimm ist, aber trotzdem nicht einfach lapidar abgetan werden darf. Bei diesem Thema gibt es leider noch sehr viel „Schwarz-Weiß-Denken“ und auch einige ungeschulte Allgemeinmediziner als auch Frauenärzte. Die betroffenen Schwangeren bekommen dann entweder Panik (vor was auch immer) oder sie denken sich: „Ist ja eh nix, der Arzt hat ja eh keine Ahnung.“).
Ich selbst glaube auch lieber einer Frau, von der ich bereits etwas gelesen habe, und es dazu auch noch nachvollziehbar ist, dass die Person „echt“ ist. Also nicht nur als Person, sondern auch von dem was sie schreibt (man kann im Internet ja viel reden). Das schöne am BabyForum ist ja, dass eigentlich alle User irgendwie über x-Ecken auch im echten Leben miteinander verknüpft sind. Über diverse Treffen und/oder Monats-Threads trifft man sich über kurz oder lang auf einen Kaffee!
10) Gibt es Themen im Forum, die dir besonders am Herzen liegen?
Nachhaltigkeit bei Babyprodukten. Es gibt so tolle Alternativen zu z.B. Plastikflaschen, welche laut Hersteller regelmäßig ausgetauscht gehören, Oder den schweren Glasflaschen mit Bruchgefahr. Edelstahl von PURA zum Beispiel. Reduktion der Flut an „Babypflege“! Das Bewusstsein, dass Babys nicht zugecremt und gepudert gehören, sondern lange Zeit nur Wasser und ggf. ein paar Tropfen Öl brauchen. Stoffwindeln haben schon lange nichts mehr mit dem Graus der Vergangenheit zu tun!
Wichtig ist es auch, das Selbstvertrauen für Erstgebärende stärken. Bewusst machen, dass ein Baby zu bekommen wohl das Letzte ist, was uns geblieben ist, das man schlichtweg nicht beeinflussen kann! Also sollte man sich mit jedem Szenario anfreunden, damit man nicht zu schockiert ist, sollte es z.B. notwendig sein, dass das Baby auf die Neonatologie muss. Ich habe mir jedes Mal gesagt „Was auch passiert, ich bin in einem KH mit guter Neo und mein Mann wird unser Baby mit Argusaugen bewachen.“ Ich habe von einer Frau erzählt bekommen, die ständig gesagt bekam „Na aber du bekommst das Baby aber schon natürlich, gell?“, dass sie die totale Panik vor einem KS hatte, weil sie glaubte, dann “versagt“ zu haben.
11) Hast du im BabyForum echte Freundschaften entwickeln können und triffst du andere Userinnen öfters mal zum Kaffee- und Krabbelnachmittag?
Absolut! Mit @Sa_So15 ist eine tolle Freundschaft gewachsen. Sie wohnt glücklicherweise in der Nähe. Und auch mit @dinkelkorn und @LanLan wird immer mal wieder gefrühstückt oder sich zum Spielen und Quatschen getroffen.
Wir haben uns früher immer mal im Thread unserer Gegend allesamt zum Frühstücken mit den Zwergen verabredet und so hat man sich näher kennengelernt und auch so mal zwischendurch getroffen.
12) Was steht für dich und deine Familie in der Zukunft an – gibt es Pläne von denen du uns erzählen magst?
Wir möchten 2020 ein Wikingerdorf entstehen lassen, in damaliger Handwerksart, und sind da dieses Jahr in der Planung und Akquise. Das ist mal das familiäre Großprojekt, welches im Rahmen unseres Kulturvereines entstehen wird.
Und sonst gilt es jetzt erst mal, alles in die richtigen Bahnen zu bringen. Wir überlegen, das Haus etwas zu vergrößern - Mamas Hobbys brauchen Platz (und ich meine nicht die Kinder ;), die haben schon ihre eigenen Zimmer). Bei 3 Kindern zwischen 0 und 4 ist immer alles ein bisschen chaotisch. Aber ab Herbst gehen 2 von 3 in den Kindergarten, da wird’s dann um einiges leichter, den Haushalt zu schmeißen und Routine einzupflegen. Ich freue mich sehr auf unseren weiteren Weg und bin gespannt, was die Zukunft für uns bereit hält. Derzeit genieße ich es Mutter zu sein und dass ich die kostbare Möglichkeit habe, bei meinen Kindern sein zu dürfen.
Wir bedanken uns für das Interview!
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