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Kinderbücher von Selbstverlegern und Independent-Verlagen

Altes Kinderbuch

Selten tauchen sie in den Bestsellerlisten auf: Kinderbücher, die von den Autoren im Selbstverlag herausgegeben wurden. Dass kein großer Verlagsname auf dem Buchcover steht, sagt aber wenig über die Qualität des Inhalts. Während in den USA das so genannte „Self-Publishing“ schon stark verbreitet ist, findet man sowohl im Buchhandel als auch im Internet noch wenig von österreichischen Indie-Autoren. Es lohnt sich aber nach ihnen und ihren Werken zu suchen.

Autor, Lektor und Außendienstler in einer Person

Ein Buch zu schreiben ist das eine, ein Buch herauszugeben das andere. In der Zusammenarbeit mit Großverlagen sind die Rollen klassisch verteilt: Der Autor oder die Autorin schreibt, der Lektor oder die Lektorin korrigiert, der Marketingspezialist oder die Marketingspezialistin erarbeitet eine Werbe- und Verkaufsstrategie, der Außendienstmitarbeiter oder die Außendienstmitarbeiterin preist das Werk in den Buchhandlungen an. Und so weiter und so weiter.

Im Selbstverlag fallen diese Rollen und Aufgaben nicht weg, aber sie fallen alle auf eine Person. Ebenso die Kosten, die bei der Herstellung des Werkes, egal ob Bilder- oder Hörbuch anfallen. Das ist vermutlich der Hauptgrund, warum Selbstverleger oft skeptisch betrachtet werden. Die Frage, ob das Buch denn nicht gut genug für einen „richtigen“ Verlag sei, wird da als allererstes gestellt. Als zweites, ob man denn dafür zahlen müsse, um sein Buch herauszubringen, anstatt damit Geld zu verdienen.

Der Vorarlberger Autor Wolfgang Wehinger veröffentlicht Kinderbücher im Selbstverlag und erklärt auf seiner Homepage, warum für ihn die Vorteile gegenüber der Zusammenarbeit mit einem Verlag überwiegen: Vom ersten geschriebenen Wort bis zur ersten druckfrischen Ausgabe handle es sich um einen spannenden Prozess, bei dem er für alle Schritte verantwortlich sein will. Die Qualität der Bücher könne derer von Büchern renommierter Verlage mindestens standhalten. Die volle Kontrolle über jeden Schritt – und insbesondere die volle inhaltliche Kontrolle - zu behalten ist bei der Zusammenarbeit mit großen Verlagen oft schwer und Autoren, die diesen Anspruch an ihr Werk stellen, bleibt meist kein anderer Weg als der Selbstverlag. Das gilt für Bilder-, Kinder- und Jugendbücher natürlich genauso wie für Romane, Bildbände, Kochbücher oder Sachbücher. Wird die Verlagstätigkeit ausgedehnt, kann aus einem Selbstverlag ein Independent-Verlag werden, der neben den eigenen Werken auch die anderer Autoren herausgibt und vertreibt.

Tse Tse Teil 2 Cover

Auch der bürokratische Aufwand in der Zusammenarbeit mit bestehenden Verlagen und die damit einhergehende zeitliche Verzögerung bis zur Veröffentlichung des Werkes, darf nicht unterschätzt werden. Zwischen Einsendung des Manuskripts über die Zusage des Verlags und Produktion des Werks bis zum Verkaufsstart können buchstäblich Jahre vergehen. Autoren, die eine Zusammenarbeit mit Verlagen planen, können sich beim „Aktionsbündnis Faire Verlage“ Informationen über branchenübliche Verträge und Vorgehensweisen holen.

