Bestimmt gibt es auch andere Geschäftsmodelle, als das von mir skizzierte, aber grundsätzlich läuft ein Geschäft aufziehen halt eher über "Man eröffnet ein Geschäft, wenn man es sich leisten kann."
Du nennst es ja auch Hobby Deiner Mutter. ich glaub, so muss man solche Läden sehen. Als Hobby, in das man im schlimmsten Fall sogar sehr viel Geld reinstecken muss und wenig bis nichts raus bekommt. Ein Hobby, das man sich erst mal leisten können muss.
Die wenigen Zeilen von Sabrinalove18 lassen mich vermuten, dass sie eine Idee hat, aber keinen Plan. Und rein auf ihre Frage - Ist einen Second Hand Laden eröffnen eine gute Idee?" muss ich leider sagen "Nein, das ist eine extrem schlechte Idee ohne Plan (und ohne Kapital)"
Wahrscheinlich eine sehr gute Möglichkeit, Dich finanziell zu ruinieren.
So ein Geschäft läuft wenn, dann erst mal dadurch, dass es durch irgendwas anderes finanziert wird. Als Hobby, wenn genug Geld da ist, die Kosten aufzufangen, die so ein Laden mit sich bringt, kann das ja ganz nett sein, aber ohne finanziellen Polster und ohne buchhalterische Kenntnisse und etwas Ahnung von Marketing kannst, nein - wirst Du Dich ganz ganz schnell in die Nesseln setzen.
Der Traum von der Selbstständigkeit ist einer, den viele träumen, aber es gibt so schon genug kleine Geschäfte, die in Wirklichkeit gar nicht gehen bzw. ein Minusgeschäft sind.
Sowas muss echt durchdacht sein, um zu funktionieren. Ohne Startkapital wird es außerdem auch happig.
Du brauchst erst mal Kohle um die gesamte Ware anzukaufen, die ersten (mehrere!) Monatsmieten, alle behördlichen Dinge, die zu zahlen sind - und dann musst Du dieses Geld plus alle laufenden Kosten mit dem Verkauf von - etwas übertrieben gesprochen 2-Euro-Artikeln wieder reinbringen (Deine Gewinnspanne…keine Ahnung…10 Cent. Das wären seeeeeehr viele 2 Euro Artikel die Du monatlich verkaufen musst) - und hast dabei selbst noch nix verdient.
Wow, dass sich das Konvolut echt einige komplett durchgelesen haben...
Ich hatte eher angenommen, irgendjemand bettelt "Nehmt ihr endlich die Tastatur weg".
@Lilie82
Dir alles Gute für morgen. Mein Text ist vermutlich nicht die ideale Vorabendlektüre.
Für mich ist da nichts mehr zu verarbeiten, denk ich. Das passt schon so wie es ist.
Ansich hab ich immer gesagt, dass mir wurscht ist, wann und wo ich das Kind krieg und sei es auf einem Feldweg.
Ich hab mich auch nie mit Geburtsvorbereitungskursen und Geburtsbadewannen anschaun und so Schnickschnack (für mich) aufgehalten. Ich hatt gar keine klare Vorstellung von der Geburt so im Sinne von "Dann möcht ich in die Wanne oder der und der Position gebären und wenn man mich dann vielleicht noch mit duftigem Öl einreibt usw." Es wurden keine Erwartungen in dem Sinne enttäuscht - bis halt dahingehend, dass es keine spontane Vaginalgeburt wurde.
Ich bin allerdings froh darum, dass ich mich kurz damit auseinander gesetzt, was wäre, wenn es nicht glatt liefe. Einfach um diese Option auch als Möglichkeit im Hinterkopf zu haben, vorbereitet zu sein. Auch wenn ich keine Sekunde daran geglaubt hätte, dass ich echt mal ein Kaiserschnittchen gebäre.
Auch einer PDA stand ich kritisch gegenüber und hab dem Mann eingetrichtert, er solle erst so ab meinem dritten Hilferuf in Erwägung ziehen, dass es mir ernst wäre.
Aus heutiger Sicht stünde ich der PDA positiver gegenüber, wenn kommuniziert worden wäre, dass das eine natürliche Geburt ermöglichen hätt können - In Kombinaton mit den Wehenhemmern halt.
Wobei so oder so sein hätt können, dass das nicht klappt, weil ich so arg drauf reagiert habe, aber grundsätzlich, dass es diese Möglichkeit unter bestimmten Voraussetzungen gegeben hätte. Dass ein Wehensturm nicht zwangsläufig Kaiserschnitt bedeutet, aber es mitunter dann doch medizinische Unterstützung braucht. (Für mich selbst hab ich mich erst ziemlich geärgert, dass die Ärztin hinterher an meinen Krankenbett, in dem ich mich auch reichlich schmerzmittelbedröhnt erst mal kaum bewegen konnte, meinte, es hätte den Kaiserschnitt ja vielleicht gar nicht gebraucht, wenn der Muttermund weiter offen gewesen wär. Das wollt ich in der Situation gar nicht wissen. Aber hätt i, war i und außerdem vorbei und vergessen)
Ob eingeleitete Wehen wirklich schmerzhafter sind - keine Ahnung. Ob der Endorphinschub bei eingeleiten Geburten immer ausbleibt - keine Ahnung. Aber sicher ist: Einleitung bedeutet keinesfalls immer Wehensturm und Kaiserschnitt.
