Prinzipiell beides möglich. Die Autonimiephase beginnt in etwa mit 12 Monaten und endet quasi nie. Dein Kind hat jetzt scheinbar entdeckt, das du und er nicht immer die selben Ziele verfolgen bzw. das er einen eigenen Willen hat und ihr auch unterschiedliche Dinge wollen könnt. So weit so normal.
Mein Tipp: wirklich überlegen warum du das jetzt verbietest. Ist es wirklich notwendig in der Situation jetzt ein nein auszusprechen? Oder sag ich nur nein aus Bequemlichkeit oder wegen meiner eigenen Glaubenssätze (spoiler altert: wir sagen viel öfter Nein als wir wirklich müssten).
Und Alternativen bieten. Sehr gut geklappt hat bei uns: statt den Kind zu sagen, was es nicht tun darf, ihm sagen was es stattdessen tun kann. Z.B. "Wenn du klettern willst dann hier am Pickler-Dreieck." Und dann das Kind rüber heben und es animieren dort zu klettern.
Hallo,
ich bin überrascht, dass dir bisher noch niemand geantwortet hat, kennen doch alle Eltern solche Situationen :-)
Mehrere Dinge:
- zunächst kanns dir wirklich helfen zu verstehen, wie Gehirne von Kindern funktionieren. Mit hat das damals enorm geholfen bzw. tut es das immernoch wenn meine Kinder solche Wutanfälle haben weil ich dann weiß, dass es nix mit mir zu tun hat. Die schlechte Nachricht: du kannst nichts tun, um diese Wutanfälle wirklich zu vermeiden. Es gibt keine Strategie, die Kinder niemals Wutanfälle haben lässt. Die Kinder machen das ja auch nicht absichtlich (das ist sehr wichtig) und sicher nicht, weil sie dich ärgern wollen sondern weil ihr Gehirn in dem Moment die Führung übernimmt und sie gar nicht anders können. Meist wissen die Kinder in diesen Momenten selber nicht wo oben und unten ist. Deshalb auch die widersprüchlichen Ansagen ("geh weg, bleib da!").
- Es nützt nichts mit dem Kind in diesem Momenten zu versuchen irgendwas rational zu erklären, zu verhandeln oder sonst irgendwie anschaulich zu machen. Der Part in ihrem Gehirn, der für diese Funktion zuständig ist nämlich der "präfrontale cortex" (das ist der Teil unseres Hirns der für alle planerischen Tätigkeiten zuständig ist und einen großteil unserer Persönlichkeit ausmacht) wird "ausgeschalten" und ist somit nicht mehr ansprechbar. Das heißt, dein Kind versteht dich in diesen Momenten etwa so gut wie ein Echse.
- Wo wir gerade von Echsen sprechen: Wenn die Kinder in einem Wutanfall sind, schaltet sich ihr hirn in den "Echsen-Modus" ("lizzard brain"). Es denkt, es ist in diesem Moment in einer Notsituation. Wie kommt es da wieder raus? Langsam und mit Geduld. Ich hab mich meist daneben gesetzt und ganz kurze Sätze immer wieder wiederholt. z.B. "Du bist in Sicherheit. Ich bin da." Immer wieder ruhig vor sagen. Ruuuhhiiig atmen. Bei dir bleiben. Nicht auch noch hektisch oder nervös oder gar sauer werden. Das bringt gar nix. Je ruhiger du atmest (versuch dich dabei wirklcih ganz bewusst auf deine eigene Atmund zu konzentrieren) desto besser wird er sich co-regulieren können. Irgendwann wird er sich deiner Atmung anpassen und dann wird er sich langsam beruhigen können. Immer wieder Körperkontakt anbeiten aber nix erzwingen. Wenn er dich weg stößt, geh auf Distanz aber bleib auf Sichtkontakt. Wenn er deine Nähe sucht, gib ihm diese. Wenns eine Stunde dauert ist das natürlich echt hart. Dann darfst du natürlich auch zwischendurch kurz weg, mal was trinken oder was essen. Schauen, dass du selber gut reguliert bleibst. Und natürlich darfst du dich auch mit einer anderen Bezugsperson abwechseln, wenn eine da ist. Erfahrungsgemäß werden die Wutanfälle kürzer, je besser wir sie co-regulieren können. Durchhalten!
Allgemeine Tipps für die Autonomiephase:
- auf die Schlaf- und Essenszeiten achten. Wutanfälle häufen sich am Abend, wenn die Kooperationsbereitschaft einfach schon aufgebraucht ist und natürlich wenn jemand hungrig ist. Dann lieber bissl früher den Spielplatz oder das playdate verlassen und dafür daheim keinen Wutanfall haben. Oder den Wutanfall eben lieber daheim haben als unterwegs im Auto.
