Hallo!
Heute möchte ich ein Thema aufgreifen, dass seit geraumer Zeit bei meiner Schwester zu Frust führt.
Vorab:
Meine Schwester und ich sind relativ gut aufgewachsen. Meine Mutter musste nicht arbeiten, wir hatten alles was man so braucht. ABER wir waren halt einfach nur da.
Ausflüge/ Urlaube oder dgl machten wir kaum, glaube ich kann mich vl an 3 erinnern.
Es hat uns grundsätzlich an nichts gefehlt. Nur halt beschäftigt hat sich eig keiner mit uns. Meine Schwester und ich sind 10 Jahre auseinander, also war auch da wenig gemeinsam zu machen. Basteln, Kurse, Wandern, gemeinsam kochen, Wasserschlacht,... hats bei uns halt nicht gegeben. Auch bei Geburtstagsfeiern wurde nur minimaler Aufwand betrieben. Ich für meinen Teil hab mich damit arrangiert- für mich war meine Mutter da einfach zu faul und desinteressiert daran. Mein Vater war immer bis Abends in der Arbeit.
Seit meine Kleine da ist, hab ich für mich beschlossen, bei uns läufft das anders und somit ists gut für mich.
Meine Schwester hat und will keine Kinder, beschäftigt sich aber mit unserer Maus doch sehr intensiv.
Je größer die Kleine wird, desto mehr hadert sie mit unserer Kindheit. Inzwischen kommt eig bei jedem Treffen der Zeitpunkt, wo sie über das Thema spricht. Wie einfach das es eig gewesen wäre und viele Vorwürfe unserer Mutter gegenüber.
Ich kann sie total verstehen, auch ich sehe es gleich, aber ich hab damit abgeschlossen.
Mir macht es Sorgen, dass der (inzwischen eig sogar) Hass den sie empfindet immer größer wird.
Habt ihr einen Tipp, wie ich ihr da raushelfen kann? Eine Therapie wird sie sowieso ablehnen, da sie es nicht als Problem sieht.
Meine Mutter ansprechen bringt nichts- sie ist der Typ unfehlbar....
Kommentare
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Ich habe das Gefühl, dass man durch eigene Kinder zwangsläufig mit der eigenen Kindheit konfrontiert wird. Mir ist es vor allem beim ersten Kind im ersten Jahr aufgefallen. Da du vermutlich wesentlich mehr Zeit mit deinem Kind verbringst, als deine Schwester, hast du viel mehr Situationen, die dich triggern und je öfter, um so leichter wird es, mit den Gedanken umzugehen.
Zusätzlich erinnert man sich leichter an nicht so schöne Situationen, wenige Menschen können sich an die früheste Kindheit erinnern. Bei Kindern unter zwei Jahren hat man, meiner Meinung nach, auch fast keine Möglichkeiten, sich nicht mit ihnen zu beschäftigen.
Wenn meine Schwester zu Besuch ist, kommt auch meist das Thema der eigenen Kindheit, aber ich würde das nicht unbedingt als negativ bewerten und sehe das eher nüchtern und sachlich. Oder wird sie dabei vielleicht emotional?
Eine Therapie ändert die Kindheit leider auch nicht bzw. Finde ich, Gedanken nicht auszusprechen“ macht die Situation für sie vielleicht unnatürlich. Wie geht es dir in Situationen, wo sie die eigene Kindheit anspricht?
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Mir geht es mit meiner Tochter gerade ahnlich wie zuvir beschrieben wurde. Kinder und Erziehung derer triggern stark und erwecken viele Erinnerungen. Mir hilft darüber zu lesen, mich zu informieren. Therapie würde ich auch nicht wollen...
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Stefanie Stahl hat hier tolle Bücher, u.a. Das Kind in dir muss Heimat finden. Es gibt auch einen Podcast "Dein Inneres Kind heilen" und Stefanie Stahl hat selbst Podcasts.
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Zweiteres lese ich gerade wieder. Da steht eine Textpassage, die hier gut passt:
Aus meiner langjährigen Therapieerfahrung weiß ich, dass es einigen Menschen schwerfällt, sich ein ehrliches und kritisches Bild von der eigenen Kindheit und von ihren Eltern zu machen.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass es nicht darum geht, den Eltern für eigene aktuelle Probleme die Schuld in die Schuhe zu schieben, sondern ausschließlich darum, die eigenen Prägungen und Konditionierungen zu verstehen. Ohne dieses Verständnis kann man sie sich nämlich nicht bewusst machen, und ohne ein Bewusstsein der eigenen Prägungen kann man sie nicht verändern. Ich kenne nicht wenige Menschen mittleren Alters oder älter, die erst spät angefangen haben, sich ein realistisches Bild von ihrer Kindheit zu machen.
