Der Thread hier ist zwar quasi zu, aber nach all der Diskussion wollte ich meinen spontan entstandenen Text hier noch anfügen.
Es ist noch Nacht. Der Kleine ist mal wieder ewig neben mir im Bett herum gerollt und hat gefühlt 20 Mal stillen wollen. Irgendwann bin ich selbst so wach, dass ich nicht mehr einschlafen kann. Während er sich bereits wieder an mein Kissen gekuschelt hat, surfe ich am Handy noch im www. Mir gehen die interessanten Seiten aus, und plötzlich bin ich wieder hier gelandet.
Ich hab länger nicht hier rein geschaut. Stattdessen hab ich mir ein Aquarium gekauft. Statt Kinderthemen lese ich jetzt Infos über Wasserwerte, Pflanzen, Zierfische. Es ist mein drittes Becken, aber die beiden anderen waren vor den Kindern. In einem anderen Leben. Da wusste ich alles darüber. Jetzt kenne ich das TV-Programm von superRTL, ein Sammelsurium an Kinderliedern und die Zeiten und Orte aller 4 Kinderturnen-Einheiten.
Noch ist es ohne Fische. Das dauert. Es muss ins Gleichgewicht kommen. Trotzdem sitze ich wenn ich Zeit finde davor und beobachte. Es tut mir gut. Auch der Abstand von den scheinbar perfekten Alltagen, den ich mir für mich selbst gewünscht hab und nicht bekommen hab. Auch wenn ich weiß, die Alltage sind eigentlich ganz gleich, nur die Sichtweise ist anders. Beim Großen wär ich wohl auch in der "perfekten Welt"-Hälfte gesessen. Obwohl sie so wenig perfekt war wie jetzt. Nur war ICH zufrieden damit. Das hat es für mich perfekt gemacht.
Der Große... Ich erinnere mich plötzlich, er hat gestern in der Früh eine Schnecke entdeckt im Aquarium. Er war voll aus dem Häuschen. Die Schnecke zum Glück nicht, die hat ihr winziges Häuschen stetig mitgezogen. Posthornschnecke, erkläre ich ihm. Na bitte. Doch nicht alles vergessen.
Ich hatte den Kopf voll mit Gedanken über mich, über die Kinder, über mein Leben. Ich weiß, der Fehler lag auch bei mir. Ich habe zu viel ran gelassen, oft Kritik an mir und meinem Weg gesehen wo vielleicht keine war.
Denn bei meinen Kindern bin ich unsicher. Mache ich es richtig? Mache ich es gut? Zumindest meistens? Oder habe ich schon unwiderrufliche Fehler gemacht?
Wie werden sie in ein paar Jahren sein, wenn meine Bemühungen ihre Früchte zeigen? Denn erst dann wird sich zeigen, ob ich es gut gemacht habe. Und das ist es, was mich unsicher macht. Ich säe jetzt. Aber ich kann nur warten und hoffen, dass daraus auch wird was ich hoffe - glückliche, selbstbewusste Kinder. Wurzeln & Flügel möchte ich ihnen geben. Dann habe ich es richtig gemacht.
Der Kleine dreht sich um und reißt mich aus meinen Gedanken. Er sucht wieder Nähe. Und schläft weiter. Sein Geruch steigt mir in die Nase. Sein Atem streift mein Gesicht.
Er ist mittlerweile meistens zufrieden. Nur wenig ist übrig vom Schreien der ersten Monate. Fast ein Jahr. Fast voll gestillt. Das leidige Essensthema in der Neuauflage. Er ist fröhlich und ein richtiger Lausbub. Er steht auf Katzen und auf Geräusche. Hat seinen eigenen Charakter. Er ist so ganz anders als der Große, und ihm doch wieder in vielen Dingen ahnlich.
Bämm. Im KiZi fällt ein Schnuller auf den Boden. Der Große. Sein Gitterbett ist ihm fast zu klein, aber er liebt es. Ebenso seine Schnuller und Kuscheltücher. Auch Abendflaschi und Windel werden wir nicht los. Dabei ist er fast 4. Eine magische Zahl.
Ich versuche es. Aber mag ihn nicht drängen. Das Jahr mit Baby war auch für ihn hart. Irgendwie irgendwann...
Er ist glücklich wenn er in den Kiga darf. Unter Gleichaltrigen blüht er auf. Mein Stolz. Er isst jetzt auch immer im Kiga. Weil daheim mag er nicht. Mochte er noch nie. Sämtlichen Babybeikostblabla-Wirkshops zum Trotz. Am Sonntag hat er plötzlich mit uns gegessen. Tortellini mit Pesto. Es musste mal wieder schnell gehen weil der Kleine protestierend sein Gesicht in meinem Shirt vergraben hat. Schon mittags mehrere Stilleinheiten gehabt und trotzdem nicht genug. Nuckeln. Trinken. Schnullerersatz. Und dabei herum blödeln bis er selber lachen muss und vergisst dass er ja eigentlich trinken wollt.
Der Kiga tut dem Großen gut. Daheim läuft es dann auch besser. Und sie beginnen zusammen zu spielen.
