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Babys Ernährung:
Trinkverhalten & Nuckeln

Der Aufbau der Stillbeziehung mit deinem Kind braucht Zeit und Geduld. Welche Stillabstände einzuhalten sind, was Stillen nach Bedarf bedeutet und ob Nuckeln in der Nacht schlecht für die Zähne ist, das erfährst du hier.

Stillen

Ist es normal, dass mein Neugeborenes so oft/so wenig trinkt?

In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt muss dein Baby sich in dieser Welt einleben. Schließlich kommt es aus dem geschützten Mutterleib in eine Umgebung, die so ganz und gar fremd erscheint. Es muss erst einmal ankommen und dabei kannst du ihm helfen. Stillen und Körperkontakt sorgen für Geborgenheit und helfen, Vertrauen aufzubauen. Bis die reife Muttermilch gebildet wird, dauert es ein paar Tage. Als Überbrückung bekommt dein Baby das sogenannte Kolostrum. Es handelt sich hier um eine sehr sättigende nährstoffreiche Vormilch.

Je öfter du dein Kind an die Brust legst, desto besser kommt die Milchproduktion in Gang. Ein „zu oft“ trinken in diesem Sinn, gibt es also gar nicht. Kniffliger wird es, wenn dein Baby zu selten trinkt, weil es Stillmahlzeiten beispielsweise verschläft oder es zu schwach ist. Dann solltest du darauf achten, dass die Stillabstände nicht mehr als vier bis fünf Stunden betragen, gegebenenfalls ist auch eine Unterstützung durch deine Hebamme oder eine Stillberaterin angezeigt.

Was sind frühe Hungerzeichen?

Grundsätzlich unterscheidet man frühe Hungeranzeichen von späten Anzeichen. Je eher du auf dein Baby reagierst, desto entspannter wird der (Still-)Alltag für euch beide verlaufen. Das setzt natürlich eine gewisse Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse deines Kindes voraus. Keine Sorge, du musst es nicht rund um die Uhr mit Argusaugen beobachten. Mit der Zeit entwickelst du ein Gespür dafür, was dein Kind gerade benötigt. Tragen in einem Tuch oder in einer geeigneten Babytrage sowie Körperkontakt und Kuscheln helfen dir dabei, die Bindung zu stärken und dadurch Signale rascher zu erkennen.

Zu den frühen Hungeranzeichen zählen:

  • Schmatzen und Saugen, z.B. an den eigenen Fingerchen oder Schmatzbewegungen mit der Zunge an der Lippe
  • Aktives Suchen der Brustwarze – das Baby macht Saugbewegungen, dreht den Kopf leicht nach links und rechts.
  • Allgemein macht sich eine Unruhe bemerkbar. Dein Baby zappelt vielleicht herum, windet sich, dreht sich, streckt Arme und Beine weg, wirkt weinerlich.

Späte Hungeranzeichen sind lautes Weinen oder Schreien und eine extreme Körperspannung!

Ist Nuckeln in der Nacht schlecht für die Zähne?

Das ist zugegebenermaßen eine schwierige Frage, die pauschal nicht zu beantworten ist. Ob nächtliches Stillen oder Nuckeln den Zähnen deines Babys einen Schaden zufügen oder nicht, ist stets Gegenstand von Kontroversen. Es gibt ZahnärztInnen und KinderärztInnen, die den Standpunkt vertreten, dass nächtliches Stillen den Zähnen schaden, da Muttermilch Zucker enthält und dieser die Zahnsubstanz angreifen kann. Besonders bei Babys, die „dauernuckeln“ oder sehr häufig nach dem Zähneputzen angelegt werden, besteht ein größeres Risiko dafür, Karies zu entwickeln.

Auch künstliche Säuglingsanfangsnahrung kann den Zähnen deines Babys schaden, vom sogenannten Fläschchenkaries sind überwiegend die vorderen Schneidezähne betroffen. Du wirst jedoch auch Stillberaterinnen finden, die das nächtliche Stillen befürworten und die das Risiko, Karies zu bekommen, als gering einstufen. Karies kann beispielsweise auch von anderen übertragen werden (wenn von Karies betroffene Erwachsene oder andere Kindetr den Schnuller in den Mund nehmen oder mit dem Kind das Besteck teilen), auch übermäßiger Zuckerkonsum in Form von gesüßten Tees oder Saft begünstigt die Entwicklung des frühkindlichen Karies.

