Tschuldigung für die Textmassen, doch noch was eingefallen, bin wohl analfixiert.
Nein, im Ernst: Noch ein paar Fragen - Wann wart ihr denn das letzte Mal beim Kinderarzt in der Angelegenheit? Bzw. wie lang läuft das schon? Das "Es geht trotz Einhaltens mal etwas daneben" war von Anfang an oder ist eher neu?
Es kann nämlich schon sein, dass man diesen Kreislauf weiterhin medikamentös unterbrechen sollte oder mal eine Weile andere Geschütze als Movicol auffahren sollte.
Das Einhalten können kommt u.a auch daher, dass, wenn sich Stuhl weiter hinten im Darm anschoppt, wo er nicht mehr gespürt wird, weil da keine dementsprechenden Nerven sind, aber z.b. das "Es geht was daneben" könnte sein, dass sich unbemerkt noch immer zuviel ansammelt und das der unkontrollierbare Überlauf ist.
Einfach sicherheitshalber noch mal den Arzt fragen.
Ansonsten: Habt ihr das ganz stinknormale Movicol oder die Junior-Variante mit Schokogeschmack z.B.?
Schon mal Milchzucker (Laktose) aus dem Drogeriemarkt probiert? Müsste man recht problemlos in irgendwelche Breie etc. mogeln können.
Oder den Arzt nach einem Laktulose-Präparat wie Laevolac fragen.
Ich seh es ein bisschen anders, als die meisten hier.
Der (absolut nachvollziehbare) Wunsch es dem Kind leichter zu machen, kann unabsichtlich auch gerade den Druck aufbauen, den man vermeiden will.
Anstatt Ausscheidung als ein völlig alltägliches Ding zu betrachten, wird es nun überdurchschnittlich oft thematisert - und kriegt damit mehr Raum, als es normale Dinge sonst haben, wird also zum Problem.
Nüchtern betrachtet (auch wenn das am eigenen Kind nicht so leicht fällt): Okay, viele Kinder haben in einem bestimmten Alter, gerade wenn es um das Thema Sauber werden geht, plötzlich mit Stuhlverhalt und Verstopfung zu kämpfen. Das ist kein Notfall und ganz schlimm, man fällt davon nicht einfach von Null auf Hundert tot um, man soll es halt (wahrscheinlich) nur nicht ewig so lassen.
Ich würde in Richtung weniger ansprechen tendieren.
Ähnlich wie bei Verletzungen des Kindes. Wenn ich z.B. jeden blauen Fleck beim Krabbeln und Stehen lernen mit "Ohje, hast Du Dir weh getan?! Du Arme(r)!" kommentiere, beruhige ich mich damit zwar selber, weil es gräßlich anzusehen ist und man natürlich Sorge um sein Kind hat, aber lerne dem Kind unter Umständen eigentlich, dass sich irgendwo zu stoßen ganz fürchterlich ist und man bei Verletzungen bemitleidenswert ist.
Damit mache ich das, wie Verletzungen vom Kind empfunden werden, langfristig gesehen womöglich tragischer, als wenn ich einfach nur da bin und Trost spende, wenn das Kind von sich selbst aus Trost einfordert, weil aus seinem Empfinden heraus das Sich angestoßen haben o.ä. wirklich schwerwiegender war.
Okay, das Kind hat aus irgendeinem Grund Schwierigkeiten, Stuhl abzusetzen.
Wenn nun das Thema ständig ist "Hast Du Bauchschmerzen?" - "Musst Du groß auf`s Klo?" - "Hast Du schon groß gemacht?" - "Das tut aber bestimmt weh!" - "Du musst aber machen!" - "Du musst das aber essen oder trinken, damit Du aufs Klo kannst!" (Nicht mal beim Essen hat mein seine Ruhe. Selbst bei der Nahrungsaufnahme geht es dann plötzlich nur noch ums Kacken.) - "Armes Mäuschen!" - dann ist das auch Druck. Gut gemeinter. Besorgter. Aber Druck.
Man kann und muss schon manchmal Maßnahmen wie Klistier oder Movicolgabe setzen. Aber, das frag ich mich, ohne irgendwem daraus einen Vorwurf basteln zu wollen: Muss ich das immer dazu sagen; dass das jetzt alles ist, damit das Gacken besser geht?