Bilderbücher in Reimen und Sach-Erlebnis-Bücher

Sich einen umfassenden Überblick über österreichische Indie-Kinderbuchautoren zu machen, ist schwierig. Aber letztlich stolpert man hie und da doch immer wieder über ihre Werke. Zum Glück, denn diese können sich sehen lassen. Zum Beispiel die bereits erwähnten Bücher von Wolfgang Wehinger. Was sich reimt, ist nicht nur beim Pumuckl gut. Kinder lieben Reime und Wolfgang Wehinger trifft in seinen Reim-Bilderbüchern genau den richtigen Ton, der die Kids die Sätze intuitiv selbst beenden lässt. Die Abenteuer der Hauptfigur Kater Tse Tse begeistern aber nicht nur textlich, sondern auch die Illustrationen von Reini Buchacher (Band 1) und Karl Lux (Band 2) machen ordentlich was her. Diese Bücher werden vorgelesen, angeschaut, erneut vorgelesen und letztlich auswendig mitgesprochen. Tse Tse ist ein Held, der gefällt und hat das Zeug zum Klassiker.

Wiesentricks Band 1 Cover

Der Wiener Autor Florian Ryba hat mit seinen „Wiesentricks“ Sachbücher kreiert, die man nicht mehr aus der Hand legen mag. Ganz ausdrücklich wenden sich die Bücher an „Kinder von 0 bis 100 Jahre“. Spielerisch lernen die Kleinen Wissenswertes über Natur und Umwelt, die Großen werden zum Ausprobieren animiert. Es handelt sich streng genommen eher um Erlebnisbücher, als um Sachbücher. Obwohl sachlich alle Informationen korrekt sind und die Illustrationen von Tieren und Pflanzen exakt wie in einem Lexikon. Aber Wiesentricks liest man nicht daheim, sondern nimmt man mit raus. Band 1 hat das Schwerpunktthema „Samen und ihre Verbreitung“, während sich der zuletzt erschienene zweite Band um „Blätter und ihre Bedeutung“ dreht.

Einer der wenigen österreichischen Independent-Verlage, der auch Kinderbücher im Programm hat, ist Luftschacht. Mit plakativen Titeln wie „Von der Krähe, die einen Vogel hat“ oder „Herr Grimm und Frau Groll zerkugeln sich“ (beide von Melanie Laibl und Alexander Strohmaier) und modern gehaltenen knallbunten Illustrationen sprechen sie Kind und Eltern gleichermaßen an.

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Fast jedes Buch über den Buchhandel erhältlich

Nicht im immer sind die Werke von Selbstverlegern oder Independent-Verlagen im Buchhandel vorrätig – aber die Bestellung ist grundsätzlich möglich. Vorausgesetzt dem Werk wurde eine internationale Standardbuchnummer (ISBN) zugeordnet und es ist im Verzeichnis lieferbarer Bücher gelistet. Einige Selbstverleger lehnen die Zusammenarbeit mit Buchhändlern jedoch komplett ab und verkaufen ausschließlich über ihre eigenen Online-Shops, bzw. auf Märkten und Messen. Sie geben ihre Bücher meist in kleiner Auflage heraus und verlassen sich dann auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Und diese funktioniert im Internet bekanntlich noch besser als offline.

In den USA verlagert sich das gesamte „Self-Publishing“, also das Herausgeben von Büchern im Selbstverlag, mehr und mehr ins Internet. Für die Autoren bedeutet dies ein geringeres finanzielles Risiko, denn für ein E-Book fallen natürlich viel weniger Produktionskosten an und der Vertrieb kann über einschlägige Online-Portale wie etwa den Amazon Kindle-Store erfolgen. Im deutschsprachigen Raum ist Tubuk die erste Online-Buchhandlung, die ausschließlich unabhängige Literatur vertreibt. In gedruckter Form. Werke von Selbstverlegern findet man hier keine, aber jene von Independent-Verlagen.

Das Tubuk-Team wählt diese anhand eines eigens erstellten Kriterienkatalogs aus – Qualitätskontrolle ist ihnen wichtig. Was zwischen den Buchdeckeln steht, ist wichtiger als das, was draufsteht. Aber trotzdem reicht es hier anscheinend doch nicht aus, dass theoretisch jeder ein Buch herausgeben kann. Qualitätssicherung mag der eine Grund sein, warum Selbstverlegern ein schlechter Ruf anhaftet, ein weiterer hängt aber ganz sicher mit den wirtschaftlichen Interessen der bereits etablierten Verlage zusammen.

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