Idealerweise müsste man nach jeder Stillmahlzeit die Zähne putzen, das ist in der Nacht allerdings kontraproduktiv. Letztlich muss jede Familie selbst entscheiden, wie sie mit diesem Thema umgeht. Das Kariesrisiko durch das Stillen steht jedenfalls in einem Widerspruch mit dem nächtlichen Bedürfnis des Kindes, Nahrung aufzunehmen.

Kann ich meinem Neugeborenen einen Schnuller geben?

Es spricht nichts dagegen, dein Baby gelegentlich am Schnuller nuckeln zu lassen. Für viele Mütter ist es regelrecht eine Erleichterung, da vor allem unruhige Babys entspannen, wenn sie einen Schnuller bekommen und für die Befriedigung des Saugbedürfnisses nicht immer die Brust benötigen. Das lässt der Mama ein wenig Freiraum, auch Papa oder Oma können dann einmal übernehmen. Grundsätzlich solltest du einen Schnuller erst einsetzen, wenn das Stillen oder das Füttern mit dem Fläschchen stabilisiert hat.

Man geht davon aus, dass es etwa 6-8 Wochen dauert, bis sich alles gut eingespielt hat. Wenn ein Baby an einem Schnuller nuckelt, nennt man dies in der Fachsprache „non-nutritives“ Saugen. Neugeborene verfügen über ein natürliches Saugbedürfnis, das sie in jedem Fall stillen möchten. Ob sie nun an der Brust saugen, an einem Schnuller oder an der Flasche nuckeln. Wichtig ist es, den Schnuller wohldosiert einzusetzen. Wenn dein Baby weint, empfiehlt es sich, zu überlegen, was es denn nun gerade brauchen könnte – vielleicht ist eine frische Windel, vielleicht möchte es gestillt oder einfach nur getragen werden. Der Schnuller kann eine tolle Unterstützung sein, sollte jedoch nicht dazu verwendet werden, dein Baby „ruhig zu stellen“.

Was bedeutet stillen nach Bedarf?

In der Fachsprache nennt man Stillen nach Bedarf auch Stillen „ad libitum“. Darunter versteht man, dass dein Baby so oft an der Brust saugen darf, wie es möchte. Es gibt keine Stillabstände oder fixen Essensmahlzeiten, die du einhalten musst, du legst es jedes Mal an, wenn du frühe Hungerzeichen bei deinem Kind erkennst. Nach Bedarf wird auch in der Nacht gestillt oder in Wachstumsphasen. Das kann durchaus bedeuten, dass dein Baby „gefühlt“ 24 Stunden gestillt wird. Üblicherweise ist es jedoch so, dass sich auch beim Stillen nach Bedarf gewisse Zeitmuster einstellen. Je nach Schlaf- und Wachzeiten deines Babys gewinnt ihr so etwas wie einen individuellen Rhythmus.

Viele Babys werden immer vor dem Schlafen gehen gestillt (Einschlafstillen am Abend), andere wiederum wachen in der Nacht häufiger auf, weil sie hungrig sind. Beim Stillen ad libitum geht es tatsächlich darum, dich ganz nach den Bedürfnissen deines Babys zu richten und seinen Hunger frühzeitig zu erkennen. Das wiederum stärkt die Bindung zwischen euch und entspannt – da du dich eben nicht an fix vorgegebene Stillabstände halten musst.

Muss ich Stillabstände einhalten?

Lange wurde Müttern geraten, bestimmte Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten oder die Abstände nach einer gewissen Zeit, zu verlängern. Im Alltag ist es jedoch so, dass jedes Mutter-Kind-Duo einen individuellen Rhythmus entwickelt. Selbst dieser ist anfällig für Störungen, wenn dein Baby gerade einen Wachstumsschub hat oder zahnt. Bei einem gesund entwickelten Baby empfiehlt es sich, nach Bedarf zu stillen.

In der Literatur liest man häufig, dass Babys etwa im Abstand von 3-4 Stunden und bis zu 12 Mal in 24 Stunden gestillt werden möchten, die Praxis zeigt jedoch, dass es sich hierbei wirklich nur um eine Theorie handelt. Im Sommer trinken fast alle Babys mehr als üblich, ebenso bei Entwicklungsschüben, während einer Erkrankung oder nach einer Impfung. Manche Kinder verlangen in der Nacht vermehrt die Brust, andere wiederum haben kurz nach der Geburt schon einen Stillabstand von bis zu fünf Stunden. Stillberaterinnen empfehlen stets, nach Bedarf zu stillen oder nach Bedarf das Fläschchen zu geben. Wenn es aus medizinischen Gründen erforderlich ist, bestimmte Abstände einzuhalten, besprichst du das idealerweise mit deinem Kinderarzt/der Kinderärztin sowie mit deiner Hebamme oder Stillberaterin.