Ein "Was wäre wenn doch?"-Szenario zu haben ist meiner Meinung nach einfach deshalb hilfreich oder gar heilsam, wenns dann passiert, weil man nicht ganz so überrollt wird.
Ich bin sehr, sehr froh, dass ich einen "richtigen" Geburtsvorgang hatte. Geburtsreife Befunde, Blasensprung, Wehen. Einzig der Ausgang war halt ein anderer (lässt sich aber dem Kinde besser zeigen "Und da bist du raus gekommen"…), aber ansonsten hat quasi nichts zu einer "normalen" Geburt gefehlt.
Ich stell mir vor, dass mir das bei einem geplanten Kaiserschnitt schon abgehen würde, das "Geburtsgefühl".
Im Nachhinein kann übrigens keiner mehr sagen, ob das Tochterkind nicht ohnedies an diesem Tag zur Welt gekommen wäre. Ein, zwei Dinge sprechen ja dafür, dass sie raus wollte.
Es ist aber müßig darüber nachzudenken. Es ist auch einfach wurscht.
Traumatischer oder schlimmer als die Geburt selbst, fand ich den Zustand nach der Operation. Da war ich erst mal völlig außer Gefecht gesetzt. Was auch nicht unbedingt die Norm ist.
An dieser körperlichen Behinderung und den nicht unerheblichen Schmerzen hatte ich schließlich wohl mehr zu knabbern als am Doch Keine Spontangeburt.
An mein Kind habe ich in all dem kaum gedacht. Zu überwältigt war ich von den Ereignissen. Da war nur Schmerz und Zittern und Panik.
Dann war da ein Ruck am Bauch. Ich dachte, ich müsse vor Schmerz schreien, aber da war gar kein Schmerz.
Stattdessen war da ihr Schrei. Ihr allererster Schrei. 5.27Uhr.
1Stunde48Minuten nach Blasensprung und Wehenbeginn.
Ich muss sie ziemlich sofort nach dem Abnabeln auf die Brust gelegt bekommen haben. Ich habe so gezittert, dass ihr Vater sie nehmen musste. In eine Decke gewickelt, noch mit etwas Blut und Käseschmiere ums Ohr. Ihren Haaransatz konnte ich sehen und eben das verkrustete Ohr. Sie zu streicheln gelang mir nicht, dazu haben meine Hände zu sehr gezittert.
„Oh“, habe ich gedacht „Oh, das ist sie also.“ Da war Erleichterung. Auch darüber, dass ihr Vater es noch rechtzeitig zu ihrer Geburt geschafft hatte. Einige Minuten später und die Op wäre bereits in vollem Gange gewesen und er hätte womöglich nicht herein gedurft. Da war Erleichterung, dass er sie in Empfang nehmen konnte, wenn ich es schon nicht konnte.
Die Vorstellung, dass sie gleich nach der Geburt nur von Krankenhauspersonal, auch wenn das noch so bemüht und freundlich war, betreut worden wäre, anstatt von ihren Eltern, hätte mich unheimlich deprimiert. Nein, das ist kein freudiger Start ins Leben.
Bei ihrem Vater aber war ich mir sicher, der kompensiert an Zuneigung, was ich gerade nicht geben kann. Was mir an emotionalem Ausdruck in manchen Bereichen fehlt, macht er wieder wett. Ich hätte unsere Tochter nicht ohne ihn bekommen wollen.
Dennoch war es ein seltsam emotionsloser Moment. Oh, ich habe mich gefreut. Aber das grelle Licht des OPs, die empfundene Surrealität der Situation, das „Alles ist ganz anders gekommen“.
Ich glaube, wir haben einander beglückwünscht zur Geburt unserer Tochter, wie Bekannte, nicht wie ein Liebes- oder Elternpaar. Und dieser kleine rosa Mensch, von dem ich nur erahnen konnte, wie er wirklich aussieht, der war mir so nah und doch ganz fremd.
Hätte man mir zehn Neugeborene hingelegt, ich hätte nicht sagen können, welches das meine ist. Ich musste mich erst an sie gewöhnen.
Da war kein Glücksflash, kein Hormoneinschuss. Muttertechnisch habe ich sofort funktioniert. Stillen. Wickeln. Gut festhalten. Theoretisch. Praktisch konnte ich am Tag der Geburt noch nicht mal ohne Hilfe aus einem Glas trinken.
Emotional kam ich aber nur schwer hinterher.
Die ersten Stunden nach der Operation ertrug ich es kaum, wenn sie auf meiner Brust lag. Die Nachwehen waren so heftig, dass ich selbst die leichte Decke am Bauch nicht aushielt.
Bis am späten Nachmittag des Geburtstages hatte ihr Vater sie auf dem Arm und mir nur immer wieder kurz zum Anlegen gereicht, das ich stets abbrechen musste, weil ich dachte, mir zerreisst der Unterleib.
Ich konnte mich nicht drehen und wenden, alles tat weh.
Meine Beine waren noch ewig lange taub und so gefühllos blieb auch mein Kopf und das Herz irgendwie.
Ich hab mich schrecklich gefühlt. Viel zu wenig Glück angesichts dieses Ereignisses, angesichts dieses neuen Menschen, der ganz famos und entzückend war, aber irgendwie auch...weit weg.
