Bildungskarenz nach der Elternkarenz
Möchtest du dich nach deiner Babypause beruflich verändern oder eine bessere Qualifikation für deinen Job erzielen, den du vor der Karenz hattest? Dann ist die Bildungskarenz eine arbeitspolitische Maßnahme, die du nutzen kannst, um deinen beruflichen Horizont zu erweitern. In Abstimmung mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin nimmst du dir eine Pause vom Job, bildest dich in dieser Zeit weiter oder holst einen Abschluss nach. Für frisch gebackene Eltern gibt es zudem die Möglichkeit, die Bildungskarenz direkt an die Elternkarenz anzuschließen.

Eine Auszeit für deine Weiterbildung
Grundsätzlich ist der Gedanke hinter der Bildungskarenz, dass sich österreichische Arbeitnehmer*innen, die die Voraussetzungen erfüllen, eine Auszeit vom herkömmlichen Arbeitsleben nehmen. Sie sind dann jedoch nicht untätig, sondern nutzen die frei gewordenen Ressourcen, um eine Weiterbildung oder eine Ausbildung zu absolvieren. Ziel sollte es stets sein, dein Wissen in einem bestimmten Gebiet zu vertiefen, deine beruflichen Kompetenzen zu verbessern, einen Abschluss nachzuholen (z.B. dein Studium zu beenden) oder einen Kurs zu belegen, der dich beruflich weiterbringt.
Arbeitgeberseitig entstehen dafür keine Kosten, du bekommst Weiterbildungsgeld gewissermaßen als Lohnersatzleistung vom Arbeitsmarktservice. Errechnet wird das Weiterbildungsgeld auf Basis deines vorangegangenen Einkommens unter Berücksichtigung der Beiträge, die du in die Sozialversicherung eingezahlt hast. Die Basis für die Berechnung bildet dabei jener Bezug, der dir zustehen würde, wenn du Arbeitslosengeld beziehst. Mindestens gebühren dir € 14,53 pro Tag (Stand 2024), du bist in dieser Zeit normal in der Sozialversicherung versichert. Anspruch auf Weihnachts- oder Urlaubsgeld besteht jedoch nicht. Wie die Berechnung in deinem Fall aussieht, kannst du mithilfe dieses Online-Rechners genau herausfinden.
Wie funktioniert die Bildungspause also?
Wenn du die Voraussetzungen für Weiterbildungsgeld erfüllst, kannst du dir Gedanken darüber machen, in welche Richtung es für dich beruflich gehen soll und welches Wissen du dir dafür noch aneignen musst. Gefördert werden alle Weiterbildungsmaßnahmen, die deine berufliche Position verbessern und/oder deine Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen. Hobbykurse oder deinem Grundberuf vollkommen fremde Ausbildungszweige werden im Rahmen der Bildungskarenz nicht anerkannt.
Ungefähr zeitlich mit der Wahl des passenden Kurses solltest du dich auch mit deinen Vorgesetzten zusammensetzen und über deine Pläne sprechen. Vielleicht gibt es innerhalb der Firma Wissenslücken, die noch gefüllt werden müssen, oder nach deiner Bildungskarenz Aufstiegschancen, die dir in Aussicht gestellt werden. Zwischen Arbeitgeber oder Arbeitgeberin und Arbeitnehmer*in wird eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet, dann kannst du einen Kurs oder ein Fachgebiet wählen, das du in der Bildungskarenz vertiefen möchtest. Der nächste Schritt führt dich zum AMS (Arbeitsmarktservice.) Spätestens drei Wochen vor Beginn der geplanten Ausbildungsmaßnahme musst du dort einen Antrag auf Weiterbildungsgeld stellen.
Tipp: Stehst du kurz vor dem Ablauf deiner Babypause? Dann kannst du die Bildungskarenz auch direkt an diese Phase knüpfen und letztlich frisch aus- oder weitergebildet wieder in deinen oder in einen neuen Beruf einsteigen!