Bei Saft, Gemüse, Dörrpflaumen, was auch immer, brauch ich kein einziges Mal das Wort Gacka in den Mund nehmen. Kriegt Kind halt einfach. Mal sehen, was das bewirkt.
Wenn Kind noch eine Windel braucht, dann kriegt es halt noch eine Windel. Ja, kann sein, dass das die eigenen Pläne vom sauber werden durcheinander bringt, aber scheinbar braucht das Kind halt noch eine Weile, bis es in dem Punkt "loslassen" kann.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Vorschläge wie Stickerplakate gut oder nicht so gut finde. Wahrscheinlich funktioniert das für einige Kinder gut, für andere überhaupt nicht.
Jetzt etwas überzeichnet und emotionslos gesprochen: Dem Kind tut einmal kacken in der Woche weh, aber die Eltern kreisen zumindest gedanklich 7 Tage/24 Stunden ums Thema. Vielleicht müssen da auch Eltern "loslassen" lernen.
Sauber werden ist ein großer Schritt für ein Kind. Vermutlich auch eine sehr intensive körperliche Erfahrung. Ausscheidung ist etwas, das wir als Erwachsene häufig einerseits sehr tabusieren, am Kind aber überproportional thematisieren. Und das Kind steht irgendwo dazwischen und muss sich uns seine Körperfunktionen erst mal kennen lernen.
Vielleicht halten manche Kinder aus "Sturheit" ihren Stuhl zurück. Weil sie es nun plötzlich können. Im Grunde eine "tolle Leistung". Eine neue Körpererfahrung (Hallelujah, ich kling ja voll esoterisch-therapeutisch. Muss sofort einen Exorzismus vornehmen lassen ).
Schmerzen beim Gacken - natürlich blöd. Schmerzen generell blöd. Aber nichts, das man komplet verhindern kann und vielleicht auch gar nicht immer verhindern soll. Wichtiges Körpersignal und so. Rückmeldung, dass da was nicht passt. Dass zum Beispiel ewig Stuhl zurück halten, auch wenn man es kann, nicht die beste Idee ist.
Bestimmt geschieht Stuhlverhalt ja auch zur Schmerzvermeidung. Immer wieder "Ohje, armes Kind, das tut aber weh. Oh, Du musst Dich so plagen" sehe ich dann aber eher als Verstärker bei der Konditionierung, das hat mit Schmerzgedächtnis per definitionem noch nicht unbedingt was zu tun.
Halt einfach auf die gängigsten Maßnahmen setzen, ohne sich und das Kind verrückt zu machen. Flüssigkeit, Gemüse, Obst. Wenns denn klappt. Aber vielleicht klappt es besser, wenn eben nicht immer "Du musst aber die Birne (xyz) essen, damit Du kacken kannst" mitschwingt, sondern schlicht und ergreifen "Es gibt Birne (xyz)." Vielleicht isst Kind die Birne(oder xyz), vielleicht nicht. Egal ob ich will, dass es kackt oder nicht. Aber es isst sich viel entspannter Birne, wenn nicht 10 Kilometer elterliche Erwartungshaltung dahinter stecken.
Die heftigeren Maßnahmen wie Klistier. Das ist dann halt nicht immer ganz einfach "einfach so" durchzuführen. Aber auch hier: Kann man es nicht weniger pathologisieren und stattdessen einfach machen? Gibt`s halt jetzt einen Klistier. Ein 3 Jähriges Kind hat keine Ahnung, was das ist. Selbst wenn ich es ihm erkläre ist das für ein Kind schwer zu fassen.
Aber schon wieder Kacken das Thema. Oder dass Kacken weh tun wird. Oder eben deshalb nicht. Aber Kacken ohne täte halt schon weh. Kacken. Kacken. Kacken. Kacken. Und immer in Verbindung mit etwas Unangenehmem oder Schmerz - da wäre ich auch sehr unentspannt.