Das, was am Anfang fehlte, habe ich versucht nachzuholen, in dem ich sie den gesamten Krankenhausaufenthalt lang praktisch nicht mehr ablegte, trotzdem bleibt so ein nüchterner Nachgeschmack, der mich etwas betrübt, denn schließlich ist das Tochterkind so ein wunderbarer, liebreizender Kleinmensch geworden und alles was ich zu ihrer Begrüßung zuwege gebracht hab war „Oh…“
Am Entlassungsbrief steht als Indikation für den Kaiserschnitt abnorme Wehentätigkeit und pathologisches CTG. Während der Geburt muss mein Blutdruck zeitweilig über 180 gewesen sein, die Entscheidung der Ärzte fiel allerdings hauptsächlich deshalb auf operative Geburt, weil die Herztöne meiner Tochter wohl richtig problematisch waren.
Den Wehensturm hätte man medikamentös vielleicht noch in den Griff gekriegt, meinte eine Ärztin andernstags. Wäre der Muttermund schon weiter offen gewesen, hätten sie es mich auf natürlichem Wege versuchen lassen. Theoretisch. Praktisch allerdings hab ich auf die Wehenhemmer ja nun nicht gerade gut reagiert. Uns so ein Halb-Notkaiserschnitt ist vermutlich die bessere Variante als ein Ganz-Notkaiserschnitt. Da hätte auch der Mann nicht mitgedurft.
Insofern hab ich meinen Frieden mit dem Ganzen gemacht und konzentriere mich eher auf den Unterhaltungsfaktor der Geschichte. Damals, wie das Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt kam, den ich gar nicht wollte. Und ein Abenteuer war es allemal.
Nach Einsetzen des Bändchens war mir nahegelegt worden, mich ins nahegelegene Krankenbett zu legen und das Ding seine Wirkung entfalten zu lassen. Verabscheidet hatte man mich mit den Worten „Rechnen sie aber nicht damit, dass es heut in der Nacht noch los geht.“
Kaum gebettet, kam der Mann zu Besuch und brachte die Kliniktasche vorbei. Die Stimmung war distanziert. Man wusste nicht so recht was sagen und tun. Wie er da so verloren saß, gewillt 30 Stunden neben mir auszuharren und sich dabei schrecklich zu langweilen, hab ich ihn heimgeschickt. Der konnte Schlaf nämlich auch ganz gut gebrauchen und ich konnte ihn als Beisitzer noch nicht gebrauchen. Die Vorstellung, dass er mir stundenlang das Händchen hält, das noch gar nicht gehalten werden musste, langweilte sogar mich.
Kurz vor Mitternacht telefonierten wir noch. Während ich die ersten Monate der Schwangerschaft einen psychischen Durchhänger hatte, hatte er ihn gegen Ende der Schwangerschaft. Allerhand Sorgen plagten ihn. Wie seine große Tochter die neue Halbschwesterkonkurrenz verkraftet, ob er noch ein Kind so lieben könne, wie sich das finanziell alles ausgeht und das große Was wäre wenn mit dem Kind gesundheitlich irgendwas ist?. Das hat er sehr in sich hinein gefressen.
Ich glaube, in der Nacht hatte er richtig Schiss.
Drei Stunden Dämmerschlaf habe ich zusammen gebracht, immer mit einem halben Aufmerksamkeitsauge auf die werte Bauchbefindlichkeit. Zieht da irgendwas? Zwickt da irgendwas? Wird es heute noch anfangen?
Gegen drei Uhr morgens fand ich, das Zwicken, das eh die letzten Wochen immer mal da war, wäre irgendwie intensiver geworden. Aber man bildet sich ja allerhand ein, wenn man sich nur fest genug darauf konzentriert.
3Uhr39
In meinem Becken tat es einen Ruck. Ob da wirklich ein Geräusch war, oder ob ich es mir nur dazu gedacht habe, wer kann das hinterher schon sagen? Es fühlte/hörte sich an, als sein da ein knöcherner Schädel eine Treppe tiefer geruckelt. Ein Reiben und Stoßen und dann wurde es plötzlich warm zwischen meinen Schenkeln.
Körperwarme Flüssigkeit quoll nur so aus mir raus und durchtränkte das Stecklaken. „Aha“ hab ich mir gedacht und der Stieftochter, die um jede Tages- und Nachtzeit informiert werden wollte, bzw. eher ihrer Mutter eine Sms geschrieben „Blasensprung“, dann den Mann aus seinem wenig geruhsamen Schlaf geklingelt und gebeten, er möge sich vielleicht doch auf den Weg machen. Erstgebärende. Noch keine Wehen. Das kann noch dauern. Lass Dir Zeit.
„Darf ich jetzt eigentlich aufstehen oder muss ich liegen bleiben?“ Ich hab nach der Nachtschwester geklingelt.
In dem Moment hat etwas angefangen, das wohl Wehen sein mussten. „Holla, das ist jetzt im Vergleich zu dem Zwicken und Zwacken und Senkgewehe aber kein Kindergeburtstag mehr. Äh...naja...das ist wahrscheinlich ein Kindergeburtstag. Am errechneten Termin.“
Als die persische Hebamme vom Nachtdienst das Zimmer betrat, hab ich mir schon erstmalig den Bauch gehalten und mich ein bisschen gekrümmt.
