Hallo zusammen,
ich hoffe, hier jemanden zu finden, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und mir ein paar Tipps geben kann. Ich fange einfach mal an:
Mein Sohn (bald 9 Monate) hat vor einer Woche angefangen, ziemlich oft und viel nur noch zu schreien. Er schreit, wenn ich ihm den Brei geben will (Frühstück, Mittag, Zwischenmahlzeit und Abend, alles hat er bis dato problemlos und gern gegessen) und windet sich dann regelrecht in seinem Stuhl (wirft sich extrem fest nach hinten). Wenn ich ihn dann raus nehme zornt er auf meinem Arm oder am Boden weiter (überstreckt sich, schreit, kreischt, etc.). Manchmal schaffe ich es ihn zu beruhigen, von da an darf ich ihn dann aber nicht mehr absetzen, nur noch am Arm haben.. Manchmal schaffe ich es nur ihn zu beruhigen, wenn ich ihm eine Flasche mache, dabei schläft er dann meistens vom Schreien angestrengt auch ein. Dasselbe Muster finden wir beim Wickeln. Wenn ich ihn wickeln will fängt er auf der Wickelkommode an zu schreien, sich zu drehen und zu winden und wild zu strampeln. Wickeln ist dann eine richtige Herausforderung, da mir eindeutig 2 Hände fehlen, die ihn festhalten, damit ich mit den anderen 2 Händen ihn ausziehen und wickeln könnte.. Und so laufen meine Tage ab, vom Frühstück bis zum Zubettgehen.
--> Falls jemand diese Problematik kennt und hierbei ein paar hilfreiche Tipps hat, freue ich mich! Und jetzt zu meinem eigentlichen Problem:
Ich bin richtig erschöpft am Abend und fühle mich alles andere als gut, da ich oft den Tag hindurch auch mal die Nerven verliere und etwas lauter werde. Ich fühle mich als Rabenmutter, da ich es nicht schaffe, die Nerven zu behalten oder herauszufinden, was meinem Kind fehlt. Ich fühle mich überfordert und habe keine Ahnung wo ich ansetzen soll. Mir ist hundeelend, ich würde am liebsten anfangen zu heulen.. Dementsprechend ist meine Laune, wenn mein Freund nach Hause kommt. Und er findet, dass ich es nicht an ihm auslassen darf, wenn ich einen schlechten Tag hatte (auslassen bedeutet in diesem Sinn, dass ich nicht lächelnd an der Tür stehe und ihn mit einer Umarmung und 1000 Küsse begrüße, sondern eben erschöpft auf der Couch sitze und nicht ganz so redselig bin wie sonst). Nun streiten wir seit einer Woche immer über das gleiche Thema. Ich schaffe es nicht, ihm begreiflich zu machen, dass ich nicht so tun kann, als ob es mir gut geht, wenn es mir innerlich einfach nur beschissen geht. Dann meint er, das muss ich auch nicht, ich soll einfach mit ihm reden. Wenn ich frage, worüber, denn ich habe ja außer dem schreienden Baby den ganzen Tag nichts anderes erlebt, will er wissen was in mir vorgeht. Sollte ich den Fehler machen und ihm davon erzählen (ich fühle mich als schlechte Mutter, etc.), dann fängt er sofort an, das auf sich selbst zu beziehen (aber nein Schatz, ich bin ein schlechter Vater und ein schlechter Freund, ich nehme dir zu wenig ab, ich mache alles falsch...) und das Ende der Geschichte ist, dass ich IHN trösten muss, anstatt dass er sich um mich kümmert. Dass er das übrigens immer so macht, wenn ich von meinen Problemen erzähle, macht es mir total schwer, überhaupt mit ihm zu sprechen. Ich habe ihm das auch schon ein paar Mal gesagt, dass ich das nicht toll finde, aber es ändert sich nichts. Dementsprechend will ich also nicht mehr mit ihm reden und er ist sauer und beleidigt, dass ich "meine" Laune an ihm auslasse. Dann sagt er mir, wie verletzt er sich fühlt und dass er sich ungeliebt fühlt, etc., was mir noch ein schlechteres Gewissen macht und ich dann zusätzlich zu meinen "Ich bin eine schlechte Mutter"-Gedanken nun auch noch "Ich bin eine schlechte Freundin"-Gedanken habe... Unsere Beziehung kriselt schon lange, da unser Sohn so eine Schreiphase anfangs Jahr schon mal hatte (die dauerte etwa 3-4 Monate) und da hatten wir schon dasselbe Problem.. Wir habens dann eben in den Griff bekommen, weil die Schreiphase vorbei gegangen ist. Aber ich weiß nicht, ob unsere Beziehung das nochmals so lange mitmacht, nachdem sie eh schon total angegriffen ist
Es ist mittlerweile so, dass beide von uns die Worte des anderen immer in den falschen Hals bekommen. Wir streiten eigentlich nur noch, weil wir beide total neben der Spur sind.