Das Posting mag jetzt alles etwas überzeichnet sein - insgesamt aber bin ich trotzdem für mehr elterliche Lockerheit bei dem Thema. Ein Kind wird vermutlich nicht von heut auf morgen ganz normal, wie Eltern das gerne hätten oder normal finden, auf`s Topferl oder Klo gehen, sondern vielleicht erst von heut auf übernächsten Monat, aber bis dahin wird nichts komplett tragisches passieren, wenn Kind weiter Stuhl einhält und man deshalb von Zeit zu Zeit dann doch vorsichtig eingreift.
(Wobei, wann ist von Zeit zu Zeit? Warum muss ich z.B. nach drei, vier Tagen kein Stuhl und vielleicht auch keine Bauchschmerzen überhaupt eingreifen? Weil Kacken danach anstrengend wird? Das versteh ich nicht komplett. Anscheinend ist es ja nicht so, dass Kinder in dem Alter gleich Darmverschluss und sonstwas haben, sondern einfach noch nicht wollen/müssen.
"Lustigerweise" schreiben hier im Thread ja auch einige, dass alle Maßnahmen die sie getroffen haben, im Grunde oft nichts geholfen haben, teils selbst Einläufe nicht, und Kind halt dann gekackt hat, wenn es so weit war)
AlsKassenleistung sind in der Schwangerschaft nur 3 Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Eine in der 8-12 Woche, wo oft auch erst der MutterKindPass ausgestellt wird, eine in der 18.-22. Woche und eine in der 30.-34. Woche.
Alle Ultraschalluntersuchungen davor oder danach müssen privat bezahlt werden, außer es gibt irgendwelche medizinischen Gründe für weitere Untersuchungen z.b. im Krankenhaus.
Nackenfaltenmessung, Organscreening, 3-D Schall sind ebenfalls keine "Pflichtuntersuchung" und mit Ausnahmen (z.B. Krankenhaus bietet diese Untersuchung im Rahmen der Geburtsanmeldung, weil dann eh an der Geburt verdient wird) auch selbst zu bezahlen.
Leider werden heuer von der Statistik Austria anscheinend keine ausführlicheren Vornamenslisten für 2015 veröffentlicht, dabei les ich sowas leidenschaftlich gern. :-S
Wahrscheinlich nicht ganz so häufig, aber verhältnismäßig kurz wären z.B. auch:
Ines, Vera, Iris, Alea, Bea, Dora, Cara, Diana, Frida, Greta, Lucia, Luise, Ruth, Svenja, Theres, Naomi, Tabea, Amanda, Annika
@Sternchen04
Ja, ich glaub, da haben wir ähnliche Beispiele vor Augen.
Essen immer verfügbar - als Mittel gegen Langeweile, Quengeligkeit, zur Belohnung, weil einem grad nix besseres einfällt, weil xyz… da ist dann eher wurscht, um was es sich eigentlich handelt.
Mein Zugang ist eher der: man kann so ziemlich jedes Lebensmittel auch dem Kind geben oder selbst zu sich nehmen, nur nicht in jedes Lebensmittel in jeder x-beliebigen Menge und ständig.
Eine Biskotte von Zeit zu Zeit, als Dessert zum Beispiel. Drauf gepfiffen dass das doch böser Zucker ist. Des is komplett blunzn.
Den ganzen Tag und zu jeder Gelegenheit vegane, selbst gebackene, laktose- und glutenfreie Quinoa-Amaranth-Chia-Samen-Sojaschrot Weckerl in Demeterqualität zur Verfügung gestellt bekommen, kann theoretisch zukünftiges Essverhalten sogar negativer beeinflussen und außerdem auch Karies verursachen.
Weniger das was, sondern das wann und in welcher Menge find ich da wichtig. (Auch wenn ich schon eher zum selbst gemachten, nicht so stark verarbeiten tendieren würde, die andere Variante ist aber auch nicht immer und überall das Biskuit gewordene Böse)
Ich geb außerhalb der Mahlzeiten eigentlich so gut wie nie was zusätzlich. Essen im Wagerl auch nur ganz selten, wenn Kind nämlich vorher nix gegessen hat und nun doch hungrig ist, aber eben nicht rein aus dem Beschäftigungsaspekt heraus.