Dauer der Bildungskarenz
Die Bildungskarenz umfasst 12 Monate, die du am Stück konsumieren oder auf bis zu vier Jahre aufteilen kannst. Jeder Teil muss mindestens 2 Monate umfassen, die Bildungskarenz muss jedenfalls nach dem vierten Jahr abgeschlossen und entsprechende Nachweise erbracht werden. Wer möchte, kann auch verschiedene arbeitspolitische Maßnahmen kombinieren wie beispielsweise Bildungskarenz und Bildungsteilzeit (Achtung Verwechslungsgefahr). Auch andere Bildungspakete sind denkbar – Aufklärung darüber erhältst du bei deinem*r AMS-Betreuer*in.
Welcher Kurs passt zu mir?
Wenn du dir nicht sicher bist, ob der von dir gewählte Kurs oder die entsprechende Ausbildung auch im Rahmen der Bildungskarenz akzeptiert wird, erkundige dich noch vor Kursbeginn bei deinem*r Betreuer*in vom Arbeitsmarktservice. Um das Potenzial der Bildungskarenz voll ausschöpfen zu können, empfiehlt es sich, dass du dir umfassende Gedanken darüber machst, welches Ziel du verfolgst. Du erzielst keinen beruflichen Mehrwert, wenn du einfach einen beliebigen Kurs belegst, der dich in Wirklichkeit nicht interessiert. Ehrlichkeit lohnt sich in diesem Fall für dich persönlich und deinen Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin. Schließlich soll dir die Bildungskarenz wertvolle Bonuszeit schaffen, in der du deine beruflichen Fähigkeiten verbessern kannst, ohne auf ein geregeltes Einkommen oder die Sozialversicherung verzichten zu müssen.
Fragen, die dir bei der Orientierung helfen können:
- Gibt es einen Skill oder Arbeitsbereich in meinem derzeitigen Tätigkeitsfeld, den ich noch ausbauen oder vertiefen möchte?
- Welche Kompetenzen muss ich erlernen, um auch andere Tätigkeiten in meiner Firma oder einem neuen Arbeitsumfeld ausführen zu können?
- Möchte ich mein Studium abschließen oder einen bestehenden Abschluss mit einem Post-Graduate-Lehrgang aufwerten?
- Möchte ich eine Sprache neu lernen oder meine Sprachkenntnisse vertiefen?
- Interessiere ich mich für die Selbstständigkeit? Gibt es Wissen (z.B. Betriebswirtschaft, Jus), das mir dazu noch fehlt?
- Wie sieht es mit meinen EDV-Kenntnissen aus?
- Möchte ich mein derzeitiges Wissen vielleicht mit den Berufsfeldern Marketing, Management, Projektmanagement, Finanz- oder Personalwesen kombinieren?
- Interessiere ich mich für ein vollkommen neues Berufsfeld? Möchte ich mir Wissen aus einem anderen Bereich aneignen, um später dort beruflich tätig werden zu können?
Grundsätzlich steht dir die Wahl des Kurses frei. Wie bereits erwähnt, werden Hobbykurse und jene, die ausschließlich in die Freizeitgestaltung fallen jedoch nicht akzeptiert. Zudem muss ein gewisser Zusammenhang zwischen deiner aktuellen beruflichen Qualifikation und dem von dir angestrebten Berufsfeld hergestellt werden können – außer du interessierst dich für eine umfassende Umschulung, wenn du dadurch deine Chancen am Arbeitsmarkt wesentlich erhöhst. Bist du dir noch nicht sicher, kannst du auch eine Bildungsberatung in Anspruch nehmen. Tipps und Informationen zu Weiterbildungen, die zu dir passen würden, gibt es beispielsweise beim AMS, aber auch im Zuge spezieller Beratungsangebote für Frauen (vor dem Wiedereinstieg nach der Karenz).
