Kind (1J) zeigt keine Zuneigung

bearbeitet 20. Januar, 15:20 in Entwicklung & Erziehung
Hallo! Ich wollte mich nach euren Erfahrungen erkundigen.

Mein Sohn ist 14 Monate, war die ersten 2,5 Monate ein Schreibaby und immer sehr aktiv und ruhelos (schläft schlecht ein, ständig Action). Ganz früher hat er auf meinem Arm geschlafen, nun schläft er seit längerem im eigenen Gitterbett neben uns.

Er zeigt Gefühle sehr stark, kreischt zB ohrenbetäubend vor Freude, aber hat sehr oft am Tag auch extreme Wutanfälle wegen absolut allem. Da beißt er dann wo rein, krallt sich irgendwo fest oder donnert mit dem Kopf mehrmals gegen das Sofa. Seit neuestem haut, kratzt und zwickt er uns Eltern aus Wut bei allem, was ihm nicht passt.
Kuscheln und generell Körperkontakt mag er überhaupt nicht, nur beim energievollen Spielen.
Er hat nie gefremdelt, ist allen gegenüber immer sehr offen und freundlich. Im Scherz sagen manche, es wär ihm wurscht ob wir als seine Eltern da wären oder nicht, er ist eh mit allen glücklich.

Mittlerweile machen wir uns deshalb Sorgen, weil er irgendwie so gar keine "besondere" Beziehung zu Mama und Papa hat. Er zeigt nicht wirklich Zuneigung oder Nähebedürfnis. Außerdem scheint er von seinen starken (vor allem negativen) Gefühlen überfordert zu sein. Hat(te) jemand von euch auch so ein Kind und kann mir erzählen, ob sich das bei euch noch verändert hat, oder ob man da irgendwas in Richtung Autismus oder so vermuten könnte? Wo könnte man sich hinwenden?

Wir lieben ihn über alles und möchten ihm möglichst "richtig" begegnen oder ggf helfen.
Danke!
Mom_of_2

Kommentare

  • Das mit dem kuscheln ist bei unserem Sohn auch so. Er mochte es schon als Baby nicht auf uns zu schlafen. Als er mit 14 Monaten in die Krippe gekommen ist, hat er keinerlei Anstalten gemacht, dass er uns vermisst. Er ist auch sehr offen gegenüber allen und es war von Anfang an nie ein Problem, wenn andere Leute mal auf ihn geschaut haben. Er ist jetzt 2,5 und im Vergleich zu manch anderen Kindern noch immer kein sonderlicher kuschler. Allerdings hatte er jetzt gerade so eine Phase, wo er sich in der früh nicht von mir trennen wollte. Mir kommt vor, es ist bei ihm erst seit er 2 ist, dass er mehr anfängt und zu vermissen bzw. zumindest mehr körperliche Nähe zu uns sucht. Ich denke mir da aber nicht viel dabei. Menschen sind halt unterschiedlich und so weit ich mich erinnere, war ich als Kind auch so, dass ich nicht so auf kuscheln, Bussis etc. scharf war
    lisaeatworld
  • Das mit den Gefühlsausbrüchen ist bei uns aber nicht so. Das bewegt sich bei uns in einem glaube ich zumindest, normalem Rahmen. Er haut und zwickt und auch nicht oder so
    Evjoal
  • Der Großteil klingt wie bei meiner Großen
    Die kam mit 1 Jahr zur Tagesmutter und blieb ohne Eingewöhnung dort, und liebte es von Anfang an
    Ebenso unproblematisch war mit 2 Jahren die Eingewöhnung in der Krippe
    Sie hat sich aber immer gefreut, wenn wir sie wieder abgeholt haben
    Gefremdelt hat sie als Baby auch nie

    Solche Wutausbrüche hatten wir nie
    Sie ist da sehr unkompliziert, und man kann mittlerweile sehr gut mit ihr reden
    Jetzt mit 3 Jahren will sie auch nicht wirklich kuscheln, wenn, dann nur 20 Sekunden

    Also wegen der "besonderen" Beziehung würd ich mir keinen Kopf machen, solche Kinder gibts immer wieder mal
    lisaeatworld
  • Bei uns war das genauso. Unser Sohn ist nun 3 Jahre alt und kann ab und zu kuscheln kommen. Das seit ungefähr einem halben Jahr. Davor wollte er nur körperkontakt wenn er krank ist. Aktuell sucht er die Nähe sehr.
    Mit negativen Gefühlen tut er sich ebenfalls schwer - er neigt zu starken Wutausbrüchen aber wir versuchen ihn da gut zu begleiten. Du brauchst dir meiner Meinung nach keine Sorgen machen, dass er keine Bindung aufbaut. Das wird er sicher.
    Zu erwähnen ist noch dass ich selber Autismus habe. Wir glauben jedoch nicht, dass er ebenfalls Autismus hat.