@Yorda
Pastinake ist auch außerhalb des Glases ein seltsames Gemüse. Vielleicht hab ich die nie richtig zubreitet oder sie schmecken einfach grundsätzlich wie erdiger, wässriger, nussig-bitterer Schlatz, bloß gibt es niemand zu, weil Pastinake grad modern ist.
@Sternchen04 hahaha. ja, genau. biskotten, das grundnahrungsmittel der 80er. hätte ich nicht ein malakofftortentrauma, hätt ich vermutlich manchmal welche daheim und keine skrupel, das kind kosten zu lassen.
problematisch ist, wenn, dann ja weniger so ne einzelbiskotte, als ein kind ständig mit zwischendurchlutschsnacks ruhig zu stellen. da ist das hirsebällchen auch nicht zwingend die bessere wahl
@Kathrina
Aber so aus reinem Interesse: Three Palms Media oder doch mehr dem Schardt Buben sein Onlinemarkting bzw. ist das eh alles das Selbe? Und wieviel verdient man bei dem Job eigentlich? Ich mein, das würd sich bei meinem Postingvolumen womöglich sogar rentieren. Chaos Deluxe Online Verarsche und Co.
Erstens find ich es übrigens sehr super, dass Du darauf schaust, Deine Frau zu entlasten und darauf achtest, wie es ihr gerade geht und zweitens, beinah noch toller finde ich, dass sie es geschafft hat, trotz der Vorgeschichte mittlerweile voll zu stillen.
Das ist nämlich gar nicht so selbstverständlich. Aber ein Punkt, den sie sich vielleicht von Zeit zu Zeit ins Gedächtnis rufen sollte, denn ich kann mir vorstellen, dass sie im Moment eine ganze Menge mehr beschäftigt oder belastet, als sie einerseits zugibt oder thematisiert oder überhaupt bewusst schon bemerkt.
Anpassungsstörungen bei Babys werden zum Glück mittlerweile ja thematisiert und auch, dass ein Schläft sofort durch und alleine, kommt mit allen Umweltreizen gleich zurecht -Baby in der Werbung häufiger, als im Leben vorkommt, aber dass es auch Anpassungsstörungen bei Müttern gibt…Ich will Deiner Frau hier keine "Störung" andichten, aus den wenigen Dingen, die Du schreibst, ich kann mir nur aus der Vorgeschichte heraus vorstellen, dass sie sehr unter Stress steht.
Womöglich spielt das auch mit in das Schlafverhalten Eurer Tochter mit rein. Nicht im Sinne von "Die Mutter hat Schuld, dass das Kind so wenig schläft", sondern einfach im Sinne von der Stress des Einen beeinflusst den anderen. Nicht im Sinne von "Na wär sie halt ein wenig entspannter, dann wär auch das Kind entspannter", das halte ich für viel zu vereinfacht und oft genug auch nicht richtig (Man kann leicht entspannt sein, wenn das Baby von sich aus einfach ein einfacherer Charakter ist, die entspannteste Mutter wird aber vermutlich zeitweise unentspannt, wenn das Baby eben von Natur aus kein "Anfängerbaby" ist) aber manchmal hängt das alles doch irgendwie auch ein bisschen mehr zusammen.
Ich hab Dir ja in einem Bruchteil eines Satzes hineininterpretiert, dass das von Dir auch ein wenig belächelnd, so "Ein wenig übertreibt sie es schon" gemeint war.
Damit kann ich auch völlig falsch liegen, falls nicht, find ich das insofern ungeschickt, weil es mitunter den Stresslevel Deiner Frau hinaufschraubt, ein Unverstandengefühl fördert und Euch schlimmstenfalls eher entzweit. Als Mann kann man wahrscheinlich nicht viel machen als aussitzen und einfach da sein, auch wenn es ganz bestimmt Frauen gibt, die es mit der Kinderfürsorge übertreiben - ob das bei Euch so ist, keine Ahnung.
Auf Bedürfnisse des Kindes reagieren - unbedingt, Bedürfnisse des Kindes vermuten wo gar keine sind - damit macht Frau sich das Leben selber schwerer als nötig, muss aber allein drauf kommen.
