@rainbowdrop: Also als Hausgeburtshebamme in Wien betreue ich die meisten Geburten in Wohnungen, nicht in Häusern. :-)
Und nein, das mit dem Lärm ist kein Problem. Diese Frage gehört lustigerweise zu den Standardfragen beim Erstgespräch.
Interessant ist, dass kaum ein Nachbar mitkriegt, wenn ein Kind geboren wird. Warum das so ist, kann ich nur anhand eigener Theorie erklären: Unser Urhirn erkennt, wenn eine Gefahr droht, wenn jemand aufschreit unter Adrenalin, weil er sich verletzt hat,... da reagieren wir sofort und müssen nachschauen. Aber Wehen sind nicht unter Adreanlin, sondern unter Oxytocin, ein ganz anderes Hormon und haben eine Wellenform und eine Regelmäßigkeit. Daher landet dieser "Lärm" in unserem Urhirn unter "nicht bedrohlich, alles ganz normal". Menschen können neben Wehenden schlafen. Ich beobachte das oft an Geschwisterkindern, die oft genau im selben Raum tief und fest schlafen.
Einmal hatte ich in einer Wiener Altbauwohnung (mit ganz hellhörigen Wänden) eine Geburt, da konnte ich in den Wehenpausen den Nachbarn daneben schnarchen hören. Er wurde nicht munter, obwohl die Frau tatsächlich ordentlich getönt hat.
Ein einziges Mal hatte ich die Polizei vor der Tür, ich machte auf und zwei Beamte sagte, dass die Nachbarn meinten, Schreie gehört zu haben. Ich habe erklärt, dass hier eine Hausgeburt stattfindet und ich die Hebamme bin und alles unter professioneller Aufsicht passiert. "Oh! Tschuldigung! Sollma wos höfn?" war die Gegenfrage und auf "nein, nein, alles gut, danke!" sind die beiden ganz schnell wieder gegangen und waren sichtlich froh, nicht eingeteilt worden zu sein. ;-)
Ab und zu treffe ich im Stiegenhaus NachbarInnen, die mich dann an meiner Tasche schon erkennen und fragen: "Ist das Buzzi leicht schon da?" Und da bin ich oft auch verwundert, dass sie das nicht mitbekommen haben.
Ja, diese Gedanken haben gerade sehr viele schwangere Frauen.
Ganz ehrlich: Unabhängig von der Coronavirus-Pandemie empfehle ich JEDER gesunden Frau mit gesundem Kind, so bald wie möglich nach Hause zu gehen und sich von einer Hebamme zuhause weiter betreuen zu lassen. :-)
Meiner Erfahrung nach gibt es zuhause weit weniger Schwierigkeiten, weil man seinem eigenen Rhythmus (beziehungsweise dem vom Kind) nachgehen kann und nicht der Spitalsroutine unterliegt.
Jetzt haben wir aktuell die Situation, dass Geburtshilfestationen schließen aufgrund von Corona-Fällen, auch das Personal ist teilweise betroffen. Dadurch werden die Geburten auf andere Krankenhäuser aufgeteilt, die wiederum aus allen Nähten platzen. Daher ist eine ambulante Geburt auf jeden Fall ratsam, schon allein deshalb, dass die Betten auf der Wochenbettstation für jene frei bleiben, die sie wirklich brauchen.
Wenn es medizinisch nicht geht, dass man ambulant nach Hause geht, muss man sowieso stationär bleiben, niemand wirft nicht gesunde Wöchnerinnen hinaus.
Aber Hebammen sind sehr kompetent und können viele Situationen zuhause auch gut meistern (Neugeborerengelbsucht -bis zu einem gewissen Grad- kontrollieren und minimieren, Gewichtszunahme fördern, Rückildung verbessern, Stillschwierigkeiten aus dem Weg räumen,...) :-) . Sollte im Laufe der Wochenbettbetreuung ein Fall auftreten, der einen Krankenhausaufenthalt abermals erfordert, dann wird die Frau mit Kind wieder ins Krankenhaus zurück geschickt. Das kommt aber äußerst selten vor.
Bei ambulanten Geburten ist die erste Mutterkindpassuntersuchung (in der ersten Lebenswoche) bei einem niedergelassenen Arzt notwendig. Das kann ein Kinder- oder Hausarzt sein. Viele machen dafür auch Hausbesuche, was natürlich den Vorteil hat, dass man nicht mal in die Ordination gehen muss.
Aber prinzipiell halte ich eine Ordination eines Arztes für "sicherer" (was den Coronavirus betrifft), als ein Krankenhaus, wo ja noch viel mehr Menschen unterwegs sind.
Liebe Melanie, ich hoffe, ich konnte dir ausreichend Informationen geben um deine Entscheidung zu erleichtern. An der Stelle sei noch gesagt, dass es wirklich wichtig ist, sich so bald wie möglich um eine Nachsorgehebamme zu kümmern, da auch wir aufgrund der derzeit steigenden Nachfrage irgendwann ausgebucht sind. ;-)
Alles Gute!
Margarete
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