Dass es diese Hebamme war, hat mich in dem Moment eher betrübt. Nicht, dass sie nicht freundlich oder kompetent gewesen wäre, aber...irgendwie war da ein unbestimmtes: Die möchte ich nicht bei der Geburt dabei haben.
Mit dem Bettunterleger zwischen die Beine geklemmt watschelte ich hinter der weniger gewünschten Hebamme hinterher.
Allerdings hatte ich es einfach nicht gecheckt, dass die Hebamme die auf der Station Nachtdienst hat, nicht die Hebamme ist, die im Kreißsaal ihren Dienst versieht. Denn am Kreißssaal angekommen, stand da „meine Hebamm“, die kannte ich bereits von meiner Nacht im Krankenhaus, als ich auf den Bauch gefallen war und sie konnte sich auch noch an mich erinnern.
Die hatte sowas erfrischend rustikales, nichts mädchenhaft zauderhaftes, obwohl sicher deutlich jünger als ich. So eine Mischung aus hemdsärmelig, pragmatisch zur rechten Zeit, mitfühlend, wenn nötig und unaufdringlich umsorgend. Das mag ich.
Irgendwie hat mir das ein gutes Gefühl beschert, wie ich da so stand im Krankenhausnachthemd, mit einem fruchtwassergetränkten Laken zwischen den Schenkeln und bereits doch recht heftig atmend.
„Jetzt haben wir die Farbe vom Fruchtwasser nicht gesehen“ sagte die erste Hebamme, während sie mich an die zweite übergab. „Ich glaube, es war völlig unauffällig und klar, auf alle Fälle nicht grün“ sagte ich „aber ich muss sowieso aufs Klo, ich seh noch mal nach“ .
Am Klo musste ich mich an der Wand abstemmen, sonst wäre ich umgefallen, so intensiv überkam mich die nächste Wehe. Etwas Fruchtwasser schwappte aus mir raus. „Unauffällig“ dachte ich und versuchte mir Blut, Schleim und Urin weg zu wischen, während da die nächste Wehe heran rollte.
Mein Darm signalisierte Entleerungsbedarf. Ausgerechnet am Tag der Geburt überkam mich nämlich etwas, das mich zuvor nie geplagt hatte. Verstopfung. Da ging und ging und ging nichts und ich hing bereits in der nächsten Wehe und an dem kleinen Mäuerchen neben der Kloschüssel und alles was mich interessierte war, mit Verlaub gesagt: „Ich will scheißen! Muss ja nicht im Kreißsaal dann sein“.
Wie ich da so hing und mir den schmerzenden Bauch hielt, hielt ich es dann doch für die bessere Idee, wieder zuürck zu watscheln. Meine Bemühungen waren ohnedies erfolglos gewesen und man muss ja nicht unbedingt allein am Klo bewusstlos werden.
Irgendwie hab ich es auf den kleinen Tisch inmitten des Kreißsaals geschafft und die Hebamme legte mir den CTG-Gurt an.
Ich wollte mich festhalten. Alles, was ich wollte, war mich festhalten. Oder doch noch mal aufs Klo.
Die Hebamme untersuchte mich vaginal. Muttermund bei 3 Zentimetern. Der war vor der Einleitung, tagsüber auch schon leicht geöffnet gewesen, weshalb ich die Einleitung dann auch nicht als so künstlichen Eingriff empfunden hatte. Immerhin war der Körper ja schon irgendwie in Geburtslaune und hatte sich da in den vergangenen Tagen seit dem letzten Frauenarztbesuch von Muttermund lang und geschlossen bis hin zu weich und leicht offen ja schon einiges getan gehabt.
„Der Zwerg schiebt ganz ordentlich. Ich spür richtig, was sie da vorher beschrieben haben. Das mit dem Rucken und Stoßen.“ sagt die Hebamme. Vielleicht willst Du mal versuchen, die Wehen im Stehen zu veratmen?!“ und ich fragte, ob ich nicht vielleicht doch noch aufs Klo kann.
Da entschloss sie sich, einen Arzt hinzu zu ziehen.
Ich wollte mich festhalten. Dauernd fragte ich, wieso man sich hier nirgendwo festhalten kann. Oben. Also so wie bei dieser Triangel an einem Krankenbett. Ich wollte mich oben festhalten. Ganz fest.
Außerdem wollte ich sterben.
Die Hebamme knüpfte mir ein großes Tuch ans Kopfende der Liege, damit ich mich wenigstens seitlich irgendwo festklammern konnte. Ich biss in den Stoff und wimmerte.
Mein Bauch schlug Wellen. Wellen von Schmerz. Ich konnte nicht mehr hören.
Ich wollte mich festhalten. „Wieso kann man sich hier nirgendwo festhalten?“ fragte ich zum wiederholten Male. „Sie können sich an mir festhalten“ sagte eine Ärztin, deren Erscheinen ich zuvor gar nicht bemerkt hatte.
Da standen plötzlich Menschen im Kreißsaal. Zwei, drei, vier. Ich weiß es nicht. Ich wollte mich festhalten. Und sterben. Und aushalten. Und dieses Kind kriegen. Und mich irgendwo festhalten. Oben. Wieso haben die hier nichts, wo man sich oben festhalten kann?