Soll ich so tun, als ob es mir gut geht, nur um die Beziehung zu kitten?
Hat jemand Erfahrung mit Paartherapie und könnte das in diesem Fall empfehlen?
Wie kommen wir von der täglichen Streiterei über dieselben Probleme weg?
Ich habe gehofft, dass mir vielleicht jemand ein paar Tipps geben kann. Ich weiß einfach nicht mehr, was wir noch versuchen sollten, wir haben nämlich schon während der ersten Schreiphase so viel versucht, was einfach nicht geklappt hat (mit Ausnahme der Paartherapie).
LG Sabrina
Kommentare
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Sonst wäre mein Tipp mit ihm rausgehen, vielleicht wird da auch das schreien besser. Wenn das möglich ist, könntest du vielleicht angenehme Zeit beim Spazieren gehen/im Park/am Spielplatz haben und dich auch entspannen. Das würde vielleicht zur besseren Stimmung beitragen.
Meine Therapeutin hat mir in ähnlicher Phase damals geraten, mich mit anderen Leuten zu treffen (zB Familie, Freunde, andere Mütter in Spielegruppen, etc .... ) und mit anderen Vertrauenspersonen drüber zu reden, wenn der Partner mir da nicht hilft. Mir hat das geholfen, auch weil's wer außenstehender war.
Paartherapie hilft nur wenn beide das wollen. Dann kann es aber sehr gut sein.
Als meine Kleine so eine Phase hatte, hat mir eine Bekannte (mit fast gleichaltrigem Kind) den Tipp gegeben, nicht nach dem warum zu fragen. Das Kind schreit, es hat seinen Grund, ich verstehe es zur Zeit noch nicht, ich muß es nicht verstehen, ich muß nur schauen, was in dem Moment hilft. Und manchmal hilft nichts gleich.
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Was mir jetzt mit Tristan (März 2016) und Charlotte (Mai 2017) geholfen hat:
Hörbuch (weil keine Zeit zum Lesen): Das gewünschteste Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn
Nicht nur zu verstehen, was in ihm vorgeht, sondern auch, wie ICH damit umgehe, wenn er so durchdreht. Anzumerken ist, dass Tristan ein extrem aktives Kind ist, das ständig herumläuft, laut ist und wenig ruhige Minuten hat (da macht er gerade meistens in die Windel ) ).
Heute habe ich wirklich aktiv gespielt und alles mit ihm gemeinsam (statt alleine) gemacht. Siehe da: Er schreit nicht, ist konzentriert und sehr sehr liebevoll.
Ich weiß, mit 9 Monaten ist das bei dir noch schwieriger... aber meistens sind die Kinder so, wenn sie zahnen, mitten im Schub sind oder ihnen einfach stink langweilig ist. Bei ersten beiden kannst wenig machen - beim Letzteren bist du am Zug.
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Meine kleine ist von Anfang an ganz anders von Grund auf fröhlich und leicht zufrieden zu stellen, das hat mir irgendwie die Augen geöffnet das ICH nichts falsch mache, sondern das halt jeder ist wie er ist und man es nur annehmen kann! Laut zu werden ist natürlich nicht toll. Aber wir sind alles nur Menschen, wir haben auch gefühle und auch uns wird halt irgendwann alles zu viel! Vil bist auch du (so wie ich und mein großer) hoch sensibel und nimmst das natürlich auch mehr auf als manch anderer, das ist nichts schlechtes... Such dir frei Räume. Und mir hilft auch viel raus gehen. In die Natur. Unterwegs sein, einfach leben... Und wenn andere blöd schauen weil er weint, dann schau blöd zurück....Jedes auch noch so glückliche Kind schreit mal,... Das gehört dazu!