Tipp: Sprich mit deinem Arbeitgeber oder deiner Arbeitgeberin etwa drei bis vier Monate vor dem geplanten Start deiner Bildungskarenz über dein Vorhaben. So bleibt genug Zeit, um alles vorzubereiten.
Anbieter von Aus- und Weiterbildungen
Es gibt zahlreiche Institute, Schulen und Einrichtungen, die Kurse für die Bildungskarenz sowohl online als auch in Präsenz anbieten Wichtig ist dabei, dass es sich jedenfalls um einen anerkannten Anbieter handelt, wie z.B. der Comeniusakademie. Nicht alle Angebote werden vom Arbeitsmarktservice als Weiterbildung akzeptiert. Bei einer Online-Weiterbildung, solltest du darauf achten, dass Anfang und Ende des Kurses klar definiert sind, es einen fixen Lehrplan/Stundentafel gibt, du mit dem Lehrinstitut stets in Kontakt treten kannst (Feedback durch die Kursleitung) und Inhalte auch interaktiv erarbeitet sowie überprüft werden (z.B. Übungsaufgaben, Tests, Online-Seminare).

Voraussetzungen für den Anspruch auf Bildungskarenz
Bevor du dich auf die Suche nach dem passenden Kurs machst, ist eine Abklärung erforderlich, ob du den Anspruch auf Weiterbildungsgeld erfüllst. Das sind die Voraussetzungen für deine Bildungskarenz:
- Dir würde Arbeitslosengeld gebühren, wenn du dich beim AMS beschäftigungslos melden würdest.
- Du hattest in den vergangenen sechs Monaten eine versicherungspflichtige Beschäftigung beim gleichen Arbeitgeber. (Mehr als geringfügig)
- Die Bildungsmaßnahme ist anerkannt oder wurde dir individuell vom AMS bestätigt.
- Du kannst den erforderlichen Leistungsnachweis von mindestens 20 Stunden pro Woche oder 16 Stunden pro Woche (Eltern ohne Betreuungspmöglichkeiten für ein Kind unter sieben Jahre) bringen.
- Bei einem Studium musst du jeweils nach sechs Monaten belegen, dass du Prüfungen im Ausmaß von 8 ECTS-Punkten oder 4-Semester-Wochenstunden absolviert hast.
- Dein Arbeitgeber oder deine Arbeitgeberin ist mit der Bildungskarenz einverstanden und du hast dafür auch eine Bestätigung.
- Du hast in den letzten vier Jahren keine Bildungskarenz absolviert.
Antragstellung beim Arbeitsmarktservice
Wenn du an deinem Arbeitsplatz alles geklärt und auch einen für dich passenden Kurs gefunden hast, führt dich dein nächster Weg zum für dich zuständigen AMS. Dort stellst du gemeinsam mit deinem*r Betreuer*in einen Antrag auf Weiterbildungsgeld oder du reichst den Antrag eigenständig über dein e-AMS-Konto ein. Der richtige Zeitpunkt dafür: 3 Wochen vor Beginn deiner Weiterbildung.
Bildungskarenz an die Elternkarenz anschließen
Eine sinnvolle Möglichkeit ist die Bildungskarenz direkt nach der Elternkarenz für alle jene, die vor ihrem Wiedereinstieg in den Beruf noch etwas Neues lernen oder ihre Kompetenzen verbessern möchten. Das bedeutet in der Praxis, dass du unmittelbar nach dem letzten Tag, an dem du Kinderbetreuungsgeld bekommst, mit deiner Weiterbildungsmaßnahme startest und entsprechend Weiterbildungsgeld vom AMS beziehst.
Wichtig: Hier kommt es wirklich auf den Stichtag an. Die Maßnahme muss einen Tag nach dem Auslaufen der Elternkarenz beginnen. Erkundige dich bei deinem Bildungsanbieter, ob dies möglich ist bzw. überlege dir, wie Ende der Karenz und Start der Bildungskarenz zusammenfallen können.
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