Mit Eurer Vorgeschichte im Gepäck kann ich mir halt vorstellen, dass da viel "übertriebene" Sorge ist, die vielleicht auch insgesamt auf die Familienstimmung und damit das Kind wirkt.
Diese Sorge wär auf eine Art absolut nachvollziehbar, aber mehr Lockerheit käme vielleicht irgendwann dadurch, dass das Geschehene Raum zur Aufarbeitung kriegt. Bloß weil die Geburt vorbei ist, "Gut ist gangen, nix is gschehn", ist das alles noch lange nicht vorbei.
Allzu viel Zeit hat man mit einem Neugeborenen und Schlafentzug nicht, wirklich darüber nachzudenken, aber was da passiert ist, ist, je nach Charakter, wie man sowas weg steckt, bis hin zu echt traumatisierend. Aber alle kümmern sich um das Baby, die Dinge, die Frau durchgemacht hat, gehen dabei auch für sie selbst leicht unter und werden ein bisschen weggeschoben, denn das Baby hat Priorität.
Viele Frauen, die eine Frühgeburt oder eine sehr schwere Geburt hinter sich haben, kämpfen lange noch mit den Folgen der Geburt - die Folgen für sie selbst.
HELLP ist keine Routinesache, sondern ein richtig heftiger medizinischer Notfall. Wegen HELLP sterben auch noch in Österreich Frauen oder Kinder bei der Geburt.
Ein Kaiserschnitt, ganz besonders wenn eine natürliche Geburt angestrebt wurde, kann einem den Boden unter den Füßen wegreißen. Sehr viele Frauen haben lange das Gefühl versagt zu haben, keine "echte" Geburt geschafft zu haben.
Ein Notkaiserschnitt ist nochmal eine ganz andere Nummer. Ein Notkaiserschnitt wird ja unter Vollnarkose durchgeführt, nicht einer Spinalen wie z.B. bei meinem eigenen Halb-Notkaiserschnitt. Geburt also selbst gar nicht erlebt. Baby und Mann dann in einem anderen Raum. Lange keine Möglichkeit das eigene Kind zu sehen.
Da Deine Frau ja auch auf der Intensivstation lag, hat sie Eure Tochter, bei deren Geburt sie nicht bewusst dabei war, erst am 3. Tag zum ersten Mal gesehen?!
Lebensbedrohliche Situation, Geburt in Operation geendet, Geburt nicht bewusst erlebt, Kind erst nach Tagen zum ersten Mal gesehen, das ist der blanke Mutterhorror. (Besonders unter dem Aspekt eben beachtlich, dass das Stillen klappt), das löst sich nicht einfach so in Wohlgefallen und alles ist gut auf.
Hatte Deine Frau im Krankenhaus sowas wie psychologische Akutbehandlung? Man muss ganz bestimmt nicht immer wegen allem gleich sieben Psychotherapien absolvieren, aber solche Ereignisse steckt man nicht immer allein so einfach weg (und man, also frau, bespricht viel von den Emotionen und Ängsten, die sich da ansammeln, nicht unbedingt mit dem Partner).
Ich kann da nur von mir sprechen: Ich habe nach dem ungeplanten Kaiserschnitt sofort "funktioniert", das Kind fürsorglich betreut, als ich es dann an Tag drei endlich wirklich allein konnte (die ersten Stunden nach der Geburt konnte ich sie ja nicht mal halten, das musste mein Partner tun. Worüber ich einerseits heilfroh bin, dass sie eben nicht alleine war, sondern ihren Vater bei sich hatte, trotzdem hatte ich daran schwer zu knabbern.
Manche Frauen sind auf diese ersten Momente auch irgendwie eifersüchtig, das war ich in dem Sinne nicht, sondern bloß traurig und unsicher, ob ich diese ersten Momente mit Baby für mich nachholen kann), aber die Psyche hat, mit Auf und Abs bestimmt einige Wochen gebraucht, hinterher zu kommen.
Unter anderem war da kein Glücksgefühl beim Betrachten des Babys. Ja, es war das Beste von allen und sowieso das Hübscheste, aber es war mir manchmal auch sehr fremd und ich hatte teils ein irrsinnig schlechtes Gewissen, das Kind vielleicht zuwenig zu lieben, weil ich nicht ganz glückstrunken war oder erst mal hauptsächlich mit meinen eigenen Schmerzen von diesem scheiß Kaiserschnitt beschäftigt war.