- Routinen und Vorhersehbarkeiten schaffen. Das kann sein durch immer ähnliche Tagesabläufe z.B. nach dem Frühstück gehen wir eine Stunde nach draußen, dann gibt es eine kleine Jause, danach lesen oder spielen wir und anschließend kochen wir Mittagessen mit Mama. Es muss natürlich nicht jeder Tag exakt gleich ablaufen aber so die großen Eckpfeiler sollten für das Kind absehbar sein. Nach x folgt y und darauf kann ich mich verlassen. Das gibt Kindern Sicherheit und Sicherheit ist eines der emotionalen Grundbedürfnisse. Ebenso Vorhersehbarkeit. Nicht umsonst hörst du überall am Spielplatz "du darfst noch 3x Rutschen und dann gehen wir". Als Tipp von mir: mit den Minuten tun sich manche Kinder sehr schwer. Also wenn ich sag, wir gehen in 15min kann ein Kind damit ja nix anfangen. Mein jüngerer Sohn hat viel besser damit umgehen können, wenn ich gesagt hab "wir gehen, wenn der Opa vom Stall zurück kommt./Du darfst noch 3x rutschen und dann gehen wir./Ich tauch dich noch 3x auf der Schaukel an und wenn sie ausschaukelt gehen wir heim...
- Schau generell mal, wieviel Entscheidungen er selber treffen darf bzw. wie oft du "nein" zu ihm sagst. Das ist jetzt keine Einladung, nur noch ja zu sagen und keine Regeln mehr aufzustellen sondern eher, ob du vielleicht an manchen Stellen mehr Kooperation von ihm verlangst, als er mit 3 Jahren geben kann. Also bevor du nein sagst, könntest mal schauen ob du ihm eine Alternative anbieten kannst mit der er zufrieden ist. So in die Richtung.
Zum Schluss noch ein Buchtipp für dich, wo das mit dem Gehirn und dessen Funktionen sehr gut erklärt ist: "Achtsame Kommunikation mit Kindern" von Daniel J. Siegel.
Ich lese gerade "Punishment-free parenting" von Jon Fogel (gibts aktuell nur auf English, find ich aber ein großartiges Buch. Sehr empfehlenswert!).
Die "das gewünschteste Wunschkind aller Zeitenn treibt mich in den Wahnsinn" Buchreihe hat mir auch gut gefallen. Die kann ich auch empfehlen.
Ich hoffe, da war was brauchbares dabei für dich.
Alles Gute und starke Nerven!
Kennt ihr das auch, das euch erst auffällt wie viel ihr eigentlich den ganzen Tag im Haushalt macht und erledigt, wenn ihr es ein paar Tage nicht macht? 😅
Mir hat's jetzt 3 Tage lang so richtig die Lichter ausgeknipst weil ich irgendeinen Virus hatte. Mein Mann hat natürlich alles Rund um die Kinder (Erschwernisszulage weil mein Sohn ebenfalls krank war) wunderbar gemenaged aber im Haushalt wurde halt 3 Tage jetzt nur das allernötigste gemacht. Da fiel mir jetzt erst auf, das ich sonst wohl doch ganz schön viel mache.
@Mohnblume88 tatsächlich hätt ich, als Mama des Gastgeber-Kindes, vermutlich irgendwas ohne Schweinefleisch angeboten. Puten Frankfurter z.B.
Aber im korrekten Fall: Gute und sehr interessante Frage. Wahrscheinlich hätte ich das Kind auch nur drauf aufmerksam gemacht, es aber nicht verboten das zu essen (denn wer bin ich, einem anderen Kind zu verbieten was es darf und was es nicht darf - sofern es nicht gehen Regeln bei uns zu Hause verstößt).
@sunha13 ich würde die Chance auch nutzen. Was nach der Karenz ist, weißt du jetzt eh nicht. Und ,so wie du sagst, kann's ja auch länger dauern. Ambitionen darf man schließlich ja auch noch mit Kindern haben 😁
Und alles was du weißt und an Ausbildung hast, kann die keiner wegnehmen!
Go for it!
8-10000 Euro pro Jahr für Urlaub ist für mich unfassbar viel. Das muss man ja erst einmal verdienen. Geht sich bei den meisten vermute ich nicht jedes Jahr aus.
Bei uns definitv nicht.
Find das schon faszinierend, dass das doch einige jedes Jahr (!) machen.
@yasrie ich versteh dich voll. Bei mir war das am Anfang auch so, dass wenn ich abends mit Baby schlafen gegangen bin ich schon etwas Bedenken hatte und dachte "oje, wie wird's heute, wie oft Werd ich aufgeweckt..." Ich war so, so, so unglaublich müde und wollt einfach nur schlafen.
Geholfen hat definitiv, als das Baby nachts nicht mehr gewickelt werden musste und als ich dann im Liegen gestillt hab. Eine Unterbrechung des Schlafs war es trotzdem aber eben nur eine sehr kurze weil wir rasch beide wieder eingeschlafen sind.
@anianom extrem nicht nur deshalb, weil sie ganz lang nicht durchgeschlafen haben (auch heute noch wird mindestens 1 Erwachsener an 5 von 7 Tagen von einem oder 2 Kindern geweckt also...) sondern auch, weil beide einfach enorm häufig aufgewacht sind. Stillen alle 30-60 Minuten übers erste Jahr war eigentlich an der Tagesordnung. Dann wurde es bei einem Kind besser, beim anderen nicht 🤷
Ich wünsch tatsächlich niemanden so miese Schläfer wie meinen und glaub eigentlich auch dass sie da wirklich eine Ausnahme sind. Mit ein Grund, warum es Kind 3 nicht geben wird. Ich und meine Nerven packen das kein drittes Mal. Kann natürlich beim dritten ganz anders sein aber wer garantiert mir das 😅