„Wir geben ihnen jetzt ein Mittel gegen die Wehen“ sagte eine Ärztin, die auch aus dem Nichts gekommen war. Sie musste es mehrmals sagen. Ich hörte sie nicht während die Wehe währte. Und es waren lange Wehen. Oder viele. Dauernd.
„Ihr Freund ist da“ sagte die Hebamme und ihn fragte sie, wo er denn seinen orangen Geburtspullover hatte, denn daran konnte sie sich noch erinnern. Der Mann mit dem Glückspullover.
„Der liegt in meinem Spind. Hol den Pullover“ krächzte ich in Richtung meines Freundes und dann wimmerte und weinte ich wieder und biss in das Tuch.
„Hat es ihr schon jemand gesagt?“ drang eine Stimme durch die dunkle, peinvolle Gehörlosikeit und mir war schlagartig klar, dass es nichts Gutes sein kann, was man mir sagen wird.
„Es wird ein Kaiserschnitt“ sagten Ärztin und Mann zugleich. Ich brach in Tränen aus. Das Warum konnte ich nicht mehr hören. Ich heulte Rotz und Wasser. „Nein, nein, nein. Das ist die schlimmste Wendung, das Worst Case Szenario. Ich wollte niemals einen Kaiserschnitt“
Die Wehenhemmer schienen zu wirken, ich sah und hörte wieder mehr und konnte in ganzen Sätzen sprechen.
Ein Transportbett wurde heran geschoben, während sich unter meinen Tränen die Sicht wieder verschleierte.
Kalter Schweiß ronn mir über die Stirn, ich zitterte. Ich zitterte so stark, dass gefühlt mein ganzer Körper durchgerüttelt wurde. Mein Freund reichte mir tröstend die Hand. Ich konnte sie nicht halten.
„Das Zittern kommt von den Wehenmitteln“ sagte die Ärztin, die den Transport in den OP begleitete, doch das beruhigte mich nicht. Die schiere Panik stieg in mir auf. Und die nächste Wehe.
Am Gang vor dem Lift wurde noch Wehenmittel nachgespritzt.
Ich schepperte am ganzen Körper. Und weinte. Und jammerte. Und ächzte. Und stöhnte. Vielleicht hab ich auch geschrien. Ich hatte eine sagenhafte Scheißangst.
Der OP-Saal war grell erleuchtet. Wie im Film. Licht am Ende des Tunnels. Der Narkosearzt mit seinem niedlichen Ostblockakzent schaffte es kurz mir aus meiner Panik zu reißen. Er wollte mir erklären, was er vorhat. „Himmel, red nicht so viel. Ich weiß schon wie das alles cirka läuft.“ dachte ich, während man mich für die Spinale vorbereitete.
Ich zitterte und habe mich womöglich auch gewehrt. „Bitte gebt mir irgendwas gegen diese Panik“ bettelte ich. „Das sind die Wehenmittel“ sagte die Ärztin. „Das kann schon sein, aber wenn ich eines in dieser Schwangerschaft gelernt habe, dann, wie sich eine Panikattacke anfühlt und ich bin mitten in einer. Haut`s mir ein Xanor rein. Irgendwas.“ hab ich wohl eher geweint, als gebrüllt, auch wenn ich vor Angst einfach nur schreien wollten.
Zum Setzen der Nadel mussten mich drei Leute festhalten. Die Hebamme von vorhin, fragte, ob sie mich streicheln dürfe. Ich sagte "Nein" und sie ließ es bleiben. Dafür mocht ich sie gleich noch viel mehr.
Ich dachte, ich zittere vom Tisch. Ich wollte weg laufen, aber meine Beine waren schon gelähmt von der Narkose.
Das rasieren, auf den Tisch legen, Tuch spannen, keine Ahnung, was wann war. Ich war dabei und doch nicht.
Der Mann durfte herein. Mit Kittel und Mundschutz. Ich habe ihn erst erkannt, als er am Kopfteil einfach bei mir sitzen blieb und sich nicht am sonstigen Geschehen beteiligte.
Ich konnte nicht sagen, ob ich noch was spüre, zu groß war die Angst, was zu spüren. Es erschien mir unendlich bedrohlich, dass mir nun der Bauch aufgeschnitten werden sollte.
Ein 120cm Bauch wird von einer eher kleinen, einstmals eher zierlichen Frau ungelenk auf eine mickrige Liege im CTG-Kammerl gehievt.
Mir war schon im Wartebreich aufgefallen, dass das Kind im Bauch sich heute heftig bemerkbar macht. „Die Beule“ - Arbeitstitel der mutmaßlichen Tochter (die Ärzte hatten sich erst in Woche 32 zu mehr als nur Vermutungen hinreißen lassen, aber so ganz sicher sieht man es halt doch erst hinterher) machte ihrem Namen alle Ehre und boxte mir den Bauch beulig, wie schon den ganzen letzten Monat nicht mehr.
Während ich da so am CTG verkabelt lag, trat das Kind vehementest von innen gegen den Schallkopf – und auch sonst überall hin. So weit kann ich CTGs lesen, dass die Kurve, die da aus dem CTG kam, sogar mich unruhig machte. Ausschläge grundsätzlich jenseits der 170. Ich versuchte ruhig zu bleiben und das Kind damit ein wenig zu besänftigen. Ich hatte in der Nacht kaum geschlafen, vielleicht spürte sie auch das.
Nach einer halben Stunde etwa kam die Hebamme und checkte mit kritischem Blick, was das Gerät an Papier ausgespuckt hatte.