    Mach dir keine Sorgen. Gibt Menschen welche mehr körperkontakt brauchen und andere weniger. Ich selber mag das auch nicht wirklich.
    lisaeatworld
  • Mah danke. Eure Antworten beruhigen mich grad sehr! 🙏🏼 Ich hab im Freundeskreis niemanden mit Kind, der mir so nahe steht, dass ich meine Sorgen ansprechen könnte. Höre immer nur "die/der Kleine kuschelt den ganzen Tag, gibt ständig Bussis, es ist so schön, sie/er kann nicht ohne mich", da ist man schnell verunsichert, wenn das eigene Kind vermeintlich das einzige ist, das nicht so drauf ist.
    Danke jedenfalls!
  • Mein Freund war wohl ähnlich als Kind (aber ohne Wutausbrüche). Dem hat kurz den Nacken kraulen gereicht und fort war er wieder. Heute ein liebevoller Mensch, rundum.

    Kinder kommen einfach in allen Ausprägungen.
  • Ich glaube das Kuscheln und busseln kam erst nach dem 1. Geburtstag und auch nur langsam.

    Kann mich noch an ein Gespräch mit einer Freundin erinnern, deren Tochter in dem Alter das auch noch nicht so wollte und sie sich gewundert hat.
  • Bei Wut - nicht persönlich nehmen. Meiner kann das auch mit 3 Jahren. Mir ist wichtig lieber ich als die kleine Schwester ;), aber erkläre ihm auch, dass er sich ärgern darf und soll, aber nicht weh tun. Und vielleicht auch Freiraum geben zum ärgern lassen (aber nicht alleine lassen). Und besonders wenn er müde oder hungrig ist…also eigentlich dann auch so zu beheben…

    Vor allem, wenn sie sich noch nicht so gut mitteilen können, ist es einfach pure und ehrliche Emotion…

    Und in gewisser Weise, freut euch, dass es unproblematisch ist, dass die Fremdbetreuung gut funktioniert. Mein Sohn ist am ersten Tag in den Kindergarten gegangen als wäre er nur auf Sommerpause gewesen. Am Tag 3 wollte er noch bleiben und ich musste ihn regelrecht entführen.

    Warte auch noch etwas ab, es kann sich immer wieder noch ändern. Was sagt man denn in der Betreuung zu seinem Sozialverhalten? Ansonsten wenn es dich beschäftigt kannst du dich in Richtung Entwicklungsdiagnostik informieren.

    Wir machen das gerade, weil mein Sohn eine etwas verzögerte Sprachentwicklung hat und man auch gemeint hat, die leichte Eingewöhnung ist nicht altersgerecht…aber bis jetzt gibt es nur eine tatsächliche Diagnose für eine reine verzögerte Sprachentwicklung (seitens Logo & Ergo) und da merken wir aber wieder eine Verbesserung. Eine gesamte Entwickelungsdiagnostik machen wir im März. Einfach weil dann der Kindergarten zufrieden ist und wir sicher gehen wollen, ihm die bestmögliche Unterstützung zu geben sofern notwendig…und wir das in Ruhe ohne Druck organisieren und machen können. Mein Eindruck ist einfach, dass er sehr willensstark (auch stur) sein kann und das noch offen vermittelt ohne Rücksicht auf andere…die Ergotherapeutin meinte dazu - einfach noch der pure Egoismus (den wir ja schon gelernt haben zu zügeln)…
  • Machen gerade KiGa-eingewöhnung, die kennen ihn also noch nicht so gut. Da ist es am Anfang so gewesen, wie alle anderen hier beschrieben haben... Vom ersten Tag an rein und tschüss. Mittlerweile (nach 3 Wochen) ist er am Anfang doch etwas zurückhaltender und bleibt noch ein bissl beim Papa, das beruhigt uns ein kleines bisschen. Aber beim abholen keinerlei Interesse oder "Wiedersehensfreude".
    Werde mal mit der Kinderärztin sprechen, ob sie so eine Entwicklungsdiagnostik schon sinnvoll findet, danke für den Hinweis!
  • sosososo

    6,782

    bearbeitet 21. Januar, 07:23
    @lisaeattheworld er ist ja erst am Beginn der Autonomiephase, da sind solche extremen Emotionen durchaus normal.

    Kinder lernen erst sich selbst zu regulieren. Begleite ihn in seinen Ausbrüchen so gut es geht (ich bin da, ich seh wie schlimm das grad für dich ist, dass...
    ... In Worten beschreiben, was grad möglicherweise in ihm los ist...) und schütz dich vor seinen körperlichen Angriffen (Polster dazwischen, seine Hände nehmen, "mein Körper bleibt heil" etc.)

    Im Kindergarten haben sie sicher mehr Erfahrung, und können dir da auch eine objektive Sicht auf sein Verhalten geben. Aber möglich ist auch, dass er dort zB super kooperiert und sich dann nur zuhause so "entlädt". Lohnt sich sicher, dass mal zu beobachten.
    lisaeatworld
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