Eine Geburt wie die Eurer Tochter kann emotional sehr viel anrichten. Ein so schönes Ereignis so richtig schief gelaufen. Auch wenn das Ergbnis ein Tolles ist, der Weg dorthin war eine Katastrophe. Da ist bestimmt viel Angst davor, nochmal so schlimme Dinge zu erleben, da ist vielleicht Angst, das Kind ZU WENIG zu umsorgen, irgendwas zu verpassen, weil man doch schon das Wichtigste verpasst hat. Immer das Gefühl: Ich hätte sterben können oder das Kind.
Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet würde ich komplett verstehen, falls Deine Frau ein wenig "overprotective" wäre und sich schwer täte, das Kind abzugeben oder zur Ruhe zu kommen. Und wenn dem so wäre, könnte ich mir vorstellen, dass diese innere Anspannung, das permanente Habt-Acht um nicht wieder gefühlt die Kontrolle über die Dinge zu verlieren, sich auch ein wenig auf das Kind überträgt und ich auch in Anspannung bei ihm niederschlägt.
Falls meine Überlegungen auf fruchtbaren Boden fallen und nicht komplett an der Situation bei Euch vorbei sind, dann denke ich, dass Du Deine Frau am Meisten unterstützen kannst, in dem Du ihr einerseits immer wieder bestätigst, dass mit ihr nichts verkehrt ist und sie die Lage super meistert und ihr als Ruhepol zu Seite stehst und andererseits darauf schaust oder sie anregst, das Gewesene irgendwo zur Sprache zu bringen. Nein, das sind Dinge, die man eher nicht in der Beziehung verarbeitet, sondern bei jemandem anderen ablädt.
Vielleicht leistet ihr Euch privat eine Nachsorgehebamme oder Doula, die mit schwierigen Geburten Erfahrung hat oder auch ein paar Stunden therapeutisches Ohr oder Deine Frau liest zumindest Bücher oder Foreneinbeiträge von Frauen, die ebenfalls eine sehr belastende Geburt erlebt haben, um zu sehen, dass die Sorgen und Ängste und Selbstvorwürfe danach ganz oft vorkommen und sie damit nicht allein ist und vorallem deshalb keine "schlechte Mutter".
Vielleicht würd das nicht nur ihr helfen, sondern Euch insgesamt.
Jedenfalls alles Gute!
Nachtrag: Oh, und eine Frage wird in dem Zusammenhang dann auch gerne vergessen: Wie geht es eigentlich Dir mit dem ganzen Drama rund um die Geburt, die Angst um Frau und Kind? (Nein, ich erwarte mir keine Antwort, nur so für Dich selbst) Aus meiner subjektiven Wahrnehmung heraus ist für Männer ja der Schlimmste Teil die Hilflosigkeit die eigene Partnerin so zu sehen, die Angst ums Kind steht dabei eher im Hintergrund. Bei Frauen ist das tendentiell umgekehrt, erst das Kind und dann das eigene Befinden. Zwei Betrachtungsweisen, die nicht immer zusammen gehen, wo man bisweilen aneinander vorbei redet, denkt und fühlt.
Mein Partner spricht bis heute nicht über die Geburt unserer Tochter mit mir, obwohl ich es gerne täte, weil ich mich an Vieles so schlecht erinnern kann und den Teil, den ich verpasst hab, für mich selber irgendwie gerne "nachbauen" würde, aber er kann nicht. Mittlerweile akzeptiere ich es, ohne dass es mich noch kränkt. Hat es aber lange. Ich war monatelang insgeheim stinkwütend auf ihn, dass er mir etwas so Wichtiges vorenthält. Heute denk ich mir, dass er, der sehr schwer an seine Gefühle heran kommt, Verdrängen als Bewältigung gewählt hat. Da kann ich ihm leider nicht helfen und er mir nicht.
Vielleicht läuft das bei Euch etwas besser und ihr könnt Euch über beide Seiten des Erlebens austauschen.