„Haben sie heute schon gegessen und getrunken?“ fragte sie und bestätigte, was ich mir bereits dachte, dass da nämlich jemand überdurchschnittlich aktiv war und Herzfrequenzen produzierte, die im geburtsmedizinisch auffälligen Bereich lagen.
An zuwenig gegessen oder getrunken konnte das in meinem Fall eher nicht liegen. Ich wurde für eine Stunde hinaus geschickt, ein wenig in den Krankenhausfluren flanieren, danach sollte ein zweites CTG geschrieben werden, zur Sicherheit.
Gut durchspaziert und reichlich bewässert kam ich nach knapp 2 Stunden zurück an die Verkabelung. Das Kind rumorte weiterhin.
Die neue Kurve ging nicht mehr ganz so hoch, dafür war sie holprig. Ich bat darum, mich auf der Liege umlegen zu können, sonst hätt ich mich direkt auf den Krankenhausboden erbrochen, so schlimm stieg mir das schwangerschaftsbegleitende Sodbrennen wieder hoch.
Daraufhin wollte die Hebamme meinen Blutdruck messen. Der war trotz all der Herumliegerei bei 160/110. Diesmal konnte es nicht am Medikament liegen.
Die Oberärztin wurde hinzugezogen. „Ihr Kind hat Stress“ sagt sie zu mir. „Die zweite Kurve gefällt mir noch weniger“ hatt sie zuvor der Hebamme zugeraunt. „Ich möchte sie gerne zur Überwachung hier behalten. Haben sie schon mal über eine Einleitung nachgedacht. Ich mein, sie sind einen Tag vor Termin. Sollen wir nicht?...“
Ich war erst mal überfordert. Zum Dableiben war ich zu bewegen, auch wenn ich erst noch kurz heim wollte, schließlich saßen da Hunde, die aufs Klo wollten und so weit war der Weg hin und retour nicht. Die Oberärztin sprach sich entschieden dagegen aus.
Also den Mann zum zweiten Mal an diesem Vormittag angerufen, dass aus „Naja, die Untersuchung wird wiederholt“ ein Problem geworden war.
Eine Einleitung lehnte ich ab. Ein „Sie haben doch eh morgen Entbindungstermin“ ist kein Grund.
Den restlichen Vormittag verbrachte ich beim Ultraschall, bei der vaginalen Untersuchung und nochmal beim CTG. Kind hatte sich wieder beruhigt. Muttermund und alle sonstigen Geburtsorgange waren auf Start gepolt, aber noch war da keine Geburt angelaufen.
Abwarten war meine Devise und das Snackangebot im Aufenthaltsraum abchecken.
Zwischenzeitlich wurde mir noch zwei Mal der Blutdruck gemessen. Der hatte nämlich beschlossen hoch zu bleiben.
Gegen 17 Uhr kam die Ärztin vom Nachtdienst auf mich zu: „Gemäß den Leitlinien ist ihr Blutdruck eine Indikation für eine Geburtseinleitung. Wir wissen nicht, wie sich der weiter entwickelt. Ich rate ihnen dringend zu einer Einleitung.“ (Blutbefund, der Check auf Gestose, war allerdings unauffällig, das kamen gerade die Ergebnisse aus dem Labor retour)
Ich hab in der gesamten Schwangeschaft nur einen guten Ratschlag bekommen. Von meiner besten Freundin. „Lass bloß nicht einleiten.“
Bei aller Beschäftigung mit dem Thema Geburt hat sich für mich ein Eindruck heraus kristallisiert: Eingeleitete Geburten enden überdurchschnittlich oft in einem Kaiserschnitt. Wenn ich eines nicht wollte, dann einen Kaiserschnitt.
Für die Ärztin war es beschlossene Sache, für mich ein emotionales Dilemma. Andererseits: ich hatte die Schnauze voll von schwanger sein. Klar wär eine Geburt am Termin nett, wegen so letztlich irrationaler Dinge wie: einprägsames Datum und der Tatsache, dass dieser Termin meiner Mutter und Großmutter etwas bedeutet, weil der Geburtstag meines verstorbenen Großvaters und gerade für meine Großmutter die Ankündigung, ihre Urenkelin hätte den errechneten Geburtstermin eben an diesem Tag anscheinend sehr tief drin irgendwas bewirkt hat.
Außerdem hatten wir meiner Stieftochter versprochen, dass sie die erste sein darf, die das Baby sieht, aber die Zeit drängte, denn Stieftochter war drauf und dran, zur Schullandwoche abzudampfen und wäre genau im kritischen Zeitraum, wo Schwester kommen könnte, nicht anwesend.
Wir hatten schon immer gescherzt, das Baby müsse an diesem Wochenende kommen, alles andere wäre total unpassend.
Irgendwo zwischen Übermüdung, tatsächlicher Sorge, dass sich die Dinge zum Schlechteren entwickeln könnten und so Naja, das wäre schon nett-Gedankenspielen hab ich mich ergeben.
Man hat sich zu einer „sanften Einleitung“ vermittels Hormonbändchen entschieden und mich mental darauf vorbereitet, dass auch genau nichts passieren könnte. Man wollte das Ganze erst mal 24 Stunden beobachten.
Weil die Erinnerung jetzt schon langsam verblasst, wollt ich das mal aufschreiben.
