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Spieleforschung: „Spiele sollen wirklich Spaß machen“

Dr. Rainer Korte

Seit mehr als 26 Jahren dreht sich an der Fachhochschule Dortmund, genauer gesagt in der Arbeitsstelle für Spieleforschung und Freizeitberatung alles um das Thema Spiele. Die Mitarbeiter testen unter anderem neue Spiele, unterstützen soziale und pädagogische Einrichtungen und betreuen ein umfassendes Spielearchiv.

Bis März 2010 wurde die Arbeitsstelle von Prof. Dr. Rainer Korte geleitet, der nun seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten hat. Im Interview mit Kinderkram und Elternwirtschaft spricht er über die Vorteile von Brettspielen, wie Spiele die Entwicklung von Kindern unterstützen, warum sich das Thema Krieg nicht für Spiele eignet und erklärt weshalb spielen auch für Erwachsene wichtig ist.

Welche Aufgaben erfüllen Spiele in sozialen Gruppen, zum Beispiel im Freundeskreis oder der Familie?

Korte: Spiele nehmen in den jeweiligen Gruppen sehr unterschiedliche Funktionen ein. Das reicht vom reinen – aber nicht unbedingt negativen – Zeitvertreib bis bin zu besserem und vertieftem Kennenlernen, spielerischer Kommunikation und positiver Auseinandersetzung.

Wie tragen Spiele zur Entwicklung von Kindern bei?

Spiele können je nach Altersstufe sehr unterschiedlich auf Kinder einwirken. Bei einfachen Spielen werden (Fein-)Motorik und Sinne geschult. Bei komplexeren Spielen werden zum Beispiel Planungsverhalten, Kombinationsvermögen, Reaktionsweisen, Gedächtnis, Ausdauer und Strukturierungen von realen oder virtuellen Situationen gefördert.

Welche Unterschiede muss man hier zwischen Gesellschafts- und Computerspielen machen?

Bei klassischen Tisch- und Brettspielen hat das Kind einen echten Spielpartner, der sich erkennbar Zeit für sein Gegenüber nimmt. Bei Computerspielen fehlt der menschliche Partner, der auch emotional reagiert und prägend wirkt – der übrigens das Kind auch bewusst gewinnen lassen kann, um nicht die Momente der Frustration überhand gewinnen zu lassen.

Seit Jahren wird darüber diskutiert, ob Computer- bzw. Konsolenspiele negative Wirkung auf Kinder haben, weil sie entweder zu viel Zeit vor dem Computer verbringen oder die Inhalte nicht altersgerecht sind. Welche Tipps würden Sie Eltern geben, wenn es um den ausgewogenen Umgang ihrer Kinder mit Computerspielen geht?

Eltern sollten schon genau auf die Zeiten pro Tag und pro Woche achten, die ein Kind am Computer oder an der Spielkonsole verbringt. Hier kann es aber verständlicherweise keine festen Zeiten geben, da zum Beispiel bei schlechtem oder extrem kaltem Wetter ein Spiel im Hause ganz sinnvoll sein kann, während bei sommerlich-angenehmen Temperaturen das Kind sicher besser im Freien spielen, sich austoben und abreagieren könnte. Es wird gewiss bedenklich, wenn wenn Kind oder Jugendlicher das Computer- und Konsolenspiel den realen Spielen und dem Sport selbst vorzieht. Eltern sollten auch darüber nachdenken, welches Vorbild sie selbst hinsichtlich der Dauer im Umgang mit den modernen Medien, auch mit Fernsehen etc., ihren Kindern geben.

Worauf sollte man prinzipiell achten, wenn man Spiele für Kinder kaufen möchten - nach welchen Kriterien sollte man bei der Auswahl gehen, damit die Kindern einerseits Spaß haben und die Spiele zugleich sinnvoll ist?

Spiele müssen nicht immer nach den Aspekten ausgewählt werden, was das Kind dabei für die Schule lernen kann, sondern die Spiele sollen wirklich Spaß machen, wobei jedoch die reinen Ballerspiele und Kriegssimulationen sehr kritisch gesehen werden sollen. Das Thema Krieg – gerade auch alle gegenwärtigen Kriegshandlungen an verschiedenen Schauplätzen unserer Erde – ist von Natur aus so grausam, dass es sich als Spielthema nicht eignet, sondern entweder bei jüngeren Kindern Ängste produziert oder bei älteren für Gewöhnung an Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten sorgt.

Wie wichtig ist Spielen im Erwachsenenalter?

Zum Spielen im Erwachsenenalter lässt sich sagen, dass derjenige, der den Sinn für das Spielerische verloren hat, leider meist auch wenig Sinn für das wirklich Ernsthafte und Wesentliche entwickeln kann. Menschen, die nicht mehr spielen können, sind leider oft auch humorlos vertrocknete Typen.

Die Arbeitsstelle für Spieleforschung und Freizeitberatung testet unter anderem neue Spiele. Gibt es Spieletrends, die derzeit am Markt zu beobachten sind?

Es gibt eine Fülle von Trends, aber es würde zu weit führen, diese alle aufzuführen. Deutlich wird aber eine „Renaissance" beliebter alter Spiele im neuen Gewand, die inzwischen auch einen beachtlichen Marktanteil stellen. Zu solchen „Klassikern" zähle ich sämtliche Spielesammlungen für den Hausgebrauch mit Mensch ärgere dich nicht, Dame, Mühle und so weiter und zum Beispiel solche „jungen" Klassiker wie Rummykub, Monopoly, Das verrückte Labyrinth, diverse Siedler-Spiele und Memory-Varianten.

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