Wieder rollt der Kleine durch mein Bett. Das Gitterbett neben mir verhindert, dass ich raus fliege. Wenigstens nicht ganz umsonst, das Teil, denke ich. Und muss lächeln. Meine Jungs sind echt eine Klasse für sich. Stur. Unberechenbar. So gar nicht wie in den klassischen Bildern die man von Kindern hat. Sie bringen mein Verlangen nach Ordnung und Planung dazu, zuerst zu kämpfen und auch mal laut zu werden. Leider. Aber das bin ich. Und das sind sie. Und sie gewinnen. Spätestens wenn sie schlafen, würd ich sie gern wecken und kuscheln und ihnen sagen wie lieb ich sie hab.
Der Kleine gönnt mir mittlerweile nur mehr eine halbe Betthälfte. Und mir ist heiß mit ihm unter meiner Decke. Mein Kuschelbär. Ich dreh mich zu ihm. Er rutscht im Schlaf ein Stück weg - ihm ist wohl auch schon warm. Mal sehen wie lange noch bis zum nächsten Stillen. Oder bis der Große verkündet, dass er ausgeschlafen ist.
Nicht alles ist schwarz oder weiß. Das Leben ist bunt. Und jedes Wort, jedes Gefühl nur eine Momentaufnahme. Mal sehen welche Farben der nächste Tag bringt.
Ich mag die Texte hier. Weil sie die anstrengenden Momente mit einem Augenzwinkern beschreiben.
Ich könnte einen positiven Text schreiben. Aber ich kann auch einen schreiben, der die weniger schönen Momente so darstellt, dass ich selbst lächeln muss wenn ich es lese. Weils mir dann besser geht. Und vielleicht auch jemandem, der grad in einem Tief steckt.
Das erste Jahr mit zwei Kindern war für mich ein schweres. Weil es so anders war als es hätte sein sollen wenn es nach den Kommentaren von außen geht. "Ein Baby ist süß, selbst wenn es 24h schreit, stell dich nicht so an." "Jedes Kind ist ein Geschenk, sei nicht so undankbar." "Du wolltest doch noch ein Baby, also was willst jetzt, selber schuld." Und warum? Weil ich es gewagt habe, offen zu sagen "puh, rennt grad ziemlich kacke, weil ich das Gefühl hab zu wenig Zeit für beide zu haben, keinem gerecht werden zu können, zwischen den Stühlen zu sitzen."
Mittlerweile geht es mir besser. Weil ich sehe, dass meine Kinder sich toll entwickeln obwohl ich subjektiv zu wenig Zeit für jeden einzelnen hatte und habe weil beide mich fast 24h brauchen und ich mich nicht zerteilen kann. Dass der Große in der Öffentlichkeit auf seinen kleinen Bruder aufpasst obwohl er ihn daheim am liebsten wegsperren täte. Dass der Große im Kiga so gelobt wird für seine Auffassungsgabe und seine für sein Alter sehr tollen Fähigkeiten - und er somit nicht verblödet nur weil er jetzt mehr fernsehen darf während ich den Kleinen versorge.
Dazu wird der Kleine mobil und immer mehr zum Kleinkind, kann mehr und mehr mit dem Großen mithalten. Der Altersunterschied, eh nicht groß aber im ersten Jahr doch zu groß - rückt in den Hintergrund Schritt für Schritt.
Ich habe dieses für mich schwierige Jahr ohne Gummizelle überstanden, weil ich jemanden hatte, mit dem ich nicht nur süße Babyfotos und lustige Geschichten teilen konnte, sondern auch mitten in der Nacht mal meinen Frust virtuell teilen konnte. Wenn der Tag mehr Frust als Spaß hatte. Wenn ich es keinem Recht machen konnte, am allerwenigsten mir selbst. Wenn ich voller Zweifel war ob ich meinen Großen "was angetan" hatte damit, ihm egoistischerweise ein Baby vor die Nase zu setzen. Jemanden, der nicht mit Werbungskitsch oder klugen Sprüchen gekommen ist oder mir den eigenen idyllischen Alltag unter die Nase gerieben hat, den ich so gern gehabt hätte und nicht haben durfte.
(Ein Danke hier an @stefanella aber das weiß sie eh )
Es gibt genug Mütter die in ihrer Rolle aufgehen. Die meine Erfahrungen nicht nachvollziehen können. Die hinter vorgehaltener Hand sagen, mag die Ziege hätt auch keine Kinder kriegen sollen so wie die sich anstellt. Und das ist gut so. Denn so bekommen werdende Mütter ein überwiegend positives Bild mit auf den Weg.
Aber wenn der Weg dann doch nicht voller Rosenblätter ist, wird es immer Mütter wie mich geben. Mütter, die sagen, ja es ist manchmal echt nur ein den-Tag-überstehen. Aber es wird besser. Mütter die zuhören statt zu urteilen. Mütter die eine riesige Tafel Schoko im Gepäck haben statt Erziehungsratgeber. Die einen in den Arm nehmen statt zu erzählen warum und wieso es bei ihnen so viel besser läuft.