Nunja. Ein monströs langer Text mal wieder.
Und das ist erst die Vorgeschichte:
Mir war immer wichtig, eine möglichst „unmedizinische“ Geburt zu haben, ohne viel Apparate und Ärzte um mich, weil ich der Überzeugung bin, Ärzte sind hauptsächlich dazu da, sich mit Krankheiten zu befassen, das ist ihr Terrain, Geburten sind aber per se nichts pathologisches, ich will mich bei einer Geburt mit Menschen umgeben, die sich mit Leben befassen und daran freuen, nicht solche, die beruflich bedingt den Fokus auf Krankheit oder Sterben richten. Ich arbeite selber u.a. in der Pflege und kenne die unwillkürliche Zentrierung der Wahrnehmung auf das „Negative“ und Problembehaftete, wenn man permanent damit arbeiten muss.
Die Wahl fiel auf ein kleines Privatkrankenhaus mit sehr geringer Kaiserschnittrate, wo mir auch Hebammen und eine Freundin, die dort entbunden hatt, berichteten, dass sich die Ärzte sehr zurückhalten und den Hebammen das Feld überlassen, außer es bedarf tatsächlich einer medizinischen Intervention.
Anfangs wollte ich unbedingt eine Wahlhebamme. Das Hebammenteam, auf das unsere Wahl gefallen wäre, fand meinen Partner und mich aber irgendwie wesentlich unkomischer, als wir uns. Rückblickend betrachtet denke ich, wir waren zu früh dort. Ich war beim Erstgespräch in der elften Woche und emotional noch gar nicht richtig schwanger, sondern noch sehr auf Verdängungskurs, vielleicht auch aus Angst, dass diese Schwangerschaft so tragisch endet, wie meine erste. Mein Partner war zwar erfahrener, da bereits Vater, aber wir untereinander hatten noch kaum darüber gesprochen, wie das nun alles werden soll. Ich glaub, wir wirkten seltsam distanziert, sehr unernst und sehr uneinig in unseren – wenigen – Vorstellungen in Sachen Geburt.
Erst mal war ich sehr vor den Kopf gestoßen, dass die Hebammen uns die Zusammenarbeit verweigerten. Mittlerweile seh ich ein Gutes darin. Die Frage nach dem „Warum um alles in der Welt wollen die nicht mit uns arbeiten? Ist ja nicht so, dass dem Freiberufler die Kohle nur so zufliegt...“ hat mir schon einige Ungereimtheiten oder Unsicherheiten in unserem Auftreten aufgezeigt. Vielleicht hätt ich über einiges nicht nachgedacht, wenn sie ja gesagt hätten.
Die Suche nach einer Beleghebamme habe ich danach eingestellt. Die, mit denen ich konnte, konnten nicht mit mir und die anderen, mit denen wollte ich nicht. Unter anderem, weil man mir nicht mit homöopathischen Behandlungen kommen braucht, ohne dass ich ernstlich böse werde.
Mit Fortschreiten der Schwangerschaft sah ich mich immer mehr in der Lage, das Ding auch allein durchzuziehen. Die eigene Hebamme wäre in meiner Vorstellung sowas wie meine Interessensvertretung im Ernstfall gewesen, aber im Lauf der Monate sah ich meinen Partner immer mehr in der Lage, diesen Job zu übernehmen.
Die Schwangerschaft selbst verlief durchwachsen. Die ersten Monate ging es mir psychisch ganz hundselendig, ich hatte Panikattacken, die mich bis in die Notaufnahme brachten, immer wieder leichte Blutungen, die meinen Glauben in den Fortbestand der Schwangerschaft nicht sonderlich stärkten.
In der 19/20 Woche landete ich wieder in der Notaufnahme und schließlich eine Nacht auf einer Geburtenstation im CTG-Kammerl. Mein Blutdruck war total entgleist, in Ruhe irgendwo bei 180/120. Verdacht auf Early Onset Praeklampsie. Das wär wahrscheinlich zu früh gewesen, als dass das Baby eine Chance gehabt hätte, selbst wenn man noch ein paar Wochen mit Blutdrucksenkern und Co. Gearbeitet hätte. Aber: Fehlalarm.
Der Blutdruck schien als Nebenwirkung eines Antidepressiviums, das mir zu Beginn der Schwangerschaft verschrieben worden war, weil ich stimmungsmäßig lange im düsterschwarzen Bereich grundelte, aufgetreten zu sein.
Ich hab es dann abgesetzt. Einerseits um auszutesten, ob sich am Druck was ändert und andererseits, weil es mir bedeutend besser ging, als die Wochen und Monate davor. Letztendlich aber auch, weil mir die möglichen Auswirkungen aufs Baby nicht ganz geheuer sind. In der Schwangerschaft erprobt und stillfreundlich hin oder her. Neonatales Entzugssyndrom, gehäuftes Auftreten von Schreibabies, Regulationsstörungen, neurologische Spätfolgen etc.