Wegen essen, darf er selbst essen? Ist zwar ne pazerei aber vil geht es dann besser? Vil möchte er auch schon bei euch mit essen. Die kleine hat sehr früh alles bei uns mit gegessen und immer alles gut vertragen und alles (außer Suppe usw) früh selbst gegessen! Sie ist jetzt 1,5 und isst Suppe und alles selbst sehr schön mit Löffel. Für ihr Alter ist das auch gar nicht mehr soviel pazerei weil sie es schon lange geübt hat mittlerweile...
Wickeln war beim großen auch horror, mach es dir selbst leichter und Wickel am Boden... Da kann er nicht runter fallen und du ersparst dir dadurch schon viele Nerven...im schlimmsten Fall krabbelt er davon... Und es dauert etwas länger aber es kann nix passieren und dadurch wird es dich sicher schon mal einfacher!
Zwecks Beziehung. Geh mal zum Friseur, dann ne runde bummeln und hol dir gemütlich wo einen Kaffee - alleine, dann kommst du mit mehr Energie nach hause! Für euch alle wird das gut sein!
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Was deinen Partner betrifft- das ist schwierig. Bei Beziehungen kann man für gewöhnlich als aussenstehender keinen wirklich genialen Tip geben. Hat er den Zwerg auch mal alleine? Vielen hier -mir eingeschlossen- hat bei ähnlichen Dingen geholfen den Herrn des Hauses mal in dieseinem Situation zu werfen. Kind in die Hand und Baba. Bin dann mal beim Frisör oder so... gar nicht so leicht für Mama ih weiß, wirkt bei Papas manchmal wunder was das Verständnis angeht.
Sonst fällt mir nur ein, ihm mal alles auf Papier zu bringen. Schreib ihm was du dir von ihm wünschen würdest und warum. Also nicht nur "du machst nicht dies, du machst nicht das..." sondern eher "mir ist soundso und von dir könnte mir sehr helfen wenn... weißt du noch beim letzten Mal da haben wir..." Wir wissen ja alle- Männer und ihre Egos. Man selbst liegt am Boden und muss die Herren der Schöpfung (haha) noch mit Samthandschuhen anfassen.
Ich wünsche dir sehr, das zumindest der Sohnemann schnell wieder Pflegeleichter wird und der LG bald nachziehen und brav ist :bouquet:
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Beim Essen geb ich ihm immer öfter etwas das er mit den Fingern essen kann. Beim Wickeln zur Not Ortswechsel (aufs Doppelbett). Und ansonsten trag ich ihn viel in der Trage oder im Sling. Dann sieht er alles aus meiner Perspektive und ich hab die Hände frei.
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Ich habe die Woche ziemlich viel geplant (Besuche bei Freunden) und wollte es erst alles absagen. Aber als ich eure Kommentare so gelesen habe, dachte ich mir, okay, dann lass ich die Pläne stehen und schau, was die Woche dann so bringt. Danke daher schon mal! Ich hätte mich wohl sonst zu Hause verkrochen, weil ich mir diesen Stress nicht antun wollte. Aber vielleicht tut ihm das wirklich gut!
Ich denke, mein Freund versteht mich schon, er war doch schon oft dabei, wenn der Kleine so eine Schreiphase hat. Aber irgendwie ist er einfach der Meinung, dass man das offenbar einfach kaschieren sollte bzw. nicht so an sich ranlassen. Aber das fällt mir einfach extrem schwer! Da sind halt alle Menschen verschieden..
Ich werde mal versuchen, eure Tipps umzusetzen. Danke euch!
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Mir fällt aber noch etwas zu dem Verhalten deines LG ein: er fühlt sich wohl wirklich hilflos, das ist recht 'logisch' aus - ich nenns jetzt mal klischeehaft typisch männlicher Sicht. Wir Mädels wollen oft nur dass uns wer zuhört, Anteil nimmt etc., dann gehts uns meistens besser. Im Gegensatz dazu sind viele Männer problem- bzw lösungsorientiert. So möchte er gern eine Lösung finden für das Schreiproblem - das es aber nicht gibt. Klar dass er sich überfordert fühlt, da er weder eurem Kind noch Dir helfen kann. Vielleicht ist das der Fall, es sieht - für mich - jedenfalls danach aus, da er die Situation gar so auf sich selbst bezieht.