Sie erzählen mir, sie hätten lange verdrängt, dass ihre Kindheit vorwiegend unglücklich gewesen sei. Lange hätten sie geglaubt, sie sei schön gewesen. Wenn sie an ihre Kindheit gedacht hatten, waren ihnen stets nur schöne Momente und Bilder in den Sinn gekommen. Doch als sie an fingen, genauer hinzusehen, mussten sie feststellen, dass sie sich im Inneren oft einsam und unverstanden gefühlt hatten oder dass sie ihre eigenen Bedürfnisse vollkommen hintangestellt hatten, um nur ja keinen schönen Moment zu stören und es den Eltern recht zu machen. Rückblickend entpuppte sich die schöne Kindheit als Selbstbetrug. Aber erst durch die realistische Sicht auf ihre Vergangenheit können
die Betroffenen ein Verständnis für sich selbst und ihr psychisches Programm entwickeln. Durch diese Einsichten können sie andere Programme entwerfen, die ihrer aktuellen, erwachsenen
Realität viel angemessener sind. Mit diesen neuen inneren Einstellungen geht auch ein verändertes Verhalten einher, das ihre Beziehungen weniger belastet und sie ihr Leben glücklicher gestalten lässt.
(Seite 76/77)
Es ist kein einfacher Weg sich damit zu beschäftigen, aber wenn man das Fass erstmal öffnet, dann führt mMn kein Weg mehr dran vorbei. Sonst bleibt es ein ewiges belastendes Thema u es wird sich sonst seinen eigenen Weg ans Tageslicht suchen.
Generell muss sie selber bereit sein, sich dem Thema anzunehmen. Niemand anderer kann ihr da raushelfen. Vielleicht kannst du sie im Gespräch fragen, was sie denkt, was ihr helfen könnte. Wenn sie selbst auf Therapie zu sprechen käme, wär das ideal.
Ihr seid Schwestern, trotzdem habt ihr ganz eigene Erinnerungen an eure Eltern. Wenn du damit gut zurecht kommst, freut mich das für dich. Das heißt leider nicht, dass es Geschwistern gleich gehen wird/muss.
Wünsch euch beiden alles Gute mit dem Thema 💚
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Sie wird schon emotional, sehr frustriert und wütend.
Inzwischen haben meine Schwester und meine Mutter kaum noch Kontakt.
@sandkorn Mir ging es anfangs auch so, nur hab ich für mich beschlossen, dass ich nicht möchte, dass das mein heutiges Leben beeinflusst. Anfangs wars schwieriger, mittlerweile sinds nur noch selten Situationen die mich triggern.
@schorsch07 & @Mohnblume88 die Bücher werde ich mir auf alle Fälle anschauen! Ich lese sowieso gerne und vl kann ich ihr so "nebenbei" die Bücher interessant machen 🙃
es ist ein schwieriges Thema, weil es bei ihr schon sehr emotional verfahren ist...
sobald wir über die Kindheit sprechen ist es für sie sehr negativ behaftet 😕
vielen Dank für euren Input 🤗
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ich finds so toll dass du ihr da beistehst !!
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Es steht da, die Schuld wird nicht den Eltern gegeben, aber ich sag dir als Betroffene: im ersten Anlauf ist das aber oft so. Verständlicherweise. Immerhin waren sie verantwortlich für das Aufwachsen.
Ich bin daher im Zuge meiner Therapie auf Distanz zu meiner Familie gegangen, um das ganze mal wirken lassen zu können. Sonst war ich immer wieder mit denen konfrontiert, die für mein Dilemma verantwortlich sind.
Mit den Jahren hab ich selber dann fest gelegt, welcher Kontakt mir gut tut. Hab natürlich in Kauf genommen, dass das für wen anderen nicht passen kann u der Kontakt dann einfriert. Kann damit aber besser leben, als ständig über meine Grenzen gehen zu müssen.
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Ich finde es super, wenn man so selbstreflektiert sein kann um das zu wissen und soweit in sich reinspüren zu können.
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Ich habe eine Zwillingsschwester und mit ihr fast unsere ganze Kindheit reflektiert und hinterfragt. Ich bin in einer 10-köpfigen Großfamilie aufgewachsen. Für uns ist das jedesmal spannend und aufschlussreich. Letztlich finden wir immer Dinge, die wir ganz bestimmt anders machen wollen, aber auch vieles wofür wir unendlich dankbar sind.
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Ich versuche es bei meinen Kindern auch besser zu machen. Ich erwisch mich auch mal dabei, ständig "noch was zu tun zu haben", wenn meine Kinder mit mir spielen wollen. Das fällt mir dann aber auch auf und ich versuch es dann wieder, zu ändern. Außerdem machen wir wirklich viele Ausflüge und da ich nur 25 Stunden arbeite, hab ich unter der Woche öfter frei und mach dann Mama-Kind-Tage, mal mit beiden, mal einzeln. Man kann es ja nur selber besser machen, wenn man weiß, wie doof es bei einem selber früher war.
Wenn das Thema bei deiner Schwester so präsent ist und sie der Frust so auffrisst, sollte sie eigentlich schon therapeutisch was tun. Oder mit eurer Mutter reden. Vielleicht ihr einen Brief schreiben, in aller Ruhe, mit allen sortierten Gedanken. Es muss ja offensichtlich was raus, auch wenn die Mutter darauf nicht wie erhofft einsichtig reagieren wird. Da hilft schon einfach mal das Rauslassen und das muss nicht mal höflich oder rücksichtsvoll sein. Mir hat eine Freundin, die selbst Psychologin ist, gesagt - viele Kinder haben noch als Erwachsene das Gefühl, dankbar sein zu müssen oder Verständnis für die Fehler der Eltern haben zu müssen. Aber das ist gar nicht so und man darf den Eltern ohne Umschweife und auch mal ganz direkt und wütend an den Kopf werfen, was sch* von ihnen war. Manchmal kann nur das die Seele reinigen.
Ich persönlich denke mir immer: Vergangenes ist vergangen. Man zieht seine Konsequenzen aus bestimmten Erlebnissen und macht es selbst besser. Es bringt nichts, im Zorn zu schwelen. Es zerstört einem nur das eigene Leben, wenn man nicht loslässt.
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Das fühlt sich manchmal unfair an, finde ich, aber ich denke umso wichtiger ist es, dass wir uns mit anderen austauschen, die ähnliches aufarbeiten. Wie schon manche gesagt haben, da gibt es niemand besseren, als denjenigen, der exakt die Selbe Situation erlebt hat (Geschwister).
Es ist ein Haufen Arbeit diesen kreislauf zu durchbrechen, aber wenn man irgendwo anfängt, dann ist es beim drüber reden. Man redet darüber und irgendwann hat man die Nase voll davon nur darüber zu reden und will sich weiter entwickeln und es verarbeiten. Ich schätze, das kommt alles einfach nach und nach.
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@Mohnblume88 ich glaube, in dieser Findungs- und Distanzphase ist sie gerade und sucht noch die richtige "Dosis bzw Art des Zusammentreffens"...
@Papaya das auf alle Fälle! Ich hab einfach iwie die Sorge, das sie vor lauter grämen die schönen Sachen vergisst oder nicht sieht. Und wenn wir im Gespräch sind, möchte ich sie dann nicht an diese Sachen erinnern, weil ich ihr nicht das Gefühl geben möchte, ihren (ich nenn´s mal) Kummer nicht ernst zu nehmen oder abmildern zu wollen...
@Hawaii oh mann, die Situation das keiner mit einem spielen mag kenne ich auch nur zu gut. Ich glaube, dass wir beide mit der Situation sehr ähnlich umgehen. Ich hab für mich auch meine Frieden damit geschlossen und vesuche es bei meiner Tochter anders zu machen. Das "genügt" mir um damit abzuschließen. Ich hoffe halt, dass es auch ihr bald besser damit geht.
@Selina1234 das wurde mir erst so richtig bewusst, als ich in der Schwangerschaft mir den einen oder anderen Erziehungsratgeber geholt habe. Bis dahin hab ich mich eig kaum mit meiner Kindheit auseinander gesetzt. Hatte sie eig sogar eher als gut in Erinnerung komischerweise.... erst nach und nach hab ich begonnen, Situationen zu hinterfragen....
@all vielen Dank dass ich euch die Zeit nehmt und antwortet! Ich hatte die letzten Tage etwas viel um die Ohren, da meine Oma verstorben ist. Darum hab ich so lange nicht geantwortet
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https://www.arte.tv/de/videos/105596-006-A/psycho/
"Ich, Kind meiner Eltern:
Gibt es zu viel Mutterliebe? Was ist, wenn man bereut, Kinder bekommen zu haben? Gibt man das, was man selbst in der Kindheit erlebt hat, zwangsläufig an die eigenen Kinder weiter? Das sind nur einige Fragen, die Menschen rund um die Themen "Kinder kriegen" und "Eltern werden" beschäftigen. Darüber offen zu sprechen, fällt vielen schwer."