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Für Stillanfängerinnen:
Der Milcheinschuss nach der Geburt

Vielen Müttern ist es ein Bedürfnis, ihr Kind einige Monate an die Brust zu legen, andere Mütter entscheiden sich aus persönlichen oder medizinischen Gründen dagegen. Steht der Entschluss fest, sind damit meist viele Fragen und Unsicherheiten verbunden. Vor allem bei Frauen, die zum ersten Mal ein Kind erwarten. Wie der Stillstart am besten klappt, das erfährst du hier:

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Tut der Milcheinschuss immer weh?

Spätestens am sechsten Tag nach der Geburt kommt es zum sogenannten Milcheinschuss. Das bedeutet nichts anders, als dass die Vormilch (Kolostrum) durch die reife Muttermilch ersetzt und mitunter in großen Mengen produziert wird. Um den Milcheinschuss vorzubereiten, müssen deine Brüste stärker durchblutet werden, auch deine Lymphe schwellen ein wenig an. Die Milchdrüsen arbeiten auf Hochtouren und genau das erleben viele Frauen als schmerzhaft. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um einen stechenden Schmerz, sondern vielmehr um ein starkes Spannungs- oder Druckgefühl. Deine Brüste sind sehr prall gefüllt, alles ist angespannt.

Spurlos geht der Milcheinschuss nicht an dir vorüber, Erstgebärende empfinden die Schmerzen zumeist anders als Frauen, die bereits ein Kind bekommen haben. Erste Hilfe, wenn die Schwellung unerträglich wird: ein paar Tropfen Milch per Hand ausstreichen, häufig stillen (alle zwei Stunden), kühlende Wickel mit Topfen, Kohlblättern oder kalt-feuchten Tüchern.

Wird mein Kind vor dem Milcheinschuss satt?

Diese Frage können wir besten Gewissens mit einem Ja beantworten. In den ersten Tagen nach der Geburt bekommt dein Baby das sogenannte Kolostrum. Es handelt sich hierbei um eine wertvolle Vormilch, die dein Kind mit äußerst wichtigen Nährstoffen versorgt, die für diese Lebensphase einzigartig sind. Um den noch nicht ausgereiften Verdauungsapparat des Neugeborenen zu schonen, ist das Kolostrum sehr proteinhaltig, enthält jedoch wenig Fett und Kohlehydrate. So kann es von deinem Baby in kleinen gehaltvollen Mengen aufgenommen und leichter verdaut werden.

Die Vormilch ist eine wahre Wunderwaffe für Babys Immunsystem. Neben vielen Abwehrstoffen enthält sie das Immunglobulin (IgA), das sich wie ein Schutzschild über die Schleimhäute des Babys legt und dadurch einen Eintritt von Erregern und Keimen verhindert.

Muss ich vor dem Milcheinschuss zufüttern?

Wenn es deinem Baby gut geht und keine gesundheitlichen Komplikationen vorliegen, ist es nicht erforderlich, künstliche Säuglingsanfangsnahrung zusätzlich zu verabreichen. Nach traumatischen Geburten, einem Kaiserschnitt oder längeren Trennungsphasen zwischen Mutter und Kind sowie durch Medikamenteneinnahme während der Geburt oder unzureichender Entleerung der Brust, kann es zu Problemen bei der Milchbildung kommen. Dann ist ein Zufüttern in Absprache mit dem Kinderarzt/der Kinderärztin und deiner Hebamme oder Stillberaterin möglicherweise notwendig.

Zu früh geborene Kinder, Babys mit Entwicklungsstörungen, kranke Säuglinge oder Kinder mit angeborenen Fehlbildungen (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte) benötigen ebenfalls etwas Unterstützung – in diesen Situationen hat sich eine Kombination aus (abgepumpter) Muttermilch und künstlicher Nahrung bewährt.

Kann ich mein Kind nach einem Kaiserschnitt stillen oder kommt da kein Milcheinschuss?