Am besten drüber reden: sag ihm was Du brauchst: Geduld, Zuhören und Verständnis JETZT, dass Du weisst das das eine Phase ist die irgendwann vorüber gehen wird, dass es keine Lösung dafür gibt, und das das völlig okay ist.. so sind Kinder halt mal, aber Du brauchst ihn jetzt einfach. Vielleicht musst Du das ein paar Mal wiederholen, einfach-Zuhören, das ist für manche Männer ein so absurdes Konzept
Sorry wenn ich jetzt im Trüben völlig daneben getippt hab, bitte entschuldige dann
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Ich hab in der Phase auch oft an mir gezweifelt, oft nicht gewusst ob ich was falsch mache und was. Und die Mütter beneidet, die seelenruhig mit einem entspannten Baby stundenlang durch Einkaufszentren gewandert sind.
Ich konnte das nie machen, meiner wollte nicht einmal eine halbe Stunde entspannt im Wagerl sitzen, schon gar nicht mehr als er krabbeln konnte. Er hat auch niemals im Wagerl geschlafen, nie. Immer wollte er was sehen und was erleben, Wagerl war keine Entspannung für ihn.
Das einzige wo er wirklich brav im Wagerl gesessen ist und auch entspannt war, ist wenn ich mit ihm draussen in der Natur spazieren gegangen bin. Da gab es was zu sehen und da war er richtig ruhig.
Daher kann ich den Rat, in solchen Phasen vermehrt "raus" zu gehen auch empfehlen. Mein Kleiner war nach so einer Runde an der frischen Luft wieder wesentlich weniger quengelig und weniger anstrengend.
Aber ich kann dich gut verstehen, diese Tage zehren an den Nerven und gehen auf die Substanz. Und ich war auch jeden Abend sowas von k.o., obwohl ich auch teilweise so wie du "anstrengende" Unternehmungen mit ihm gemeidet habe.
Aber dieses "vermeiden und zurück ziehen" ist nicht gut, ich habe dann auch bemerkt dass ich "raus" muss und habe in diesem Alter eine Spielegruppe mit ihm besucht. Das war anfangs eine Überwindung, ich hatte Angst dass er sich dort auch so "benehmen" wird.
Das war einmal in der Woche und siehe da....mein Kind war der reinste Sonnenschein sobald er unter anderen Kindern war! Er ist dort richtig aufgeblüht.
Vielleicht hast du ja auch die Möglichkeit, so eine Gruppe mit ihm zu besuchen.
Meiner hat irre viel davon profitiert, er liebt es mit Kindern zusammen zu sein und von ihnen zu lernen.
Im Nachhinein weiss ich einfach, dass ich ein Kind mit sehr viel Energie und Bewegungsdrang habe. Seitdem er laufen kann, ist es aber schon viel besser geworden.
Allerdings braucht er einfach die Bewegung und die Möglichkeit, sich "auspowern" zu können. Das muss ich eben berücksichtigen, aber gemeinsam draussen was erleben macht auch mir sehr viel Spaß.
Zu deinem Freund fällt mir nur ein, dass du ihm vielleicht wirklich mehr Zeit mit dem Kleinen "allein" gibst, dann wird er beginnen zu verstehen wie es dir geht. Allein mit Worten kann man das oft nicht ausreichend erklären. Mein Mann hatte bereits 2 Kinder aus voriger Beziehung aber unser Sohn war auch für ihn eine Herausforderung Ich habe ihn aber von Anfang an immer auch alles machen lassen (wickeln, füttern, schlafen legen, etc) sodass unser Sohn eigentlich zum Papa genauso eine Beziehung hat wie zu mir. Es gibt nichts bei uns, dass nur die Mama machen könnte. Mein Mann war auch 2 Monate in Karenz und ich bin arbeiten gegangen. Da hat er auch erstmals gesehen, wie anstrengend so ein Tag wirklich sein kann und wie ein Baby einem fordern kann. Er hat vieles anders gemacht als ich, aber es war eine gute Erfahrung für uns alle. Ich versuche auch weiterhin, hin und wieder mal abends mich mit einer Freundin zu treffen und der Papa kümmert sich dann um den Junior. Das klappt tadellos und ist für unsere Beziehung auf jeden Fall ebenso gut wenn nicht alles an mir hängen bleibt.