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Gesunde Jause oder Dickmacher – ein schwerwiegendes Problem

Körpergewichtwaage

Österreichs Kinder werden immer dicker – das sagen zumindest internationale Studien. Die Ursache könnte eine Mischung aus wenig Bewegung und ungesundem Essen sein. Kein Wunder, wenn Schokocroissant, Pizzaschnitte und Limonaden den Nachwuchs schon beim Schulbuffet anlachen und zuckerhaltige Süßigkeiten in der Werbung als „gesunde Zwischenmahlzeit“ verkauft werden.

Ein gewichtiges Problem

In Österreich drängt sich ein schwerwiegendes Problem immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit: Übergewichtige und fettleibige Kinder. Zwölf Prozent der Elf- bis 15-Jährigen haben hierzulande zu viel Gewicht, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im vergangenen Jahr aufgedeckt hat. Im Vergleich zu den 29 anderen OECD-Staaten liegt Österreich damit im Mittelfeld und knapp unter dem Durchschnittswert von 13,8 Prozent.

Noch viel erschreckender ist, dass sich der Anteil der fettleibigen 15-jährigen Burschen in keinem anderen Land so rasant erhöht hat, wie in Österreich. Innerhalb von vier Jahren hat sich der Wert fast verdoppelt und liegt schon bei 19 Prozent. Mit Ausnahme von Finnland, essen in Österreich außerdem so wenig Jungen wie in keinem anderen OECD-Land regelmäßig Obst.

Fast Food Steuer als Lösung?

Weil Gewichtsprobleme in jungen Jahren nicht nur in Österreich immer öfter auf der Tagesordnung stehen, sondern vielmehr einen Großteil der westlichen Industriestaaten betreffen, suchen Politiker bereits nach Lösungen. Denn wer schon als Kind übergewichtig oder fettleibig ist, hat als Erwachsener ein höheres Risiko für gesundheitliche Schäden wie Diabetes und Herz- oder Gefäßkrankheiten, warnt die OECD. Die nationalen Gesundheitssysteme seien immer mehr von Krankheiten belastet, die durch Übergewicht entstehen, weshalb dem Übergewicht der Kampf angesagt und gesunde Essgewohnheiten gefördert werden müssten, so die Erkenntnis einiger Politiker.

Anfang des Jahres machte eine neue Idee dazu die Runde in der Europäischen Union. Ermuntert durch eine rumänische EU-Abgeordnete, diskutierten die Mitgliedsstaaten über eine europaweite „Fast Food Steuer“. Rumänien hat mit 1. März 2010 als weltweit erstes Land eine solche Abgabe eingeführt, die für Lebensmittel mit hohem Fett-, Salz- oder Zuckeranteil gilt. Die Lebensmittelindustrie wehrte sich im Vorfeld und prophezeite eine 20-prozentige Teuerung in der Branche sowie einem Anstieg von Korruption, Schwarzhandel und Steuerhinterziehung. Die Politik hat sich dennoch durchgesetzt – nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass bereits jeder vierte Rumäne an Übergewicht leidet.

Massband

In den USA, wo bereits jedes dritte Kind als nicht gesund beleibt eingestuft wird, wird seit geraumer Zeit ebenfalls über eine Junk Food Steuer diskutiert – allein die Umsetzung fehlte bisher. Stattdessen gibt es für füllige Kinder nun Abspeck-Camps, in denen sie zu mehr Fitness gedrillt werden. In der EU ist die Diskussion um die neue Steuer mittlerweile wieder abgeklungen – ob dies an der starken Lebensmittelindustrie oder an dringlicheren Problemen im Rahmen der Wirtschaftskrise liegt, bleibt dahingestellt.

Gesunder Snack mit Zuckerzusatz

In der Lebensmittelindustrie bemüht man sich währenddessen munter weiter, Kinderprodukte als gesund und nährstoffreich zu positionieren – selbst dann, wenn sie das gar nicht sind. In vielen verstecken sich reichlich Zucker, Aromen oder Zusatzstoffe. Eine deutsche Organisation, die hier nicht länger zusehen wollte und sich dem Kampf gegen Ernährungslügen und Etikettenschwindel verschrieben hat, ist Foodwatch. Auf der Webseite abgespeist.de werden Zucker- und Fettfallen entlarvt und irreführende Werbeslogans angeprangert.

Einmal im Jahr verleiht Foodwatch nach Abstimmung der Verbraucher außerdem den „goldenen Windbeutel“ für die dreisteste Werbelüge. In diesem Jahr ging die Auszeichnung an das Unternehmen Zott für seinen Monte Drink. Zott hatte das Produkt als gesunde Zwischenmahlzeit für Kinder angepriesen. Laut Foodwatch hat es mit umgerechnet acht Stück Würfelzucker in einer 200 Milliliter-Flasche aber einen höheren Zuckeranteil als Cola, doppelt so viele Kalorien wie Fanta und ist mit Aroma- und Zusatzstoffen angereichert. Zott reagierte prompt und versprach, Rezeptur und Darstellung der Nährwertangaben am Produkt ändern – mittlerweile wird es online nicht mehr als „gesunder Drink“, sondern nur noch als „leckere Zwischenmahlzeit“ angeführt.

Kritisiert hat Foodwatch unter anderem auch den hohen Zuckeranteil in der Capri-Sonne – dem Fruchtgetränk aus der Tüte. 6,5 Stück Würfelzucker pro Packung steht ein Fruchtanteil von sieben Prozent Orangensaft und fünf Prozent Zitronensaft gegenüber. Schon vor drei Jahren bemängelte Foodwatch das Kindergetränk Fruchttiger. Es wurde als „gesunder Durstlöscher“ beworben, enthielt aber Süßstoffe, zugefügte Vitamine und die E-Nummer 330 (Citronensäure). Das Unternehmen reagierte auf die Kritik, entfernte erst das Wort „gesund“ und später auch die unnötigen Zusatzstoffe aus dem Getränk. Seit März 2010 enthält der Fruchttiger nur noch Wasser, Fruchtsaftkonzentrat und ein wenig Fruchtsüße.

Gesunde Schuljause

Süßes, Chips oder Limonaden vollständig vom Speiseplan eines Kindes zu streichen bzw. gar zu verbieten ist weder sinnvoll noch umsetzbar. Eltern sollten bei ihrem Nachwuchs jedoch auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend echtem Obst und Gemüse achten – dann schadet hin und wieder auch ein Stück Schokolade oder Torte nicht.

Und damit die Kalorienfallen am Schulbuffet keine Chance haben, packen schon jetzt viele Eltern ihren Kindern Vollkornbrot mit Frischkäse, magerer Geflügelwurst oder Käse sowie Gemüsesticks als Schuljause ein. Auch Joghurt mit frischen Früchten, ein bunter Obst- oder Gemüsesalat, der vielleicht mit dem Kind gemeinsam zubereitet wurde, sticht Wurstsemmel oder Schokoriegel leicht aus. Und nicht zuletzt liegt es immer an den Eltern, ihren Kindern ein gutes Vorbild zu sein – gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung mit eingeschlossen.

Webtipps:
http://www.abgespeist.de
http://www.oecd.org

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