Was versteht man unter Cluster-feeding?

Cluster-feeding ist ein Ausdruck, der in der Stillberatung häufig verwendet wird. Man beschreibt damit eine Situation, in der das Baby sehr oft, also alle 15 bis 20 Minuten, an der Brust trinken möchte. Du hast vermutlich das Gefühl, ununterbrochen stillen zu müssen. Dein Baby döst zwischen den Stillmahlzeiten kurz ein und möchte dann sofort wieder trinken. Cluster bedeutet so viel wie, dass sich etwas anhäuft, etwas geballt vorkommt. Die aufeinanderfolgenden Stillmahlzeiten finden in dieser Intensität meistens in den Abendstunden statt und treten immer wieder im Rahmen eines Entwicklungsschubs auf.

Für dich wichtig zu wissen: Wenn Babys „clustern“, ist das vollkommen normal. Das bedeutet nicht, dass du zu wenig Milch hast oder deine Milch nicht nahrhaft genug ist. Es bedeutet lediglich, dass ein Baby in dieser Phase vermehrt, länger und anhaltender gestillt werden möchte, weil der Bedarf besteht. Am besten akzeptierst du die Situation, wie sie ist, und richtest dir für solche Abende einen gemütlichen Stillplatz mit ausreichend Getränken und Snacks ein. So bist du für den Stillmarathon bestens gerüstet.

Welche Lebensmittel oder Genussmittel gehen in die Muttermilch über? Schmeckt Muttermilch immer gleich?

Während es in der Schwangerschaft strengere Ernährungsrichtlinien gibt, ist das Thema für stillende Mütter hingegen relativ einfach erklärt: Wer stillt, kann mit Maß und Ziel alles zu sich nehmen, worauf er Lust hat. Ziel sollte eine ausgewogene Ernährung sein, die auf Abwechslung und der Verwendung von regionalen sowie saisonalen Zutaten basiert. Zudem ist es wichtig, dass du ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser, Tees oder ungesüßten Säften zur dir nimmst.

Gewisse Lebensmittel können den Geschmack der Muttermilch verändern, dazu zählen Spargel oder Knoblauch. Es kann sein, dass dein Baby darauf reagiert und eine Stillmahlzeit ausfällt, es kann aber genauso sein, dass ein Kind wie gewohnt trinkt. Eine Zeit lang ging man davon aus, dass blähende Gemüsesorten beim Baby ebenfalls Blähungen verursachen könnten, ebenso standen scharfe Gewürze und Zitrusfrüchte in Verdacht für Windelausschlag verantwortlich zu sein. Mittlerweile weiß man, dass Beschwerden beim Baby eher unwahrscheinlich sind, wenn die Mama Brokkoli isst oder einen frisch gepressten Orangensaft trinkt.

Es empfiehlt sich, die Reaktion deines Babys einfach zu beobachten. Anders sieht es bei Genussmitteln aus: Nikotin und Alkohol sind während der Stillzeit tabu. Kaffee ist in Maßen hingegen erlaubt. Auch hier kommt es auf die Menge an – von koffeinhaltigen, starken Tees oder Energydrinks ist abzuraten.

Tipp: Achte darauf, wie sich dein Baby verhält, nachdem du eine Tasse Kaffee getrunken hast. Wird es unruhig oder nimmt es langsam an Gewicht zu? Dann könnte das in Zusammenhang mit dem Koffeinkonsum stehen – wende dich an eine Stillberaterin.

Braucht mein vollgestilltes Kind zusätzlich Wasser/Tee?

Diese Frage stellt sich vor allem in den heißen Sommermonaten oder wenn ein Stillbaby erkrankt. Die Antwort darauf ist jedoch eindeutig: Vollgestillte Kinder benötigen weder Wasser noch Tee extra. Die Nachfrage reguliert das Angebot. Wenn dein Kind also mehr Flüssigkeit benötigt, z.B. weil es krank oder es im Sommer heiß ist, wird es häufiger und in kürzeren Abständen an der Brust trinken wollen.

Die Milchproduktion stellt sich binnen eines Tages auf die benötigte Milchmenge ein und die Drüsen produzieren entsprechend mehr Milch. Wer zusätzlich Wasser oder Tee gibt, riskiert nicht nur eine Saugverwirrung, sondern auch eine Wasserintoxination. Zu viel Wasser kann für Säuglinge bis zum sechsten Monat sogar gefährlich sein.

Tipp: Will dein Baby öfter trinken, achte bitte auf deinen Flüssigkeitshaushalt und nimm ausreichend Tee oder Wasser zu dir.