So, ich tät gern mehr schreiben. Aber das Chaos will mich zurück.
@MuttiKulti spontane Gedanken, du kannst gern verwenden was du möchtest daraus, falls du das möchtest
Wir fliegen im Sommer wieder 1-2 Wochen nach Finnland zu den Schwiegers.
Dazu ein paar Tage Steiermark.
Dann sind ein paar Tage mit Stefanella und den Kindern geplant - Urlaub ohne Männer B-)
Ich denke, jede Mutter hat einen anderen Zugang zum Thema Mutterschaft und Muttersein. So wie jeder Mensch andere Zugänge zu allem hat.
Es gibt Mütter, die voll in ihrer (neuen) Rolle aufgehen.
Es gibt Mütter, die sich genauso intensiv ihren Kindern widmen in der Zeit in der sie zuhause sind, wie davor und danach sich ihrem Job widmen.
Es gibt Mütter, die sich im Muttersein (manchmal) eingesperrt fühlen oder eben so wie im ersten Beitrag geschildert (der übrigens voll Liebe steckt, wenn man zwischen den Zeilen liest).
Zudem sind auch die Charaktere verschieden. Manche konzentrieren sich auf das Positive, um über das Negative hinweg gehen zu können.
Manche wollen sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte ausleben, in die Welt hinaus tragen.
Das hat aber weniger mit der Eigenschaft als Mutter zu tun sondern mit der Art und Weise, wie man mit Situationen umgeht. Egal ob als Mutter oder im Job oder was weiß ich, beim Autofahren oder Einkaufen oder sonstwas.
Ich (ja @mami1989 ich habs schmunzelnd entdeckt, deinen kleinen Seitenhieb ) bin jemand, der sehr emotional ist. Ich bin mal total frustriert, mal am Erdboden zerstört, mal so verliebt dass ich mein schlafendes Baby kuschle bis es genervt aufwacht, mal zornig dass die Türen knallen, mal so stolz dass ich es am liebsten der ganzen Welt erzählen täte, mal so aufgewühlt dass ich mitten in der Nacht ganze Romane an @stefanella schreibe.
Und so bin ich auch vor und mit meinen Kindern.
Sicher, hier im Forum ist es so wie mit vielen Dingen im www - man jammert eher als dass man vor Freude hüpft. Einfach weil man Freude viel einfacher mit seinen "realen" Mitmenschen teilen kann. Ich kann Freude auch gut mit meinen Kindern teilen. Frust oder Ärger oder Verzweiflung wenn es mal wieder nicht so läuft wie ich es mir vorgestellt hab, das will niemand hören. Oder ich will deren Antwort nicht hören. "Du wolltest Kinder, selber schuld." Oder "das ist halt so". Ich will es mir von der Seele schreiben, ohne nachfolgende Therapie. Ich könnte auch Tagebuch schreiben dazu, aber hier (oder auf ähnlichen Plattformen) bekommt man Feedback. Ein virtuelles Schulterklopfen, eine digitale Umarmung, ein paar Worte des Zuspruchs aber auch ein höfliches "hats dir ein paar Sicherungen gefetzt oder was geht ab mit dir" um wieder am Boden zu landen wenn man sich selbst kurz im eigenen Chaos verloren hat.
Und nichts polarisiert mehr als gegenteilige Weltanschauungen. Egal ob bei Wahlen oder bei Kindern. Wie auch immer man es macht - es wird immer wen geben der das toll findet, und wen der augenrollend den Kopf schüttelt.
Auch ich lass mich hin und wieder dazu verleiten, die Suppe allzu heiß auszulöffeln. Fühle mich getroffen von Kommentaren, die meinen Weg sehr in Frage stellen. Denn da sind wir alle am verletzlichsten - bei unseren Kindern. Wir geben tagtäglich unser Bestes. Jede auf ihre Art. Wir haben unterschiedliche Kinder, unterschiedliche Partner, unterschiedliche Umstände.
Aber eines ist uns allen gleich: die unvergleichliche Liebe einer Mutter zu ihren Kindern.
@Sabsn95 weiter Flaschi anbieten, da gilt das "Stillen/Flaschi nach Bedarf"-Prinzip. Wegen der Flüssigkeit. Behält er es gar nicht, kannst löffelweise kaltes Wasser geben.
Gute Besserung
@andromeda für ein Familienfoto, oder ein Shooting mit den Kindern. Dann eines mit Mila hübsch einrahmen und so bleibt das Kleid auf ewig erhalten und du kannst es dem Schwieger schenken und die werden platzen vor Stolz - auch wenn das Original das ganze nicht heil überstanden hat \:D/
Liebe Wichtelmama, deine Sachen sind so toll! <br>
Der Kleine beim Auspacken sofort "Atoo" gequietscht und der Große hat voll die Freude mit seinem neuen Laster. Dass da Klos aufgeladen sind, findet er voll witzig - die haben sogar einen beweglichen Klodeckel, er hat eindeutig ein neues Lieblingsspielzeug :x
Und danke, dass du auch an mich und meinen Mann gedacht hast
Ich hab nur leider keine Ahnung wer du bist :see_no_evil: