Du hast auf jeden Fall recht damit, dass die ersten Lebensjahre eines Kindes die prägendsten sind. Als Kind steckt man viel weg, erlebt Gefühle, wo man gar nicht weiss, wohin damit. Das darf ich momentan selbst erleben. Wie du weisst bin ich seit kurzem in psychologischer Betreuung, um meine eigene Kindheit aufzuarbeiten. Ich möchte nicht sagen, dass ich eine schlechte Kindheit hatte. Aber trotzdem gabs Momente, die ich bis heute nicht vergessen habe, und es ist tatsächlich so, dass ich mich an die unschönen Momente teilweise besser erinnern kann, als an die schönen. Ein Gefühl wie Angst zb prägt sich eher ein.
Als Kind, musste ich immer wieder schlimme Dinge mit ansehen, Momente in denen ich von dem Gefühl "angst" gequält wurde. Man denkt, man steckt das als kind gut weg. Aber in Wahrheit weiss man nicht wohin damit. Ich hab dann angefangen, vor vielem Angst zu haben. Schon als Kind. Hätte diese Angst aber nie in Verbindung mit diesen unschönen Momenten gebracht, weil ich mich vor etwas anderem gefürchtet habe, die Angst aber nur auf was anderes projiziert habe, weil ich eben nicht wusste, wie ich das vorgefallene verarbeiten soll.
Später als Jugendliche, hat sich das ganze dann in Panikattacken umgewandelt. Auch da, hätte ichs nie mit meiner Kindheit in Verbindung gebracht. Heute weiss ich, dank meiner Psychologin, woher das alles kommt und wir arbeiten daran.
Seit mein Sohn auf der Welt ist, wurde alles schlimmer, weil ich im Unterbewusstsein immer Angst hatte, ihn würde dasselbe Schicksal ereilen wie mich. Und ich weiss aber auch, immer alles richtig zu machen ist unmöglich. Zumal jeder ja eine andere Ansicht von richtig oder falsch hat. Die Momente, die ich erleben musste, versuche ich ihm ersparen so gut es geht.
Meine Psychologin hat mir erklärt, dass ein Baby im ersten Lebensjahr einmal alle Gefühle durchlebt. Wenn sie ganz klein sind, nehmen sie Situationen noch nicht bewusst war, aber die Gefühle sehr wohl. Hat ein Kind im ersten Lebensjahr bzw den ersten Lebensjahren, oft das Gefühl von Angst, nimmt es dieses Gefühl mit. So war es auch bei mir. Ich kann mich an viele Situationen nicht mehr erinnern, aber diese Angst begleitet mich immer noch oft. Obwohl man oft gar nicht weiss, woher die Angst kommt oder warum ich Angst habe. Sie ist einfach da in manchen Momenten.
In der Kindheit zu wühlen ist oft sehr schwer und es fällt nicht leicht darüber zu sprechen. Aber ich weiss, dass ich muss, damit es mir besser geht. Und so ist es auch. Seit ich eine Gesprächstherapie mache, geht es mir um einiges besser. Ich weiss jetzt, wie ich mit Angst umgehe und kenne den Auslöser - meine Kindheit.
Ich verstehe, dass dir das Kopfzerbrechen bereitet, aber ich bin mir sicher, dass du auf keinen Fall eine schlechte Mutter bist ! Oder, dass du alles falsch machst. Jedes Kind ist anders, daher ist bei jedem kind was anderes richtig oder falsch. Und auch wenn wir Mütter sind, sind wir trotzdem "nur" Menschen ❤