Man kann natürlich argumentieren, dass es auch dem Kind nichts bringt, wenn sich die Mutter unbehandelt von der Brücke stürzt und der Einsatz von – ausgewählten - Antidepressiva in der Schwangerschaft somit sinnvoll sein kann, aber mir ging es mit der Vorstellung besser, nicht mehr potentiell in die Hirnchemie meines Kindes zu pfuschen und mir selbst ging mittlerweile auch besser (ob durch Medikament oder, weil sich das Hormonchaos der ersten Wochen eingependelt hatte...) - das ist auch nach absetzen weitestgehend so geblieben. Sicherheitshalber war dennoch meine Umgebung darauf gebrieft, mich zum Arzt zu zerren, falls ich doch wieder in ein solches Loch fallen sollte, wie am Anfang der Schwangerschaft.
Immerhin: die Zeit zwischen 21 und 28 Woche cirka war richtig gut.
Danach wurde es wieder beschwerlich. Auch, weil ich immer schwerer wurde. Insgesamt 26 Kilo zugenommen, mehr Fett als Wasser. Wobei mich auch letzteres immer wieder besuchte.
Irgendwann in der 34. Woche oder so, stürzte ich beim Spazieren gehen mit den Hunden völlig unvermittelt plötzlich über einen kleinen Zaun. Keine Ahnung, wie das vonstatten ging. Ich knallte mit vollschwangerer Wampe und großer Wucht direkt auf den Asphalt.
Wieder eine Nacht im Krankenhaus. Überwachung. Ich war plazentaseitig aufgeplatscht. Das Kind war maximal ein bisschen durchgerüttelt, aber das Schreckgespenst Plazentaablösung – so selten es auch passiert, man wollte auf Nummer sicher gehen und ich auch. Außerdem dachte ich erst, ich hätt mir das Bein gebrochen. Allerdings hatte ich nur heftige Prellungen. Auch am Bauch.
Gottseidank auch nun wieder: Fehlalarm. Bloß mein einer Unterschenkel ist heut noch geschwollen.
Im Zuge des Krankenhausaufenthaltes dann indirekt auch gleich Kreißsaalbesichtigung. Ursprünglich wollten wir just an diesem Abend zum Infoabend im Krankenhaus. Halt nicht auf diese Art und Weise. Nun waren aber wir die, die von Kreißsaalbesichtigern besichtigt wurden, während ich am CTG hing.
Alles gut gegangen, nix is gescheng. Der Mann wollt mich halt danach eine Weile nicht mehr allein aus dem Haus lassen.
Aufgrund der Familiengeschichte beider Eltern war ich immer ein bisschen auf eine späte Frühgeburt eingestellt. Keiner von uns vielen kam nach Termin. Ab der 36. Woche hätte ich in meinem Krankenhaus entbinden können.
Die Woche 36 kam, die Woche 36 ging.
Die Zeit zog sich wie Kaugummi am Schuh. Nein, schlimmer noch, wie Kaugummi im Haar. Die letzten Wochen einer Schwangerschaft dauern 23889 Tage, ich schwöre!
Erster regulärer Kontrolltermin im Krankenhaus am Tag vor dem errechneten Entbindungstermin.
Da jetzt die Flüchtlinge in die PFLICHT zu nehmen, ist…ein bisserl Beamtenlogik. "Hams eine Bestätigung" - "Nein, deshalb bin ich ja da, weil ich a Bestätigung brauch" - "Na ohne die Bestätigung, dass sie eine Bestätigung brauchen geht nix."
Wenn die Dinge normal laufen würde, so ganz straight nach bürgerlichem Gesetzbuch und Eu-konform und bliblablupp, dann könnma von Registrierungspflicht reden, gar keine Frage, da bin ich voll bei Dir.
Es kann sich allerdings niemand registrieren lassen, wenn nicht registriert wird.
Keine Grenzkontrollen, Schengen ausgesetzt, Leute durchgewungen, keine Ausweiskontrollen - das ist NICHT flüchtlingsgemacht, das ist unsere Politik.
Sollens jetzt vor der Mikl-Leitner ihrem Büro kampieren und sagen: "Bitte Frau Innenministerin, registrieren sie uns! Es ist unsere Pflicht, dass wir uns registrieren lassen. Das haben sie zwar nicht vorgesehen, keiner weiß, wer das wie wo machen soll, aber wir bleiben jetzt hier, bis das geklärt ist wie sie ihren Job erledigen wollen und gehen auch nicht weiter, weil es unsere gottverdammte Pflicht ist, das wir uns registrieren lassen, obwohl uns niemand registriert oder registrieren will und sowieso von den Zuständigen kana mehr waas, wer wofür zuständig ist."
wir - das Mini Land das jetzt die Arschkarte gezogen
Haha. Wir haben die Arschkarte gezogen?
Das wird der Balkan und Griechenland aber ganz anders sehen und hat dabei auch noch recht. Die haben nämlich die Grenzkontrollen nach außen auf`s Aug gedrückt und selber an allen Ecken und Enden keine Kohle für die eigenen Leut.
Meine Nachbarn sammeln für Hilfsprojekte in Griechenland. Ja, Hilfsprojekte in einem Eu-Land, also nicht so bisserl lieb Charity und "Wir kaufen dem armen Hascherl den rosa Rollstuhl, den es sich so sehr wünscht", sondern so Dinge wie halb abgelaufene Medikamente runter karren, dass in der Kinderklinik xy überhaupt noch Medikamente sind.
Hätte die Griechen Chancen auf Asyl in einem anderen EU-Land, würden viele Griechen aktuell vor ihrer beschissenen Lage flüchten.
Also erzähl mir bitte keiner was von uns armen Österreichern.