Social Freezing ab 2027 in Österreich erlaubt
In Österreich dürfen Frauen künftig selbst entscheiden, ob sie ihre Eizellen auch ohne medizinischen Grund einfrieren lassen möchten. Der Verfassungsgerichtshof hat das bisherige Verbot des sogenannten Social Freezing aufgehoben. Dieser Schritt wird die Familienplanung vieler Frauen verändern. Das neue Gesetz tritt am 1. April 2027 in Kraft.
Was bedeutet Social Freezing eigentlich?
Social Freezing heißt wörtlich übersetzt: „soziales Einfrieren“. Gemeint ist damit das vorsorgliche Einfrieren von Eizellen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt für eine Schwangerschaft zu verwenden. Du kannst dir das wie eine Art Fruchtbarkeits-Versicherung vorstellen. Die Eizellen werden entnommen, eingefroren und so lange gelagert, bis du sie brauchst.
Das Verfahren selbst ist nichts Neues. Es handelt sich dabei um die medizinische Kryokonservierung. Bei dieser Methode werden Ei- oder Samenzellen bei minus 196 Grad Celsius in flüssigem Stickstoff aufbewahrt werden. In diesem Zustand bleiben sie über viele Jahre hinweg funktionsfähig. Wenn du dich später für ein Kind entscheidest, können die Zellen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung wieder aufgetaut und genutzt werden.
Viele Frauen entscheiden sich für Social Freezing, weil sie:
- noch keinen passenden Partner gefunden haben,
- sich beruflich oder finanziell erst absichern möchten oder
- ihre Familienplanung bewusst auf einen späteren Zeitpunkt verschieben wollen.
Bisher nutzten vor allem Patientinnen vor einer Krebsbehandlung das Einfrieren von Eizellen, um sich die Chance auf eine spätere Schwangerschaft zu bewahren. Heute wird die Methode zunehmend als Möglichkeit verstanden, Lebensplanung und Biologie besser in Einklang zu bringen.
Chancen und Grenzen der Methode
Social Freezing kann dir ein Stück Freiheit schenken, besonders dann, wenn sich dein Kinderwunsch und dein Lebensweg gerade noch nicht treffen. Indem du Eizellen einfrieren lässt, sicherst du dir die Möglichkeit, später auf biologisch „jüngeres“ Material zurückzugreifen. Für viele Frauen ist das eine emotionale Entlastung. Denn der Druck, in einem bestimmten Alter schwanger werden zu müssen, wird kleiner.
Medizinisch gesehen kann das Verfahren die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen, wenn die Eizellen in einer Lebensphase entnommen werden, in der sie noch von hoher Qualität sind. Idealerweise geschieht das vor dem 35. Lebensjahr. Doch die Methode hat auch Grenzen.
Damit genügend Eizellen heranreifen, wird der Körper hormonell stimuliert. Diese Behandlung kann Nebenwirkungen verursachen, angefangen bei leichten Kreislaufproblemen bis zu Stimmungsschwankungen oder, in seltenen Fällen, einem sogenannten Überstimulationssyndrom. Auch eine spätere Schwangerschaft ist kein Selbstläufer! Denn sie wird mit zunehmendem Alter körperlich anspruchsvoller, und die Erfolgschancen hängen von vielen individuellen Faktoren ab.
Social Freezing ist also keine Garantie für ein Kind, sondern eine Möglichkeit, Zeit zu gewinnen.
Warum war das Verfahren bisher verboten?
Lange Zeit durften in Österreich nur Frauen ihre Eizellen einfrieren lassen, bei denen ein medizinischer Grund vorlag, etwa vor einer Krebsbehandlung oder bei eingeschränkter Fruchtbarkeit. Das reine Vorsorge-Einfrieren, also das sogenannte Social Freezing, war dagegen verboten.
Der Verfassungsgerichtshof hat dieses Verbot nun aufgehoben. Seine Begründung: Ein generelles Verbot sei unverhältnismäßig und verletze das Recht auf Privatleben. Der Wunsch, ein Kind zu bekommen, gehöre zur persönlichen Lebensgestaltung und darf daher nicht eingeschränkt werden. Auch die Befürchtung, dass Frauen sich durch gesellschaftlichen Druck oder berufliche Erwartungen zum Einfrieren gedrängt fühlen könnten, reiche laut Gericht nicht aus, um das Verfahren zu verbieten.
Mit dem Urteil folgt Österreich zahlreichen anderen europäischen Ländern, in denen Social Freezing längst erlaubt ist. Bis das neue Gesetz in Kraft tritt, bleibt die bisherige Regelung aber bestehen. Der Gesetzgeber wird die Zeit nutzen, um die Einzelheiten festzulegen, wie mögliche Altersgrenzen, verpflichtende Beratungsgespräche oder klare Vorgaben für Werbung und Aufklärung durch Kinderwunschkliniken.
Ab dem 1. April 2027 dürfen Frauen dann auch aus sozialen oder beruflichen Gründen ihre Eizellen einfrieren lassen.
Was kostet Social Freezing?
Das Einfrieren von Eizellen ist in Österreich derzeit eine Privatleistung und mit hohen Kosten verbunden. Der Gesamtpreis hängt von der gewählten Klinik, den Medikamenten und der Anzahl der entnommenen Eizellen ab. Grundsätzlich solltest du mit folgenden Beträgen rechnen:
- Eizellentnahme, Hormonbehandlung und Einfrieren: rund 3.000 bis 4.500 Euro
- Jährliche Lagerung der Eizellen: etwa 300 bis 400 Euro
- Spätere künstliche Befruchtung (Auftauen, Transfer): zusätzliche Kosten nach individuellem Behandlungsplan
Eine Kostenübernahme durch Krankenkassen erfolgt nur, wenn ein medizinischer Grund vorliegt. Beim Social Freezing musst du die Ausgaben komplett selbst tragen.