Natürlich kannst du nach einem Kaiserschnitt stillen, der Stillstart benötigt allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit als nach einer natürlichen Geburt. Der Kaiserschnitt ist ein großer operativer Eingriff im Bauchraum, der unter Narkose durchgeführt wird. Üblicherweise bekommst du eine PDA, unter der du bei der Geburt aktiv mitarbeiten kannst. Eine Vollnarkose wird dir nur im Notfall verabreicht. Du bist dann während der Schnittentbindung nicht bei Bewusstsein, auch dauert es anschließend eine gewisse Zeit, bis du wieder ansprechbar bist. Wie schnell du dein Baby also zum ersten Mal anlegen kannst, hängt also davon ab, wie der Kaiserschnitt verläuft.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt kannst du bereits im Vorfeld mit dem Geburtshilfe-Team festlegen, dass dich nach der Geburt eine stillerfahrene Hebamme oder eine Stillberaterin beim ersten Stillversuch unterstützt. Nach einem Notkaiserschnitt ist der Milcheinschuss möglicherweise verzögert, auch dein Baby ist vielleicht noch etwas schläfrig. Unter fachkundiger Anleitung ist das Stillen jedoch auf jeden Fall möglich und sogar erwünscht, da es zur Rückbildung der Gebärmutter beiträgt.

Wie lange kann mein Baby nach der Geburt ohne zufüttern sein, ohne dass ich mich drängen lassen muss, weil der Milcheinschuss noch auf sich warten lässt?

Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Es kommt immer darauf an, aus welchen Gründen, der Milcheinschuss auf sich warten lässt und wie der Gesamtzustand deines Babys ist. Wenn dein Kind gesund geboren wurde, dann besteht jedenfalls kein Grund zur Eile. Die reichhaltige Vormilch versorgt es mit allen Nährstoffen, die in den ersten Tagen benötigt werden. Auch wenige Tropfen Kolostrum sind für dein Baby schon wertvoll.

Wenn du bemerkst, dass es mit dem Stillen nicht gleich so klappt, organisiere Unterstützung durch eine Hebamme oder eine Stillberaterin. Sie beobachten die Entwicklung des Neugeborenen und helfen dir dabei, die Milchbildung anzuregen. Sollte es aus medizinischen Gründen tatsächlich notwendig sein, zusätzliche Nahrung zu füttern, empfehlen sich statt dem Fläschchen ein Becher, eine Pipette oder das Brusternährungsset. So bekommt dein Baby Nahrung, ohne eine Saugverwirrung zu riskieren.

Tipp: Wird dir im Krankenhaus zum Zufüttern geraten, versuche herauszufinden, ob es dafür medizinische Indikationen gibt oder ob es für das Pflegepersonal einfach nur „bequemer“ wäre, wenn dein Kind aus dem Fläschchen trinken würde.

Warum kommt in den ersten Tagen nach der Geburt so wenig Milch?

Die Milchbildung kommt nach der Geburt erst richtig in Gang – das bedeutet, es gibt so etwas wie eine Übergangszeit. In dieser Phase wird in deiner Brust die sogenannte Vormilch, das Kolostrum produziert. Es handelt sich um eine eher dickflüssige gelbliche Milch, die reich an Proteinen ist, aber eine geringen Fett- und Kohlehydratgehalt hat. Von dieser Milch benötigt dein Baby nur kleinere Portionen in etwas kürzeren Abständen.

Schließlich ist das Verdauungssystem noch nicht ausgereift, der Magen kann nur relativ kleine Mengen aufnehmen. Es gibt außerdem ein paar Faktoren, die sich auf die Milchbildung auswirken können: Erschöpfung nach der Geburt, Stress und Unruhe im Krankenhaus, Überforderungen mit der neuen Rolle, Schmerzen, viele Besuche, gesundheitliche Probleme.

Was sind „Stillfreundliche Krankenhäuser“?

Im Rahmen der „Baby-friendly Hospital Initiative“ haben die UNICEF und die Weltgesundheitsorganisation WHO 1991 beschlossen, Kindergesundheit bereits vom Tag der Geburt an zu fördern. Da Stillen sich erwiesenermaßen positiv auf die gesundheitliche Entwicklung eines Neugeborenen auswirkt, sind Maßnahmen zur Stillförderung zentrale Elemente der Initiative.

Weltweit wurden bereits 21.000 Spitäler und Geburtseinrichtungen mit dem Zertifikat „Baby-friendly“ versehen, in Österreich sind es mit Stand Oktober 2019 zwölf Krankenhäuser, die zertifiziert wurden. In einem „Baby-friendly“ Krankenhaus kannst du dich darauf verlassen, die optimale Beratung und Unterstützung beim Stillen zu erhalten. Im Rahmen der Zertifizierung verpflichten sich die medizinischen Einrichtungen zur Mütterfreundlichkeit und zur Einhaltung der „10 Schritte zum erfolgreichen Stillen“.